neue musikzeitung: Wie geht der DTKV mit solchen Problemen um?
Stephanie Dathe: Der DTKV in Sachsen hat sich der existenziellen Probleme von Musikern seit Jahren angenommen, trotzdem ist es zum Beispiel bereits schwierig, Gespräche auf Augenhöhe mit den Verantwortlichen der oben geschilderten Situation zu führen, da das heiße Eisen zwischen allen Beteiligten hin und her geschoben wird – vom jeweiligen Stadt- oder Gemeinderat auf die Leitung der Musikschule, von der auf die staatliche Förderrichtlinie und das vom Rat bewilligte Budget, vom zuständigen Ministerium auf die Möglichkeiten des Kulturraumgesetzes und die kommunale Selbstverwaltung, die kommunalen Räte und ihre jeweiligen Bürgermeister, vom Verband deutscher Musikschulen auf die einzelne Mitgliedsschule und so weiter. Umso mehr sieht der DTKV Sachsen hier eine seiner Hauptaufgaben darin, weiter das Gespräch zu suchen und zugleich mutig, engagiert und öffentlich auf Verbesserungen zu drängen. Bei der Anwendung der veränderten GEMA-Gebühren hat der DTKV für seine Mitglieder erhebliche Verbesserungen erzielen können. Diese bestehen nicht nur in 20 Prozent Ermäßigung, wenn bei Veranstaltungen der DTKV als Partner einbezogen wird, sondern noch viel wirksamer in der kritischen Begleitung der Bemessungsgrundsätze für die Gebührenbescheide, wobei hier die Gestaltungsspielräume weit über die 20-Prozent-Ermäßigung hinausreichen. Darüber hinaus fehlt es jedoch an guten Ansätzen, die erheblichen Mehrbelastungen für Bühnenkünstler beziehungsweise Veranstalter durch die veränderte Bemessungspraxis aufzufangen, was zu erheblichen Einbrüchen der Auftrittsmöglichkeiten unserer Mitglieder geführt hat. Auch hier werden wir uns weiter engagieren.
Nicht zuletzt bringt sich der DTKV Sachsen wieder aktiv in das allgemeine Musikleben in Sachsen ein – mit regelmäßigen, anspruchsvollen Schülerkonzerten der Privatlehrer, in der Begleitung und Unterstützung von Veranstaltungen durch Mitglieder, künftig mit einer eigenen, kleinen Projektförderung und nicht zuletzt durch regelmäßige Fortbildungsangebote für Musiker, die begleitend zu den Mitgliederversammlungen nicht nur Mitgliedern offenstehen. Dafür benötigen wir Partner, die Räume bereitstellen, sich als Ko-Veranstalter engagieren, Referenten stellen, die Angebote bewerben und verschiedenes andere mehr.
Wir fanden hervorragende Partner, deren Aufzählung den Rahmen sprengen würde: Ob Instrumentenhändler, Bibliotheken, Anwaltskanzleien, Versicherungsagenturen, Kirchgemeinden, Schulen, Museen … – die Bereitschaft zur Unterstützung unserer Anliegen ist groß, und wir sagen allen unseren Partnern und Unterstützern Danke. Besonders gilt jedoch unser Dank der wunderbar entwickelten, offenen, vertrauensvollen und außerordentlich professionellen Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle und dem Präsidium des Sächsischen Musikrats (SMR) !
Schrittweise hat sich der DTKV Sachsen so wieder einen festen Platz im sächsischen Musikleben erarbeitet, er wird als kompetenter, verlässlicher und konsequenter Vertreter der Interessen des Berufsstandes wahr- und ernst genommen, worüber wir sehr froh sein können!
nmz: Kulturwirtschaftsberichte, die Enquete-Kommissionen zur Kultur in Deutschland, Statistiken und viele Musiker machen öffentlich: Künstler in Deutschland, Musiker und Musikpädagogen leben überwiegend in prekären Lebensverhältnissen, ihr Einkommen zählt zu den niedrigsten im Lande, obwohl ihre hohe Qualifikation unbestritten, die Bedeutung von Musikschaffen und Musikvermittlung gesellschaftlich hoch gelobt wird. Wo sehen sie die Aufgabe des DTKV?
Dathe: Gerade in den letzten Jahren hat sich die Lage der mehrheitlich freiberuflichen Musiker wieder so verschärft, dass immer mehr hochqualifizierte Musiker von öffentlichen Wohlfahrtsleistungen abhängig werden, ja ihren Beruf sogar ganz aufgeben. Das gefährdet nicht nur die Betroffenen, sondern die Vielfalt hochwertiger musikalischer und musikpädagogischer Angebote in der Gesellschaft.
Hier öffentlich, vernehmbar und überzeugend den Finger in die Wunde zu legen, die Verantwortlichen in den Kommunen, im Land und im Bund auf die Ursachen der Missstände aufmerksam zu machen, Vorschläge für eine bessere Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Musikberufe, eine neben den fachlichen auch an wirtschaftlichen, organisatorischen und rechtlichen Herausforderungen orientierte Ausbildung von Musikern zu machen und nicht zuletzt Musiker umfassend zu beraten und ihre Interessen auch in Einzelfällen wirksam zu vertreten, ist unser Anliegen.
Das kann nicht in Sachsen allein gelingen, sondern nur wenn alle Landesverbände sowie der Bundesverband in diesen Fragen mit einer Stimme sprechen. Deshalb engagiert sich der DTKV Sachsen auch im neu gegründeten DTKV-Bundesfachausschuss zur Verbandsentwicklung und hat sich mit vielen Beschlussvorlagen für die Bundesdelegiertenversammlungen dieser Entwicklung gewidmet.