„Jugend musiziert“, das ist nicht nur das Synonym für Deutschlands umfassendsten Musikwettbewerb für Nachwuchsmusikerinnen und Musiker. „Jugend musiziert“ steht auch für ein Modell, dass musikalische Förderprojekte von höchst unterschiedlichem Charakter miteinander verbindet: Nach Abschluss der dreistufigen Wettbewerbsphase, mit ihrem Höhepunkt Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, beginnt die Anschlussförderung für Preisträger auf allen drei Wettbewerbsebenen. Neben den Angeboten, die der Deutsche Musikrat selbst für Bundespreisträgerinnen und -preisträger bereithält, hat „Jugend musiziert“ im Laufe der Jahrzehnte eine Reihe von Partnern geworben, die zusammen ein dichtes Netzwerk von Workshops, Meisterkursen und Konzertangeboten bereithalten. Die Konzertreihe „Solist“ in Frankfurt/Oder gehört seit vielen Jahren dazu. Manfred Uhlmann, Vorsitzender des Landesausschusses „Jugend musiziert“ in Brandenburg, der die Reihe 1992 ins Leben gerufen hatte, zieht eine persönliche Bilanz.
Es war nicht nur die euphorische Freude über das größer gewordene Deutschland, die mich im Jahre 1991 als neu installierter (und richtig demokratisch gewählter!) Vorsitzender des Landesausschusses „Jugend musiziert“ Brandenburgs an die Tür des Philharmonischen Orchesters Frankfurt (Oder) klopfen ließ, um dort nachhaltiges Interesse und die Bereitschaft für eine kontinuierliche Pflege ausgewählter Talente zu wecken. Über Jahrzehnte hatte ich bereits miterlebt, mit welcher bestechenden Intensität sich die Musiker dieses Klangkörpers der Ausbildung und Integration junger entwicklungsfähiger Musikschüler widmen. Und so fand ich bei GMD Nikos Athinäos sofort offene Ohren, eine neue Konzertreihe ins Leben zu rufen, in der jährlich erste Preisträger des Bundeswettbewerbs als Solisten mit diesem renommierten und pädagogisch erfahrenen Klangkörper musizieren können. Der „Handel“ war schnell geschlossen: „Jugend musiziert“ liefert erstklassige honorarfreie Solisten und das Orchester bindet diese neue Konzertform jährlich im Herbst verbindlich in seinen Dienstplan ein. So standen ein Jahr später am 11. August bei der Premiere von „Solist’92“ vier junge Erste Preisträger des Bundeswettbewerbes auf dem Solistenpodium vor dem Orchester.
Für sich betrachtet, ist daran sicher kaum Außergewöhnliches zu erkennen, schließlich öffnen sich erfreulicherweise zahlreiche Orchester der musizierenden Jugend. Ich denke, das Besondere (und vielleicht Einmalige in Deutschland) ist die jährliche Kontinuität unserer Konzertreihe, ihre Farbigkeit und die Möglichkeit, einmal „alle Sätze“ konzertieren zu dürfen. Auf Grund der rotierenden Wettbewerbsausschreibungen lässt sich bereits im voraus kalkulieren, welche Solo-Kategorien den jeweiligen „Solist-Konzerten“ ihren Charakter verleihen. In diesem Jahr waren es die Streichinstrumente, Schlagzeug und Akkordeon, die das Programm bestimmten.
So sind inzwischen seit Beginn der Konzertreihe 65 erste Preisträger der Bundeswettbewerbe aus elf verschiedenen Bundesländern jeweils im Herbst nach Frankfurt an die Oder gereist, um nach mehrtägigen Proben mit unserem Orchester zu konzertieren. In der Regel sind es vier oder fünf Preisträger, die wir gemeinsam mit den Bundes-Fachjuroren für jedes der Konzerte auswählen. Jedoch gibt es auch interessante Ausnahmen, wie zum Beispiel Doppelkonzerte, wenn in der Wettbewerbs-Ausschreibung Duo-Besetzungen möglich sind. Der Konzeption unserer Konzertreihe sind wir treu geblieben und auch das Engagement des Orchesters ist nach 13 Konzertjahren ungebrochen, obgleich wirtschaftliche Zwänge die Terminreservierungen immer komplizierter machen.
Die Veränderungen sind anderer Art: Aus dem „Philharmonischen Orchester“ wurde 1995 das „Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt“ als ein Qualitätssiegel für herausragende Leistungen. Und neuer GMD ist seit 2001 Prof. Heribert Beissel, der nicht nur das Leistungsvermögen des Orchesters weiterentwickelt hat, sondern auch den jungen Solisten ein beneidenswert erfolgreicher „Mentor“ ist. Und noch eine weitere Veränderung ist zu vermerken: Die Leistungen der Solisten sind in den Jahren gewachsen, sind reifer und anspruchsvoller geworden. „Das sind keine Nachwuchstalente, das sind die Stars auf den Konzert-Podien von morgen“, honoriert GMD Beissel die Leistungen „seiner“ Solisten.
Gegenwärtig gehen wir an die Vorbereitung von „Solist 2005“. Wir hoffen, „Solist“ auch in den kommenden Jahren finanzieren zu können, denn Reise- und Übernachtungskosten, Betreuung der Solisten, Programmdruck, Orchester-Leihmaterial und Werbung fordern ihren Preis.
Mit Hilfe der Landesregierung Brandenburg (der Ministerpräsident ist Schirmherr des Landesprojektes „Jugend musiziert“), des OSGV und örtlicher Sponsoren konnte bisher das Notwendige dieser inoffiziellen „Anschlussmaßnahme des Bundeswettbewerbs“ finanziert werden. Bundesgeschäftsstelle und Projektbeirat haben bisher mit verbalen Anerkennungen nicht gegeizt und ich bin mir sicher, dass uns aus München für „Solist“ irgendwann auch materielle Hilfe zuteil werden wird, – damit auch weiterhin erste Preisträger vom Bundeswettbewerb als Solisten an die Oder reisen können.