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Nur wer perfekt ist, wird geliebt?

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Kindermusiktheater „Tinte, Tod und Teufel“ feiert im Juni Uraufführung auf Zollverein
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100 Kinder aus verschiedenen Essener Chören, dazu professionelle Solisten und Orchestermusiker und ein außergewöhnlicher Bühnenraum: Das Kindermusiktheater „Tinte, Tod und Teufel“ ist ein außergewöhnlicher Beitrag zum diesjährigen Reformationsjubiläum. Im Auftrag des Evangelischen Kirchenkreises Essen haben die Komponistin Karin Haußmann und der Autor Holger Metzner eine beeindruckende Kinderoper verfasst, gedankenreich und bewegend, anspruchsvoll und mitreißend. Die Uraufführung findet am 17. Juni auf Zollverein, Halle 12, statt.

Zur Geschichte: Muriel und Matti haben ihren Vater verloren. Matti glaubt nun, er müsse ein perfektes Kind sein, damit seine Mutter ihn liebe. Um das zu erreichen, folgt er einem Fürsten in eine geheimnisvolle, mittelalterliche Welt. Muriel, die ihrem verstorbenen Vater Briefe mit Feder und Tinte schreibt, will ihren Bruder wiederfinden. Sie begibt sich auf eine abenteuerliche Suche, auf eine Jagd buchstäblich durch Himmel und Hölle. 

Nur wer perfekt ist, wird geliebt? Eine furchtbare Vorstellung. Es sind Martin Luthers Ansichten zur Rechtfertigungslehre, die Autor Holger Metzner beim Schreiben seines Librettos für das Kindermusiktheater „Tinte, Tod und Teufel“ ins Zentrum gestellt hat. Der Gedanke, dass wir Menschen wenig tun können und müssen, um ein Recht zu haben, auf dieser Welt zu sein. „Dieser Kampf um Anerkennung und Liebe ist ja auf einer ganz profanen Ebene alltäglich: Schon Kinder stehen unter enormem Leistungsdruck“, erklärt Metzner. Welche Erleichterung bringe da der Gedanke, dass mein Wert als Mensch eben nicht an meiner Leistung hängt. Aber es ist nicht Luther, der im Stück seine Überlegungen äußert, der Reformator selbst taucht allenfalls in Zitaten auf. „Ich wollte, dass es die Kinder sind, die von sich aus auf diese Ideen stoßen“, sagt Metzner. 

„Tinte, Tod und Teufel“ nähert sich Luther und seinen reformatorischen Ideen nicht biografisch-rückblickend. Welche Anknüpfungspunkte gibt es für Kinder heute? Das war der Leitgedanke für Holger Metzner beim Schreiben. Und Karin Haußmann hat entsprechend eine Musik komponiert, die vom Heute aus denkt. Moderne Musiksprache verbindet sich mit eingängigen Melodien. Stilistisch ist die bildhafte Komposition vielfältig, weit entfernt bleibt die Musik vom populären Musical. Kinder auf und vor der Bühne werden bei „Tinte, Tod und Teufel“ ernst genommen. „Auch anspruchsvolle Lieder können Kinder gut lernen, wenn sie musikalisch stimmig und überzeugend sind. Kinder können wirklich gut singen – vor allem, wenn sie so professionell geführt werden wie diese Chöre.“ Die Qualität der Kinderchöre sei exzellent, beobachtet die erfahrene Komponistin. 

Karin Haußmann führt ihre Werke im In- und Ausland auf. Die Essener Komponistin lehrte Musiktheorie, Gehörbildung und Komposition für Lehramtsstudenten an der Folkwang Universität der Künste. Im Rahmen von Workshops und im Einzelunterricht leitet sie Kinder und Jugendliche beim Komponieren an.  

Holger Metzner ist Autor, Regisseur, Dramaturg, Filmemacher und Medienpädagoge. Er lebt in Karlsruhe. Mit Kindern arbeitet er regelmäßig in Theater- und Filmprojekten. Zum ersten Mal arbeitet er zusammen mit Karin Haußmann. 

Komposition: Karin Haußmann. Libretto und Regie: Holger Metzner. Ausführende: Judith Hoffmann (Sopran), Hagen, Goar Bornmann (Bariton), Kinderchöre des Ev. Kirchenkreises Essen, ein Kammerorchester. Musikalische Leitung: Stefanie Westerteicher. Assis­tenz: Sabine Rosenboom, Anne Roth, Tatiana Varshavskaya. 

Uraufführung: 17. Juni, 17 Uhr; Weitere Vorstellung: 18. Juni, 17 Uhr; Aufführungsort: UNESCO-Welterbe Zollverein, Halle 12, Gelsenkirchener Straße 181; Dauer: ca. 1 Stunde (keine Pause); Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 12,50 Euro; Vorverkauf: Empfang im Haus der Evangelischen Kirche, III. Hagen 39, (9 bis 16 Uhr; größere Gruppen werden um vorherige Reservierung gebeten unter Telefon 0201 / 2205-0), sowie Musik Gläsel, Hohenzollernstraße 56, Telefon 0201 / 77 55 25.

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