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Flächendeckende Talentsuche

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Stephanie Dathe hielt einen Vortrag über Freie Musikpädagogen in der DDR bei der D-A-CH Tagung
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Stephanie Dathe, Diplompädagogin und Pianistin sowie Vorsitzende des DTKV-Sachsen hielt bei der D-A-CH Tagung einen Vortrag über die „Bedeutung des freien Musikpädagogen in der Vergangenheit und Gegenwart – speziell in der DDR.“ Sie stellte in einer gründlichen Analyse das System der Musikerziehung in der DDR und dessen Auswirkungen auf die heutige Musikschullandschaft in den neuen Ländern dar, gewürzt mit ebenso humorvollen wie zum Nachdenken anregenden Zitaten aus den von ihr geführten Interviews mit ehemaligen Lehrkräften und Schülern.

Wie weit die zentrale Steuerung und flächendeckende Nachwuchssicherung ging, dass oft schon sehr früh über Zukunft und Berufsziel von Kindern entschieden wurde, kam ebenso zum Ausdruck wie die durchaus auch gegebene Möglichkeit, im System der Musikerziehung künstlerische und geistige Freiräume, eine berufliche Existenz als Bühnenmusiker oder Pädagoge zu suchen und zu finden. Und nicht zuletzt fand sich so manche Erklärung für die zum Teil fehlende Anerkennung, die freie Musikpädagogen als Honorarlehrer in den neuen Ländern zum Beispiel in den aus DDR-Strukturen hervorgegangenen Musikschulen fanden, hatten die Freien Musikpädagogen in der DDR doch häufig eine ganz andere Stellung im System der Musikerziehung und oft auch ein anderes Qualifikations­niveau als heute. Hier mit Selbstbewusstsein und Engagement das heutige Berufsbild, die sehr hohe Qualifikation und die gleichwertigen Aufgaben der Freien Musikpädagogen aktiv zu vermitteln ist eine wichtige Schlussfolgerung aus der Problemanalyse.
Dass die flächendeckende, systematische Talentsuche und -förderung im DDR-System Chance und Begrenzung für musikalische Talente zugleich darstellte, dass Leistungsorientierung und planmäßige Entwicklung der jungen Künstler mit Bevormundung und Einschränkung verbunden waren, dass früh und oft endgültig über Lebens- und Berufswege entschieden wurde, machte viele der versammelten Pädagogen nachdenklich und betroffen. Zugleich waren die angestrebten und teilweise auch erreichten Ziele einer flächendeckenden Talentsuche, der systematischen Frühförderung von chancenreichen künftigen Berufsmusikern und ihrer Befähigung für ein Musikstudium, ihre Bühnenreife oder einer der in der DDR möglichen musikalischen Berufsabschlüsse deutlich erkennbar. Hier entzündeten sich in den folgenden Workshops neue Gedanken aus dem sowohl historischen als auch internationalen Vergleich der verschiedenen Systeme der musikalischen Bildung in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Für den DTKV in Sachsen ergibt sich auch aus der historischen Betrachtung, wie wichtig sein Engagement für eine stärkere öffentliche Wahrnehmung der Leistungsfähigkeit, Qualität und Dimension der freiberuflichen musikpädagogischen Arbeit ist. Diese Akzeptanz und öffentliche Wahrnehmung der Leistungen freier Musikpädagogen zu erzielen, ist somit ebenso bedeutsam wie die Sicherung der wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die freien Musikberufe und die Verhandlungen mit staatlichen Stellen, Kommunen, dem VdM und den Musik-Hochschulen zur Verbesserung der Honorare und sozialen Absicherung für Berufsmusiker und Musikpädagogen in Honorarverhältnissen an Einrichtungen dieser Träger.

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