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Was hat Liebe damit zu tun?

Untertitel
Zum Tod der Rock ’n’ Soul-Queen Tina Turner
Vorspann / Teaser

In den 80er- und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts lieferte sie den Soundtrack zur Zeit: Tina Turner. Sie bot ein Musterbeispiel dafür, wie man sich erfolgreich aus einer „toxischen“ Beziehung befreien und am Ende weltweit 180 Millionen Tonträger verkaufen kann. Ein afro­amerikanisches Popmärchen mit Happy End, das vor 30 Jahren in dem Biopic „What‘s Love Got To Do With It“ mit Angela Bassett in der Hauptrolle und Laurence Fishburne auch auf der Leinwand erzählt wurde. Ein Film, der auf ihrer Autobiografie „I, Tina“ basierte, in der sie ihre Liebes- und Leidensgeschichte mit Ike Turner erzählt.

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Ike und Tina Turner waren das vermeintliche Traumpaar des Rhythm ’n’ Blues in den Sixties und den frühen Siebzigern. Geboren am 26. November 1939 in Brownsville, Tennessee, als Anne Mae Bullock, war sie in einem baptistischen Umfeld in Knoxville aufgewachsen. Und wie Aretha Franklin sang sie im Chor der Kirche ihres Vaters. Bis sie von Ike Turner „entdeckt“ wurde, der sie 1962 auch geheiratet hat. In dieser Zeit hatte sich die einstige Backgroundsängerin bei den Ikettes längst zur Soul-Shouterin entwickelt. Und Ike & Tina Turner dominierten als „Act“ die Rhythm’n’Blues-Charts. Zu Klassikern des Genres entwickelten sich durch ihre Performance Songs wie „A Fool In Love“ oder „It’s Gonna Work Out Fine“. In den frühen Sixties riss diese Erfolgsserie ab und Ike & Tina Turner wechselten von Label zu Label. Es entstanden zwar weiterhin großartige Aufnahmen, aber der ersehnte Erfolg in den Charts blieb aus.

1966 lud das exzentrische Pop-Genie Phil Spector, der „Erfinder“ der „Wall of Sound“, Ike & Tina Turner ins Studio ein. Es entstand ein Klassiker der Popmusik: „River Deep, Mountain High“, der in den USA aber nur Platz 88 erreichte. In Großbritannien dagegen gab es einen dritten Platz. Später landete die Aufnahme in der Grammy-„Hall of Fame“. 1970 schließlich handelte Ike Turner mit Liberty Records einen Vertrag aus, der das Blatt wendete. Als die Rolling Stones das Duo für ihre US-Tournee buchten, wurden sie plötzlich auch in der Rockwelt wahrgenommen. So entstanden erstklassige Coverversionen von „Come Together“, „Honky Tonk Women“ oder Sly Stones „I Want To Take You Higher“. Besonders funky war ihre Version des CCR-Klassikers „Proud Mary“. Sie beginnen das Intro „nice and easy“, wie Tina Turner ankündigt. Nach über zwei Minuten ändern sie das Tempo und werden „rough“ und ekstatisch. Ihre Fassung von „Proud Mary“ entwickelte sich zum Hit und zum Showstopper bei ihren Auftritten.

Wer in den frühen Siebzigern musikalisch sozialisiert wurde, dürfte Ike & Tina Turner durch „Nutbush City Limits“ kennen gelernt haben. 1973 erklang Tina Turners musikalische Hommage an ihre Heimat aus allen Lautsprechern zwischen Paris, Tokio und München. In jeder deutschen Jukebox stand der Song jahrelang zur Auswahl. Nach ihrem Auftritt als „Acid Queen“ in Ken Russells „Tommy“-Verfilmung zerbrach der „Act“ und Ike und Tina Turner ließen sich scheiden. Und Tina versuchte sich mit anfangs mäßigem Erfolg als Solokünstlerin.

Als Tina Turner 1982 längst zur Ikone der Soul-Musik geworden war, „erinnerten“ sich zwei britische Musiker an die einstige „Queen“ und luden sie zu ihrem neuen musikalischen Projekt ein. Als „British Electric Foundation“ bastelten Craig Marsh und Martyn Ware am Soul-Sound der Zukunft, der sehr nach Retro klang. Mit Tina Turners „Ball Of Confusion“-Version schufen sie den musikalischen Blueprint für ihre weitere Karriere. Ein Jahr später erreichte ihre Version von Al Greens „Let’s Stay Together“ die Top Ten der britischen Charts. Es schien sich etwas anzukündigen. 1983 war das „Thriller“-Jahr gewesen. 1984 wurde zum „Private Dancer“-Jahr. Angeschoben von ihrem ersten Nr. 1-Hit „What’s Love Got To Do With It“ entwickelte sich „Private Dancer“ zum weltweiten Megaseller. Angeblich haben die Produzenten nur 150.000 Dollar in das Album inves­tiert. Es hat sich für alle Beteiligten ausgezahlt. Und Tina Turner wurde zum weiblichen Superstar der 80er-und 90er-Jahre. Sie nahm Duette mit David Bowie und Bryan Adams auf und sang Filmsongs für „Mad Max“ und „James Bond“. In dieser Zeit siedelte sie auch mit ihrem späteren Ehemann Erwin Bach von Köln in die Schweiz um. Dort ist sie am 24. Mai verstorben.

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