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Nicht allein ein bemerkenswerter Komponist

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Zum Tod von DTKV-Vizepräsident Professor Jürgen Ulrich
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Die Jahre des berufsqualifizierenden Musikstudiums und die anschließenden ersten beruflichen Wirkungsstätten zeichnen bei Jürgen Ulrich den Weg eines einfallsreichen, vielseitigen Komponisten vor. Wiederum lassen sie erkennen, dass er sich auch immer berufen und verpflichtet fühlt, all‘ das, was er in sich trägt, in sich entwickeln und reifen lässt, nach außen weiterzuvermitteln.

Da ist der eine Schuloper komponierende 15-jährige Jüngling. Der die Fächerkombination Komposition, Gehörbildung und Theorie absolvierende Musikstudent. Der an internationalen Wettbewerben erfolgreich teilnehmende vorwärts strebende junge Komponist. Und schließlich der außergewöhnlich befähigte Pädagoge.

In dieser letztgenannten Funktion wird er zunächst tätig an verschiedenen Fortbildungsakademien, darunter an der Landesmusikakademie Nordrhein-Westfalen, an der er Qualifizierungsmaßnahmen der Laienmusik maßgeblich einrichtet und betreut. Gekrönt wird dieser Zweig seines Wirkens mit der Berufung auf eine Professur für Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik Detmold. Gar bald übernimmt er dort die Leitung des Studienganges für Musikschullehrer und selbständige Musiklehrer. 50-jährig wählt ihn der Hochschulsenat in das Amt des Prorektors, das er bis zu seiner Emeritierung inne hat.

Jürgen Ulrich hinterlässt ein umfangreiches Oeuvre, das auch eine beachtliche Reihe von Kammermusik- und Orchesterwerken enthält, die für Laien konzipiert und von Laien ausführbar sind und die dennoch in kompositionstechnischer wie in künstlerischer Hinsicht höchsten Ansprüchen gerecht werden.

Der Deutsche Tonkünstlerverband verliert mit Vizepräsident Prof. Jürgen Ulrich ein außergewöhnlich hochgeschätztes Präsidiumsmitglied.

Auf besondere Weise verdienstvoll war sein Wirken hinsichtlich des DTKV-Manuskriptarchivs, das er sowohl als absolut fairer und kompetenter Gutachter mitprägte und bei dessen Ausweitung auf die Musikwerkstatt der Humperdinck-Gesellschaft Siegburg – ein purer Glücksfall für diesen wertvollen Notenbestand – er eine entscheidende Mittlerrolle einnahm.

Im Auftrag des Deutschen Tonkünstlerverbandes hatte er langjährig Sitz und Stimme im Projektbeirat „Jugend musiziert“ des Deutschen Musikrates. Damit war ihm Einflussnahme auf die inhaltliche wie organisatorische Gestaltung dieses größten deutschen Jugendwettbewerbs gewährt, und zwar ganz im Sinne der durch ihn vertretenen Verbandsmitglieder aus dem Kreis der festangestellten wie freiberuflich tätigen Musiklehrerinnen und Musiklehrer.
Auch sahen wir uns in Präsidiumssitzungen nie gezwungen, gehörig vertrackte, kaum lösbar erscheinende Probleme leichtfertig vom Tisch fegen zu müssen. In solchen Situationen war es häufig Jürgen Ulrichs Mischung aus Zurückhaltung, Witz, Ernsthaftigkeit, Heiterkeit und tiefer Besonnenheit, die eine hintergründige Atmosphäre schuf, in der dann doch akzeptable Lösungen völlig überraschend möglich wurden. Er ließ sich schlichtweg für vieles in Anspruch nehmen ...

Den Mitgliedern des DTKV wird es leicht fallen, ihren Kollegen Professor Jürgen Ulrich in wacher und sehr dankbarer Erinnerung zu behalten. Wir werden diese Erinnerung sorgsam pflegen.

Der Zukunft der Familie Ulrich gelten alle unsere guten Wünsche.

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