Alle zwei Jahre brodelt die kleine klingende Residenz Weikersheim nur so vor Kreativität: Opernzeit! Schon im Herbst des Vorjahrs wirft die Junge Oper Schloss Weikersheim im Rahmen der Internationalen Opernakademie der JMD ihr Licht voraus.
„Die Fledermaus“ – Verwirrspiel fordert Einsatz
Aus aller Welt bewerben sich junge Gesangstalente um die Teilnahme, 160 waren es für „Die Fledermaus“, 100 von ihnen lud die JMD im November zu einem intensiven szenischen Workshop und Vorsingen ein. Es ging schon da nicht nur um die Karrierechancen, sondern auch ums Gesamtverständnis von Bühnenspiel, Teambildung, Opernfeeling. In der Frühjahrsarbeitsphase der hochkarätigen Opernakademie mit 18 ausgewählten jungen Sängerinnen und Sängern geht es um mehr als „nur“ die Qualität der Stimmen: Ein glaubhaftes Ganzes muss sich entwickeln.

Oho! – Prinz Orlofski (hier: Julia Hing) zieht die Strippen und lässt die fein-falsche Gesellschaft tanzen. Foto: JMD
Ein echtes Feuerwerk soll’s werden, ein leichtfüßig beschwipster Tanz auf dem Vulkan mit Csárdás-, Polka-, Walzerseligkeit – und das in einer Zeit, in der das Publikum selbst oft den Eindruck haben dürfte, halb blind am Rand der Gluten entlang zu balancieren. Was hat „Die Fledermaus“ mit dem Jetzt zu tun? Sehr viel, so Regisseur Dominik Wilgenbus während der Frühjahrsarbeitsphase: Die Uraufführung fand 1874 kaum ein Jahr nach dem Platzen der Spekulationsblase der Gründerzeit im nach wie vor gebeutelten Wien statt. Gleichzeitig seien es bleibend aktuelle Themen, die Johann Strauss und die Librettisten Karl Haffner und Richard Genée gestalteten: Falschheit, Lüge, Ehrgeiz, Kränkung und Rachegelüste. „Im Wiener Walzer walzte sich ein Jahrhundert zu Tode“, ergänzt der musikalische Leiter Dirk Kaftan, GMD des Beethoven Orchesters und der Oper Bonn. Und: „Der doppelte Boden unter der Leichtigkeit macht die große Musik aus.“ Das Streben nach dem paradiesischen Rausch: Damals wie heute oft auf dem wackligen Boden von Lügen. Fake News. Auch wenn das Damals viel gemein hat mit dem Jetzt, steht keine modernistische Inszenierung auf dem Programm. Allenfalls etwas „weniger rüschig“ werde die Aufführung. Schließlich sollen die angehenden Opernprofis auch lernen, mit den ungewohnten Abendroben nach Entwürfen von Kostümbildnerin Uschi Haug umzugehen, auch im Frack und wallenden Stoffen zu singen, tanzen und überzeugend als Rosalinde oder Ida, als Prinz Orlofski oder Gabriel von Eisenstein zu agieren.

Dominik Wilgenbus – bei den Proben immer auch selbst in Aktion. Foto: JMD
Regisseur Wilgenbus, der für die Junge Oper Schloss Weikersheim bereits Rossinis „La Cenerentola“, Mozarts „Don Giovanni“ und „Die Hochzeit des Figaro“ inszenierte, hat ein gutes Händchen für den Umgang mit jungen Künstlern. Ausprobieren, sehen, was sie anbieten, ermutigend korrigieren, weiterführen. Singend glaubhaft jemanden anzurempeln und zu Fall zu bringen, braucht Übung und Tipps von mehreren Seiten: Regisseur, Dirigent und Choreograph Giovanni Corrado sind gleichermaßen gefragt, auch den aufmerksamen Blick von Kostümbildnerin Uschi Haug gilt es zu berücksichtigen.

Dirk Kaftan – freundlich ermutigend und in jedem Detail mit enormem Lerneffekt für die jungen Sänger:innen. Fotos: JMD
Feinfühlig steuert Dirigent Kaftan die entwickelte Spiel- und Gesangsenergie nach, führt die Sängerinnen und Sänger tiefer hinein in das vielschichtige musikalische Gewebe. Nahezu alle Rollen sind doppelt, der Part des Prinzen Orlofski sogar dreifach besetzt – gut fürs Publikum, falls kurzfristig jemand ausfallen sollte, vor allem aber für die 18 angehenden Profis, die möglichst viel echte Bühnenerfahrung sammeln wollen.
Ab der Sommerarbeitsphase stoßen noch ein internationaler Projektchor und das Bundesjugendorchester dazu und machen die Produktion auf Profiniveau komplett.
Karten für Vorstellungen vom 24. Juli bis 3. August 2025 im Weikersheimer Schlosshof sind erhältlich unter www.jmd.info.
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