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Mit einfachen Tricks herausfordernde Zeiten überstehen

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Schwierige Zeiten erfordern viel Selbstfürsorge – will man sie erfolgreich bestehen
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Was haben wir in den letzten Jahren seit Ausbruch des Coronavirus alles durchleben müssen: Wir wurden von einem Augenblick zum anderen in eine neue Zeit katapultiert. Alles, was selbstverständlich in unseren beruflichen und vieles, was in unseren privaten Leben war, gab es auf einmal nicht mehr oder war nicht mehr möglich. Wir haben alle innerhalb kürzester Zeit unglaublich viel neu lernen müssen, um den neuen Anforderungen an uns halbwegs gerecht werden zu können. Das Ganze unter einem enormen Druck, in Isolation und oft verbunden mit Existenzangst.

Jetzt wagen wir vorsichtig wieder nach vorne zu schauen. Aber der berühmte Silberstreifen am Horizont ist nur mit sehr großem Optimismus zu erahnen. Präsenter sind die dunklen Wolken, die sich am musikalischen Himmel vor allem der selbstständig arbeitenden Musikpäda­gog*innen auftürmen in Gestalt des drohenden Verlusts der Umsatzsteuerbefreiung und der flächendeckenden Einführung der Ganztagsschule auch für Grundschüler bis 2026.

Wenn ich in der letzten Zeit mit Kollegen und Kolleginnen gesprochen habe, fällt immer wieder eine Bemerkung, dass Mann oder Frau eine ungeheure Erschöpfung spürt. Natürlich freut man sich über die Lockerungen. Es wird aber kaum oder nur mit großer Anstrengung die Kraft aufgebracht, sich den neuen Herausforderungen durch den Wegfall der Beschränkungen zu stellen.

Ist das verwunderlich? Nein. Es wäre verwunderlich, wenn die zurückliegende Zeit keine Spuren hinterlassen hätte. Außerdem ist es ja nicht so, dass wir nahtlos an das Vorherige anknüpfen könnten: Der Konzertbetrieb kommt für die Freelancer nur sehr stockend wieder in Fahrt. Die Unterrichtssituation hat sich bei einigen Instrumenten mitnichten normalisiert. Dazu kommt nun die Ungewissheit, welche Auswirkungen der Krieg in der Ukraine auch hierzulande haben wird.

Förderungen seitens der hessischen Landesregierung gibt es nach wie vor. Diese zielen zum einen darauf, den Konzertbetrieb wieder anzustoßen. Sie helfen dadurch indirekt den konzertierenden Musiker*innen. Stipendien für Einzelkünstler und Ensembles, wie es 2020 und 2021 durch Arbeits-, Projekt- und Brückenstipendien der Hessischen Kulturstiftung gab, sind derzeit in Hessen nicht vorgesehen. Die Fördertöpfe für musikalische Bildung in Hessen stehen inhaltlich eher für niederschwellige Angebote, nicht für den klassischen Instrumentaleinzelunterricht.

Burnout kündigt sich an

Umso wichtiger ist es, gerade jetzt etwas für die eigene körperliche und seelische Gesundheit zu tun. Sonst droht der Zusammenbruch, das Burnout. Ein Burnout kommt nicht von heute auf morgen. Er kündigt sich an. Es gibt klare Signale, an denen man erkennen kann, wie gefährdet man ist. Es ist eine Spirale in zehn klar definierten Stufen vom Zwang, sich selbst zu beweisen bis zur völligen Erschöpfung. Deutliche Warnsymptome sind etwa die Verdrängung von Misserfolgen und Enttäuschungen, das Gefühl nie Zeit zu haben, freiwillig unbezahlte Mehrarbeit, Einschränkung sozialer Kontakte, Verleugnung eigener Bedürfnisse, chronische Müdigkeit, Resignation oder Antriebs- und Energiemangel.

Das Gute ist, dass wir eine der mächtigsten Hilfen gegen das Burnout quasi per Beruf schon zwangsweise aufrufen müssen. Denn wir müssen üben. Durch das motorische Erlernen neuer musikalischer Inhalte wird im Gehirn das „Glückshormon“ Dopamin freigesetzt. Es wäre also schon ein guter Schritt, um die eigene Gesundheit zu stärken, sich ein neues Stück auszusuchen und dieses einzustudieren.

