Der Landesausschuss Bayern „Jugend musiziert“ e.V. hatte bereits 2016 zum ersten Mal einen Workshop für Juroren des Landeswettbewerbs angeboten. Dabei ging es vorrangig um die Abläufe bei der Bewertung und Beratung der Teilnehmer. Aufgrund der positiven Resonanz wurde heuer erneut eine Fortbildung angeboten, die strukturell vollkommen anders aufgebaut war.
Seit vielen Jahren werden beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Bayern die Beratungsgespräche in der Regel nach der Ergebnisbekanntgabe angeboten (bundesweit erfolgt die Bekanntgabe nach den individuellen Beratungen). Aus der Erfahrung heraus, dass sich nachträgliche Beschwerden von Wettbewerbsteilnehmern überwiegend auf den Ablauf dieser Beratungsgespräche und nicht auf die Bewertung als solche beziehen, stand die Sensibilisierung der Juroren bei diesem heiklen Thema im Vordergrund. Moderiert wurde diese Fortbildung von Thomas Rietschel, ehemaliger Präsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, heute Kulturberatung „Take Part“.
Simuliertes Vorspiel
Zu Beginn wurden vor allen der knapp 40 Juroren drei Wertungsspiele von Mitgliedern des Bayerischen Landesjugendorchesters aus drei unterschiedlichen Kategorien simuliert. Daraufhin teilten sich die Juroren in insgesamt sieben Jurys auf und bewerteten nach den „Jugend musiziert“-Richtlinien alles Gehörte. Anschließend erfolgte im Plenum die Ergebnisbekanntgabe. Interessanterweise waren die Ergebnisse der einzelnen Jurys bei allen drei Wertungen trotz unterschiedlicher Instrumentenzugehörigkeit beinahe identisch.
Anschließend wurden die beiden Ensembles und die Pianistin von den für sie zuständigen Jurys beraten. Diese Beratungsgespräche wurden mit Videokameras aufgenommen. So konnten sich sowohl die Ensembles als auch die Jurys ihre eigene Beratung noch einmal anschauen und intern auswerten. Ihre Ergebnisse formulierten sie dann für das Abschlussplenum. Neben den von den Jurys vorgeschlagenen Diskussionsthemen war vor allem das Feedback der jugendlichen Teilnehmer hochinteressant, die sehr differenziert und klar ihre Eindrücke der jeweiligen Beratungsgespräche vor dem Plenum darlegten. Die sich daraufhin anschließende Debatte zeugte von der Sinnhaftigkeit dieser Vorgehensweise, da den Juroren durch die Sicht der Jugendlichen Dinge vor Augen geführt wurden, die sie im realen Wettbewerbsgeschehen nie bekommen können.
Positive Resonanz
Die allgemeine Resonanz sowohl auf Seiten der Juroren als auch der jungen Musiker war durchwegs positiv. Selbst alterfahrene Juroren, die auf allen Wettbewerbsebenen jahre- und jahrzehntelang tätig sind, gingen bereichert und neu motiviert aus diesem Workshop, der in dem inmitten Bayerns gelegenen Tagungshotel in Kleedorf/Nürnberger Land veranstaltet wurde.
Die bisweilen im Vorfeld geäußerten Bedenken, dass einzelne Juroren vorgeführt werden könnten, hat sich nicht ansatzweise bewahrheitet. Es herrschte vielmehr eine große Offenheit und Bereitschaft, konstruktiv über Verbesserungen im Ablauf und das eigene Verhalten nachzudenken.
Der Landesausschuss Bayern „Jugend musiziert“ e.V., der die Kosten dieser Weiterbildung trug, wird aufgrund des großen Erfolges und der ausschließlich positiven Rückmeldungen weiterhin Workshops anbieten, um den Wettbewerb auf Landes- und auch auf Regionalebene weiter zu optimieren; denn im Vordergrund muss für diese pädagogische Maßnahme immer der Blick auf die jugendlichen Musikerinnen und Musiker gerichtet bleiben. So wird der Wettbewerb mit seinen Beratungsgesprächen nicht zum Podium der Selbstdarstellung wichtiger Musikerpersönlichkeiten, die in der Jury sitzen.