Zeitgenössische Musik hat auf den internationalen Konzertpodien, in Rundfunksendungen und in Verlagsprogrammen einen schweren Stand – das ist nichts Neues, umso mehr, als heutzutage das Diktat des Marktes und der Wirtschaftlichkeit auch die vermeintlichen Nischen des Kulturbetriebs erreicht hat. Da war es 1980 eine weitsichtige Entscheidung, als der Deutsche Tonkünstlerverband für seine Mitglieder das Manuskriptearchiv gründete, das im 23. Jahr seines Bestehens mittlerweile zirka 1.600 Werke enthält.
Zeitgenössische Musik hat auf den internationalen Konzertpodien, in Rundfunksendungen und in Verlagsprogrammen einen schweren Stand – das ist nichts Neues, umso mehr, als heutzutage das Diktat des Marktes und der Wirtschaftlichkeit auch die vermeintlichen Nischen des Kulturbetriebs erreicht hat. Da war es 1980 eine weitsichtige Entscheidung, als der Deutsche Tonkünstlerverband für seine Mitglieder das Manuskriptearchiv gründete, das im 23. Jahr seines Bestehens mittlerweile zirka 1.600 Werke enthält. Ziel des Archivs ist „die Förderung der Autoren von bisher unverlegten Werken der Musik und Musikliteratur durch Schaffung eines Musikarchivs im DTKV, aus welchem Musikverleger, Musikerzieher, Musiklehrer, musikausübende Künstler und Laien mit noch unverlegten Werken bekannt gemacht werden sollen. Auf diese Weise soll es den Autoren erleichtert werden, mit ihrem Werk an die Öffentlichkeit zu treten und dafür einen Verleger zu finden. Ein unmittelbarer finanzieller Gewinn wird mit diesem Vertrag von keiner Seite erstrebt.“ (aus der Präambel des Vertrags zwischen DTKV und Autor).Die im Archiv enthaltenen Werke reichen von Musik für ein Instrument solo über Kammermusik bis hin zu den kompletten Aufführungsmaterialien großer Orchesterwerke (Partitur und Stimmen). Auch kirchenmusikalische, musikdramatische, musiktheoretische und musikpädagogische Werke sind im Archiv vertreten. Das Manuskriptearchiv versteht sich aber nicht nur als Dienstleistung für die Komponisten unter den DTKV-Mitgliedern. Ein wichtiger Aspekt des Archivs ist die Heranführung der Interpreten, und da vor allem des musikalischen Nachwuchses, an Neue Musik. Immer wieder stehen Musiklehrer vor der Situation, dass sie für den Wettbewerb “Jugend musiziert“ spielbare Literatur im Bereich der Neuen Musik suchen – hier kann das Manuskriptearchiv eine Lücke schließen.
Worin liegt der Unterschied zwischen Werken im Manuskriptearchiv und Kompositionen, die in Verlagen publiziert werden? Prof. Jürgen Ulrich, Mitglied der Aufnahmekommission des DTKV für das Manuskriptearchiv, hält es für zwingend notwendig, dass sich die Kompositionen aus dem Archiv gegenüber einer Verlagsproduktion behaupten können. Ein Verlagslektor hat neben der originären Qualität des vorgelegten Manuskripts jedoch immer auch zu beachten, ob ein Stück zu dem Verlagsprofil passt, ob die Besetzung eine gewisse Erwartung beim Verkauf zulässt, ob der Schwierigkeitsgrad zum Erwartungshorizont der Verlagskunden passt und entscheidet somit nach anderen Kriterien als das Archiv; der Vergleich zwischen einem konsistenten Verlagsprogramm gegenüber der eher sammelnden Funktion einer Bibliothek mit daraus resultierender Stilpluralität liegt nahe.
Auch wenn heutzutage angesichts leicht verfügbarer Notensatzprogramme und schnell vervielfältigter Noten das Monopol für die Verbreitung eines neuen Werkes längst nicht mehr nur beim Verlag liegt oder liegen muss, braucht der Komponist ohne Verlagsanbindung doch Verbreitungsmöglichkeiten. Und hier bietet der gedruckte Katalog des Manuskriptearchivs, der in regelmäßigen Abständen durch Nachträge ergänzt beziehungsweise neu aufgelegt und vom Verband jeweils an alle wichtigen Multiplikatoren gesandt wird, gute Möglichkeiten.
In letzter Zeit sind in größerem Umfang kammermusikalische Werke von Waldram Hollfelder für verschiedene kleinere, auch ausgefallenere Besetzungen aufgenommen worden. Außerdem hat das Archiv begonnen, Nachlässe von Komponisten zu archivieren, darunter die Werke von Wolfgang Jacobi als auszugsweisen Teilnachlass und die gesamten Werke von Richard Mader (die Aufnahme der Opera 1–89 ist abgeschlossen) und Alfred Zehelein (der Bestand op. 1–108 ist de facto in München, ab November werden die ersten Werke zu bestellen sein, die chronologische Einarbeitung des Bestandes in den Katalog wird Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein).
Der Katalog 2000 inklusive kumulierter Ergänzungsliste 7/2002 ist für 5,20 Euro (inklusive Porto/Verpackung) beim DTKV zu bestellen (Anschrift siehe oben; die Bestellung ist auch über die Internetadresse möglich; der Katalog 2003 erscheint Ende dieses Jahres). Das zweite und jedes weitere Bestellexemplar des Katalogs wird mit 2,60 Euro berechnet. Sofern bei einer Notenbestellung zugleich ein Katalog angefordert wird, wird dieser ebenfalls zum Preis von 2,60 Euro abgegeben. Die gewünschte Literatur bestellt der Benutzer bei der Bundesgeschäftsstelle; gegen eine Bearbeitungsgebühr werden die Noten dann zugeschickt.
Welche Auswirkungen das Internet und eigene Homepages langfristig auf die vertrieblichen Bemühungen von Komponisten haben – darüber kann man gegenwärtig nur spekulieren. Als Serviceleistung des Verbandes für seine Mitglieder bedeutet das Manuskriptearchiv im Moment für Komponisten jedenfalls sicher eine zusätzliche Möglichkeit, ihre Werke einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Und Interpreten finden hier eine zusätzliche Gelegenheit, sich über Neue Musik verschiedenster Schwierigkeit und Besetzung zu informieren.