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Sinfonisches mit Hee Jung Kim & Peter Florian

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Bisher kein Angebot für eine Zukunftsperspektive an die junge koreanische Pianistin
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Mit einem fulminanten Konzert im Ruller Haus, einem kleinen Kulturzentrum vor den Toren von Osnabrück, verabschiedet sich das Klavierduo „Hee Jung Kim & Peter Florian“ von seinem treuen Publikum. Fatale Umstände erzwingen dieses voraussichtlich letzte Konzert eines Osnabrücker Tastenduos, welches das vierhändige Klavierspiel weit über die Stadtgrenzen hinaus neu belebt hatte. Es scheint in der Hansestadt keine Zukunftsperspektive für die noch junge koreanische Pianistin zu geben. Weder am Institut für Musik, noch an der Städtischen Musikschule wurde ihr ein festes Anstellungsverhältnis als Klavierlehrerin geboten. So geht Kim zuück in ihre Heimat.

Allerdings bietet sich unter diesen Umständen die Gelegenheit, einmal Joseph Haydns Sinfonie Nr. 45 in f­­-Moll, die „Abschiedssinfonie“, in einer vierhändigen Fassung vorzuführen. Dramatisch gestrafft interpretieren die Pianisten das thematische Material des Allegro assai. Schweifend und nachdenklich klingt das Adagio, zupackend ein Menuetto. Besonders feurig kommt das Presto daher. Hätte Haydn mit einem zweiten, abschließenden Adagio nicht besondere Absichten verknüpft, wäre das bereits ein überzeugender Schlusspunkt. Doch im Laufe dieses Adagios mussten seinerzeit alle Spieler der damaligen Hofkapelle, einer nach dem anderen, ihre Plätze verlassen, bis nur zwei Geiger übrig blieben. Da hatte Fürst Esterhazy verstanden! Und endlich wurde den Musikern der verdiente Urlaub gewährt.

Weit mehr nach Aufbruch klingt die vierhändige Klavierfassung von Johannes Brahms’ 1. Sinfonie, op. 68 in c-Moll. Ernst wirkt der erste Satz. Wo die Klangfarben eines Orchesters fehlen, schärft das Pianistenduo rhythmische Strukturen und betont die dynamischen Kontraste. Das Andante sostenuto erfreut mit melodiöseren Passagen, die länger auf einer Harmonie verweilen. Beim Allegretto grazioso spürt man erstmals jenen liebenswerten Ton, mit dem Brahms seine späteren Sinfonien zum Erfolg führte. Im Schlusssatz kehrt der Ernst des Beginns zurück, doch jetzt findet er einen hymnisch erlösten Ausdruck. Das Klavierduo lässt sein Publikum hautnah miterleben, wie Brahms endgültig das Tor zu seiner ureigenen Sinfonik aufstößt.

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