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Dein Theater braucht dich!

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Das Publikum bleibt aus – Kultur in der Krise
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In der Zeit der Lockdowns und Restriktionen hofften viele darauf, das ausgehungerte Publikum würde nach der Pandemie wieder zahlreich und enthusiastisch in die Kulturveranstaltungen strömen.

Das Gegenteil passiert jetzt – flächendeckend und spartenübergreifend gibt es einen dramatischen Publikums-Schwund im Vergleich zu „Vor-Corona“. Ob es nun an Virenangst liegt (besonders bei den Älteren), ob an Geldsorgen, Zukunfts­ängsten (Inflation und Ukraine-Krieg hinterlassen ihre Spuren) oder auch an einer gewissen eingeübten Faulheit beim Ausgehen: Die Konsequenz ist ein kultureller Einbruch, den das Land so noch nicht erlebt hat.

Derweil liest oder hört man erstaunt von ausverkauften Stadion-Konzerten, gefragten Open-Air-Festivals oder rauschenden Premieren an Opernhäusern. Von Menschen, die der Kultur nicht besonders nahestehen, vernehme ich: „Kultur? Läuft doch gut!“ oder auch „Veranstalter müssen eben das machen, was die Leute auch sehen wollen“. Die Realität ist ungefähr so: Sehr begehrte oder kommerzielle Events, die man vor Corona dreifach hätte verkaufen können, werden noch voll – aber man kommt jetzt auch über die Abendkasse noch rein. Das Gros der Veranstaltungen, die früher gut besucht oder auch mal ausverkauft waren – sie bleiben nun halb oder zu zwei Dritteln leer. Spielpläne werden daher überall gekürzt und ausgedünnt, „risikoreichere“ Abende gestrichen. Manche subventionierten Theater verschenken gar Tickets, damit es im Parkett nicht so leer aussieht. Nun muss diesen Winter auch noch Energie gespart werden, Kos­ten explodieren - viele Säle sollen daher gar nicht mehr beheizt werden. Von Kollegen höre ich, dass ihnen wieder Absagen ins Haus flattern für geplante Auftritte im Winter- begründet mit der Energie-Knappheit. Noch schlimmer sind allerdings die aktuellen Absagen wegen mieser Verkäufe, weil sie meist sehr kurzfristig erfolgen.

In der Außenwirkung wird bei den Absagen meist nicht der wahre Grund genannt, der da lautet: schlechter Ticketverkauf – obwohl es genau das ist, was am Ende jegliche Wirtschaftlichkeit zerschießt. Stattdessen werden oft „technische Gründe“ oder „Erkrankung“ angegeben. Die Wahrheit gilt für viele Veranstalter als gefährliche Anti-Werbung mit abschreckendem Potential. So wird das Problem im Kleinen vielfach verschleiert und es entsteht global ein falsches Bild. Wäre es nicht wichtig, der Öffentlichkeit reinen Wein einzuschenken? Die Menschen müssen besser verstehen, dass sie als Publikum selber ein Teil des Kulturlebens sind und dass ihr Wegbleiben die Kultur existentiell gefährdet. Wenn die Vielfalt unseres Kulturangebots überleben soll, muss das Publikum zurückkommen!

In der Hoch-Zeit der Pandemie hat der Staat Kampagnen geschaltet, die dazu bewegen sollten, zu Hause zu bleiben. Sicherlich hat sich die Kulturpolitik dann große Verdienste erworben, Probleme zu lindern – etwa mit Programmen wie «Neustart Kultur». Doch wäre jetzt nicht eine konzertierte, ähnlich humorvoll gestaltete Image-Aktion denkbar? „Kultur? Sei dabei!“ oder „Dein Theater braucht Dich heute!“ Eine kreative, bundesweite Kampagne, die Ängste zerstreut und zum Besuch von Live-Kultur ermuntert könnte ein ernsthafter Ansatz und wichtiger Baustein zur Überwindung der Krise sein.  

 

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