Ihre Fotos von Komponisten und Interpreten der Gegenwart prägten über Jahrzehnte das Erscheinungsbild der neuen musikzeitung. Ausgebildet als Schauspielerin am Max Reinhardt Seminar in Wien, war Charlotte Oswald auf vielen Bühnen zuhause und kam erst in einem späteren Lebensabschnitt zur Fotografie. Die betrieb sie dann mit ungeheurer Leidenschaft.
Kein Festival der zeitgenössischen Musik, aber auch kein Salzburg oder Aix-en-Provence, wo sie nicht mit ihrem Equipment auftauchte, zumeist geduldig getragen von Gerhard Rohde, nmz-Chefredakteur und Lebensgefährte Oswalds. Die beiden kannten sich aus frühen Zeiten in Kiel und trafen einander viele Jahre später – nach dem Tod von Oswalds Ehemann – wieder in einer liebevoll-produktiven Lebenspartnerschaft.
Das Besondere an den Fotos von Charlotte Oswald ist nicht in der technischen Umsetzung oder ihren Inszenierungen zu finden, ihre Stärke war es, die Persönlichkeit ihres Gegenübers sichtbar zu machen. Für diesen Nachruf haben Redaktionsmitglieder ihre Lieblingsfotos von Charlotte ausgewählt, deren Entstehungsgeschichten den Rahmen unserer Gedenkseite sprengen würden. In der Nacht zum 8. Mai ist Charlotte Oswald an einem Schlaganfall in ihrem Haus „Zur schönen Aussicht“ in Wiesbaden verstorben.
Für die Redaktion: Andreas Kolb