Bewegung ist ein weiteres Mittel, aktiv dem Burnout vorzubeugen. Denn Bewegung hat nachweislich eine antidepressive Wirkung. Durch die mit Bewegung verbundene Endorphin-Ausschüttung wirkt Bewegung wie ein natürlicher Betablocker. Diese vorbeugende Wirkung erzielt man bereits ab 60 Minuten moderatem Ausdauertraining. Optimal wären insgesamt 180 Minuten moderates Ausdauertraining pro Woche. Also einfach mehrmals die Woche eine Runde um den Block drehen und dabei stramm gehen reicht schon dafür aus.

Ein weiteres, ganz banales Mittel ist ausreichend trinken. Hier ist die Faustregel als Trinkmenge das eigene Gewicht mal 30 ml pro Tag zu nehmen. Davon am besten die Hälfte bis zur Mittagszeit, um die körperlichen Prozesse optimal zu unterstützen. Und natürlich die erforderliche Flüssigkeitsmenge nicht in Form von Prosecco oder Zuckerwasser, sondern am besten in Form von ungesüßtem Wasser oder Tee zu sich nehmen.

An Apple a day keeps the doctor away - das trifft auch bei der Burnout-Prophylaxe zu. Frisches Obst und Gemüse sind dabei das Wichtigste. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 2 Portionen Obst und 3 Portionen Gemüse pro Tag. Eine gute Ernährung ist gerade in stressigen Zeiten wichtig, denn der Körper hat einen erhöhten Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen.

Den Tag strukturieren

Einfach umzusetzen, kostenlos, aber Goldwert gegen Stress und Burnout: den Tag durch Pausen strukturieren. Der Körper arbeitet nicht immer gleich effizient. Phasen der Aktivität wechseln sich mit Phasen der Regeneration ab. Wenn dieser sogenannte BRAC-Rhythmus bei der Strukturierung des Tages berücksichtigt wird, kann man nicht nur besser und effektiver arbeiten, sondern gleichzeitig den Stresspegel senken. Einfach mal ausprobieren: Regelmäßig nach 90 Minuten eine Minipause von zriak 5 Minuten einlegen und mittags bzw. zur Mitte des Tages eine mindestens 30-minütige Pause machen. Leider ist eines der wichtigsten Mittel gegen das Burnout zwar kostenlos erhältlich, aber meist gerade in stressigen Zeiten gestört: der Schlaf. Im Schlaf sollte Körper und Geist regenerieren und die Erlebnisse des Tages verarbeitet werden. Ist Ihr Schlaf gestört, sollten Sie versuchen zunächst die Regeln der Schlafhygiene einzuhalten: Nach 17 Uhr keine koffeinhaltigen Getränke und abends ein leichtes, gut verdauliches Essen zu sich nehmen, eine angenehme Atmosphäre und Temperatur im Schlafzimmer schaffen, gegebenenfalls abdunkeln, körperliche und geistige Aktivitäten allmählich vor dem Schlafengehen verringern, blaues Licht vor dem Schlafengehen vermeiden und nur ins Bett gehen, wenn man müde ist. Regelmäßige körperliche Aktivität ist übrigens auch schlaffördernd. Falls das noch nicht hilft, kann man ggf. mit schlaffördernden Naturheilmitteln unterstützen. Da aber massive Schlafstörungen auch von verschiedenen Krankheiten ausgelöst werden können, sollte man hier auf jeden Fall ärztlichen Rat hinzuziehen.

„Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein“, so Voltaire. Glück ist unsere schärfste Waffe gegen Stress und Burnout. Und Glück ist trainierbar! Alles was wir wahrnehmen, fühlen oder denken verändert unser Gehirn. Selbst wenn wir nur so tun, als ob. Das Gehirn unterscheidet zum Beispiel nicht, ob ein Lächeln aufgesetzt ist oder aus dem Herzen kommt. Die Hormonausschüttung ist die gleiche. Daher wirkt die indonesische Lächelmeditation wunderbar stimmungsaufhellend, selbst wenn es einem gar nicht nach Lächeln zumute ist. Und das beste Mittel, um glücklich zu sein, ist bekanntlich gute Musik – am besten natürlich selfmade! In diesem Sinne: Achten Sie auf sich! Tun Sie sich etwas Gutes! Machen Sie viel Musik und etablieren Sie gute Gewohnheiten. Dann schaffen auch Sie es gesund durch diese merkwürdigen und stressigen Zeiten.

 

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