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Stimmungsvolles mittelalterliches Spektakel

Untertitel
Preisgekrönte zeitgenössische Kammermusik für Laien und Schüler (2)
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Michael Schmidt, als Trompeter, Leiter einer Musikschule und Lehrbeauftragter für Instrumentaldidaktik für Blechblasinstrumente mit der Materie bestens vertraut, stellt im folgenden Text die drei prämierten Werke für Blechbläserquartett vor:

Der Landesverband Nordrhein-Westfalen des DTKV feierte 1998 sein 50-jähriges Jubiläum mit einem Kompositions-Wettbewerb. Aufgerufen wurde zur Komposition zeitgenössischer Kammermusik, die dennoch für Laien und Schüler spielbar sein sollte (etwa „Mittelstufe“), um so das Repertoire neuer Werke zu erweitern. Der Wettbewerb war in den beiden Sparten Streichquartett (vgl. nmz 2/2000, S. 23) und Blechbläserquartett ausgeschrieben. Insgesamt sechs Werke – drei in jeder Sparte – wurden von der Jury als preiswürdig ausgezeichnet. Michael Schmidt, als Trompeter, Leiter einer Musikschule und Lehrbeauftragter für Instrumentaldidaktik für Blechblasinstrumente mit der Materie bestens vertraut, stellt im folgenden Text die drei prämierten Werke für Blechbläserquartett vor: Tino Mönks’ „Serenade für Blechbläserquartett“ (2 Trp., Horn, Pos.) hat die Sätze I. fanfare, II. elegie, III. funk-dance, IV. notturno, V. finale. Das sehr stark auf Sekundreibungen aufgebaute Stück ist für fortgeschrittene jugendliche Instrumentalisten eine Herausforderung, aber auch eine Bereicherung der zeitgenössischen Literatur für diese Besetzung. Den einzelnen Instrumentalisten wird am meisten der Rhythmus zu schaffen machen, das interessante klangliche Ergebnis wiegt die Mühe allerdings auf. Der Tonumfang, die Ausdauer und die Technik sind moderat gestaltet, die Intonation dagegen bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Wird dies von den Interpreten beachtet, zeigt sich die Komposition von Tino Mönks als für Blechbläser klanglich gut geeignetes, motivierendes Stück. Während in den ersten beiden Sätzen eine den Blechbläsern bekannte Rhythmik vorherrscht, ist im 2. Satz jeder Bläser mit sehr synkopischen Stimmen auf sich allein gestellt. Die gelegentlich im gleichen Rhythmus geschriebenen Stellen haben dadurch eine um so beeindruckendere Wirkung. Sehr auf Klang angelegt ist der 4. Satz. Das rasante Finale (5. Satz) mit vielen Taktwechseln beendet das interessante Stück.

Stefan Johannes Walter, „Kleine Suite – naturalistisch...“ für Blechbläserquartett (2 Trp., Horn, Pos.) ist in drei Sätzen geschrieben: I. Morgendlicher Ausblick – ohne Erwartung, II. Seltsames Bächlein, nahezu unwirklich, III. Virengleich – immer wieder, erneut. Das freitonal komponierte Stück stellt hohe Anforderungen an das Zusammenspiel. Beginnend mit einem bläsertypisch rhythmischen Signal (Achtel – zwei Sechzehntel), wird dieses Motiv filigran weitergeführt.

Der zweite Satz ist sehr abwechslungsreich gestaltet und mit vielen Effekten wie Glissandi, Dämpfer und Verzierungen versehen. Ungewöhnlich für einen langsamen Satz ist auch die Artikulation. Der letzte Satz fordert von allen Interpreten höchste Aufmerksamkeit. Man meint, das Wesen der Viren zu spüren, wenn die Stakkatoeinsätze der hohen Bläser auf den ruhigen Klangteppich des tiefen Blechs stoßen. Die „Kleine Suite“ ist eine gelungene Komposition und empfehlenswert für Hörer und Interpreten.

Andreas Bürgels „Zinnenspiel. Ein Burgfest“, für Blechbläserquartett (2 Trp., Horn, Pos.) erhielt in dieser Besetzung den ersten Preis im Kompositionswettbewerb. Bürgel hat mit seinem Stück ein mittelalterliches Gemälde mit sechs verschiedenen Szenen geschaffen. Mit traditioneller und moderner Kompositionstechnik lässt er die einzelnen Titel der Sätze Wirklichkeit werden.

Die „Ankunft“ beginnt eindrucksvoll in rhythmischen Quartklängen. Beim „Einzug der Damen“ sieht man die Ritterfrauen, dargestellt durch ein volksliedhaftes Thema, würdevoll in die Halle schreiten. Ein strahlender F-Dur-Akkord beendet diesen Satz. Zwei rasante, gegenläufige Ostinati (wie Morsezeichen) kündigen das „Festgelage“ an. Ein ruhiges, breites Thema von Horn und Posaune bildet das Fundament und bestimmt den festlichen Charakter. Rhythmische Impulse und Taktarten wechseln einander ab und lassen ein turbulentes Fest vermuten. Der vierte Satz, „Ritterspiele“, führt noch einmal zu einem Höhepunkt des Stückes. Traditionelle Fanfarenmotive werden modern dargestellt. Man kann das mittelalterliche Spektakel förmlich vor Augen sehen. Aber auch die Ritter werden einmal müde. Sehr stimmungsvoll, sogar fast romantisch beginnt der fünfte Satz „Zur Nacht“. Der „Morgendliche Aufbruch“ beendet diese wirklich sehr gelungene mittelalterliche Darstellung.

Auch junge Musiker im Bereich der Mittelstufe werden an diesem Stück ihre Freude habe, was vom Schwierigkeitsgrad her durchaus möglich ist. Ich bin sicher, das „Zinnenspiel“ wird bald bei einigen Ensembles im Repertoire zu finden sein.

Notenmaterial: Das Quartett von Andreas Bürgel ist im Manuskripte-Archiv des DTKV (Adresse s.o.) zu beziehen; die beiden Werke von Tino Mönks und Stefan Johannes Walter über die Komponisten (Tino Mönks, Weiherhofstr. 14, 79104 Freiburg; Stefan Johannes Walter, Hauptstr. 248, 69117 Heidelberg)

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