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Die schönsten Blumen blühen im Verborgenen

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Ein Interview mit Markus Kreul und Guido Schliefen zum Europäischen Musikworkshop Altomünster
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Altomünster. Das Anliegen des Europäischen Musikworkshops Altomünster, der dieses Jahr im April zum siebten Mal stattfand, ist die Förderung der instrumentalen und vokalen Kammermusik sowie des künstlerischen Austauschs.

Altomünster. Das Anliegen des Europäischen Musikworkshops Altomünster, der dieses Jahr im April zum siebten Mal stattfand, ist die Förderung der instrumentalen und vokalen Kammermusik sowie des künstlerischen Austauschs. Markus Kreul, künstlerischer Leiter des Projekts und Workshopdozent für Klavier, und Guido Schiefen, Professor für Violoncello an der Hochschule in Luzern und Workshopdozent für Violoncello, gaben einen Einblick in das Projekt und die Zusammenarbeit mit den Teilnehmern und Dozenten. Aus dieser gemeinsamen Arbeit fanden im Rahmen der einwöchigen Veranstaltung sechs Konzerte in Altomünster und Dachau statt, bei denen sowohl die Teilnehmer als auch die Dozenten auftraten.   
DTKV
: Warum gibt es den Europäischen Musikworkshop Altomünster? Was sind die Hintergründe und weshalb findet er in Altomünster statt?
Markus Kreul: Seit einigen Jahren lebe ich in Altomünster und habe diesen Ort lieben gelernt. Ich engagiere mich gerne für Projekte, bei denen jugendliche Nachwuchsmusiker zusammenkommen, um ihre Fertigkeiten und ihr Musikverständnis zu vertiefen.
Diesen Workshop nun ganz bewusst auf Kammermusik auszurichten, war uns ein großes Anliegen, da Kammermusik auch in der professionellen Musikerausbildung immer noch vernachlässigt wird und nicht genug Raum bekommt.
Hinzu kommt die lokale Einbindung. Der Landkreis Dachau ist ein großer Landkreis in Bayern und hat im Grunde keine Musikschule, die Talenten aus der Region ein Forum bieten könnte. Darüber hinaus ist der EUMWA ein europäisches Projekt.
 DTKV: Welche Ziele verfolgt der Workshop?
 Kreul: Die Nachwuchsförderung durch die intensive Beschäftigung mit Kammermusik. Ich habe bei Projekten als Dozent oft erlebt, dass beispielsweise bei einem Meisterkurs für Klavier und Kammermusik diese zugunsten des Solorepertoires in die Ecke gedrängt wird.
Guido Schiefen: Das kann ich nur bestätigen als Hochschullehrer. Es ist wirklich so, dass die Kammermusik gerade bei den Studierenden selber gerne ins Hintertreffen gerät, weil man doch insgeheim denkt, das Wichtigste ist, dass ich mein Probespielkonzert am intensivsten übe und mich vor allem damit beschäftige und das perfektioniere.
Dieser Gedanke steht bei den meis-ten im Vordergrund. Kammermusik macht man sozusagen zur Freude nebenbei oder, noch schlimmer, wegen der Creditpoints, die man in dem universitären System braucht. Dass man sich deswegen damit überhaupt beschäftigt, in diesem Fall sogar notgedrungen etwas intensiver – dieser Mentalität möchten wir hier in anderer Weise begegnen, so dass die Kammermusik im Zentrum steht und dass man wirklich aus Liebe zur Sache daran feilt mit der nötigen Ruhe und der richtigen Einstellung dazu.
 DTKV: Möchten Sie den Workshop auch in anderen Städten anbieten?
 Kreul: Der EUMWA gehört nach Altomünster, das macht ja in gewisser Weise auch den Reiz aus.
Schiefen: Genau, das ist ja auch der Charme der Sache, dass es nicht in unmittelbarer Nähe eines Ballungszentrums stattfindet. Sondern, dass hier herum Natur ist und es irgendwo doch den Eindruck einer gewissen Abgeschiedenheit vermittelt – im positiven Sinne. Das ist ja heutzutage sehr selten.
Die Vorstellung, dass die schönsten Blumen nur im Verborgenen blühen, geht vielen Menschen ab. Das ist aber genau das, was wir hier praktizieren. Gerade in der Abgeschiedenheit kann manchmal das Besondere und Schöne erst entstehen.
 

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