Er ist Bassist, seit kurzem Schatzmeister des DTKV Hessen, Beisitzer im DTKV-Regionalverband Marburg und Mitgründer sowie Geschäftsführer der Tonkunst Akademie Gießen, einer privaten Musikschule mit über 300 Schüler:innen. Geboren in Süditalien, aufgewachsen nahe Monza und geprägt von Heavy Metal und Rock, fand Marco Lorusso schließlich seine große Liebe im Latin- und Jazz/Fusion-Bereich. Heute lebt er in Mittelhessen, wo er unterrichtet, produziert und mit verschiedenen Projekten auftritt. Für den DTKV Hessen sprach Ute-Gabriela Schneppat mit Marco Lorusso.
Bass, Beats und Verbandsarbeit
Deutscher Tonkünstlerverband Hessen: Marco, dein musikalischer Weg führte dich von Heavy Metal und Rock hin zu Latin und Jazz – was hat dich an dieser Vielfalt gereizt?
Marco Lorusso: Musik war für mich von Anfang an ein Weg, meinen Platz in der Welt zu finden. Zuerst habe ich diesen Platz in Rock und Heavy Metal entdeckt – die Energie der Musik und die Community dahinter gaben mir das Gefühl, dazuzugehören. Später hat mich meine Neugier weitergetragen: Alles, was spannend klang und etwas in mir auslöste, wollte ich verstehen. So kam ich zu Funk und HipHop, zu lateinamerikanischer Musik und schließlich zu Jazz und Fusion. Entscheidend war für mich immer, dass Musik eine Botschaft trägt – in Texten wie auch in Klangfarben und Atmosphären – und dass diese Botschaft mich innerlich bewegt. Mein Wunsch ist es, diese Wirkung weiterzugeben: Menschen mit Musik so zu inspirieren, wie ich selbst inspiriert wurde, und ihnen zurückzugeben, was mir Musik geschenkt hat – Selbstbewusstsein, Mut und Zugehörigkeit.
DTKV Hessen: In der Tonkunst Akademie leitest du eine Musikschule mit Fokus auf Popularmusik. Was ist dir dabei besonders wichtig?
Lorusso: Wir setzen auf zwei Schwerpunkte: niederschwelligen Zugang zu Musik und Kultur sowie faire Arbeitsbedingungen. Für die Schüler:innen bedeutet das Unterricht für alle Niveaus – individuell angepasst an ihre Ziele und Lebenssituation. Es gibt keine starren Lehrpläne oder Lernpflichten, sondern ein Umfeld, in dem Kreativität wachsen kann. Für unsere Lehrkräfte heißt das: Freiheit in der Unterrichtsgestaltung, faire Vergütung durch direkte Verträge mit den Schüler:innen und kurze, informelle Kommunikationswege. Natürlich ist es herausfordernd, trotz individueller Ansätze Austausch zu fördern – doch gerade das macht unsere Arbeit spannend.
DTKV Hessen: Seit Frühjahr bist du Schatzmeister des DTKV Hessen und außerdem im Regionalverband Marburg aktiv. Was hat dich motiviert, dich ehrenamtlich einzubringen?
Lorusso: Für mich steht die Zusammenarbeit zwischen Musiker:innen im Mittelpunkt. Gerade in der Rock-,
Pop- und Jazzszene habe ich festgestellt, dass viele Kolleg:innen Berufsverbände kaum kennen – dabei sind sie entscheidend, um unsere Berufe zu schützen und zu stärken. Engagement, Ehrenamt und auch Mundpropaganda sind notwendig, damit die Verbände handlungsfähig bleiben. Das Herrenberg-Urteil hat mir deutlich gemacht, wie sehr unserer Branche oft das Gefühl einer gemeinsamen Stimme fehlt. Deshalb halte ich es für entscheidend, dass wir enger zusammenarbeiten und als Gemeinschaft auftreten. Mein Ziel ist es, dieses Gefühl der Zugehörigkeit und des Zusammenhalts zu schaffen und zu bewahren.
DTKV Hessen: Wenn du nach vorn schaust: Welche Projekte oder Ziele liegen dir aktuell besonders am Herzen?
Lorusso: Wir wollen die Tonkunst Akademie weiterentwickeln – mit neuen Angeboten für Kinder und Jugendliche, aber auch mit Ensembles wie unserem Ukulele-Orchester oder speziellen Bandprojekten. Daneben liegt mir die Arbeit im DTKV sehr am Herzen: Wir brauchen Antworten auf Fragen wie faire Bezahlung, das Verhältnis von Honorararbeit und Anstellung und die langfristige Sicherung unseres Berufs. Dafür halte ich eine Modernisierung des Verbandes für notwendig, um neue Mitglieder zu gewinnen und allen Kolleg:innen die Sicherheit eines starken Berufsverbandes zu geben. Und natürlich bleibt das Musizieren selbst für mich essenziell: Mit Projekten wie der Jazz-Formation Skuá!, der Balkan-Swing-Band Turbo Sapienowa sowie Fusion- und Pop-Projekten wie Note Goats und Malberg möchte ich weiterhin aktiv sein und mich neuen Herausforderungen stellen.
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