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Studierende beim Band-Coaching an der Uni Augsburg. Foto: Johannes Meyer
Studierende beim Band-Coaching an der Uni Augsburg. Foto: Johannes Meyer
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„We will rock you!“

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Uni Augsburg geht neue Wege in der Lehramtsausbildung zur Praxis Populärer Musik
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Populäre Musik ist aus dem schulischen Musikunterricht nicht mehr wegzudenken. Die Schüler sollen „dort abgeholt werden, wo sie stehen“, also auch in ihrer musikalischen Lebenswirklichkeit. Einen wichtigen Platz nimmt hierbei das praktische Musizieren von Rock-Pop-Songs ein – in der Regel angeleitet durch eine in populärer Musik erfahrene Musiklehrkraft. Nicht selten verfügen angehende Musiklehrerinnen und -lehrer zu Beginn des Studiums über nur wenige bis keine Erfahrungen im praktischen Umgang mit Rock-Pop-Musik.

Dies betrifft sowohl den Umgang mit klassischem Rock-Pop-Instrumentarium als auch das gemeinsame Musizieren in einer Band. Dementsprechend fehlt vielen die Souveränität, die bereits beim Präsentieren von Songs wünschenswert wäre und für das sachkundige Unterrichten unabdingbar ist. Dem soll mit einem neuen Kurskonzept zur Praxis populärer Musik abgeholfen werden, das an der Universität Augsburg entwickelt wurde und seit dem Wintersemester 2016/17 zum Lehrangebot für alle Studierenden mit Lehramt Musik gehört. Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollen „Berührungsängste“ verlieren und zielgerichtet auf Herausforderungen des unterrichtlichen Umgangs mit populärer Musik vorbereitet werden. 

Team–Teaching in Seminar und Bandworkshop

Dabei kooperieren zwei Dozierende, ein zweistündiges Seminar wird kombiniert mit einem Bandworkshop. In Letzterem können die Studierenden in Kleingruppen erste praktische Erfahrungen mit den gängigsten Band-instrumenten sammeln (E-Gitarre, E-Bass, Keyboard, Schlagzeug) und diese im gemeinsamen Bandmusizieren unter Anleitung weiterentwickeln. Hierfür stehen drei mit entsprechendem Instrumentarium ausgestattete Bandräume zur Verfügung, die auch zum individuellen Üben und Proben genützt werden können. Bereits am Beginn der Arbeit werden die Studierenden durch die Lehrpersonen unterstützt, um eine ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechende Auswahl von Songs treffen zu können. Geachtet wird dabei etwa auf den Schwierigkeitsgrad des Drumpatterns, Akkordwechsel in der Keyboard- oder Gitarren-Stimme oder Begleitmuster in der E-Bass-Stimme. Auf dieser Grundlage erarbeiten die Bandmitglieder ein Leadsheet und entwickeln anschließend gemeinsam ein ihren individuellen Fähigkeiten angepasstes Arrangement. Ergänzt mit Hintergrundinformationen zu Song und Interpret werden die erarbeiteten Songs dann im Seminar vor dem Plenum präsentiert. Dabei gilt ein rotierendes Prinzip: Jedes Bandmitglied muss jedes Instrument spielen können. Ziel soll dabei nicht sein, dass die Instrumente bis zur Perfektion beherrscht werden. Vielmehr ist der Fokus des Kurses auf das gemeinsame Bandspiel, den gemeinsamen „Groove“ und ein qualitativ ansprechendes musikalisches Gesamtergebnis gerichtet. Im Plenum wird gemeinsam an der Optimierung der Bandpräsentation gearbeitet. Kursleitung und Studierende geben Rückmeldungen und verbessern dadurch schrittweise Details des Arrangements und der Performance. Sowohl im Seminar als auch im Begleitworkshop werden außerdem theoretisches und praktisches Wissen zu Tontechnik und Verkabelung vermittelt, damit die Studierenden Routine im Umgang mit dem Rock-Pop-Equipment gewinnen können. Das Kurskonzept ist eingebettet in einen größeren hochschuldidaktischen Zusammenhang: Gemäß dem Kurstitel „Praxis populärer Musik“ steht hier das praktische Musizieren im Vordergrund. Weitere Aspekte eines sach- wie schülergerechten Umgangs mit der Thematik „populäre Musik“ werden in Veranstaltungen wie „Didaktik populärer Musik“ und „Geschichte populärer Musik“ vermittelt.

Effiziente Arbeit und individueller Lernerfolg

In den vergangenen beiden Semes-tern zeigte sich in mehrfacher Hinsicht, dass die Kombination von Seminar und Workshop sowie das Lehren im Team sehr effektives Arbeiten mit hohen individuellen Lernerträgen ermöglichen.

Dadurch, dass individuell auf die ins­trumentalen Fähigkeiten der jeweiligen Studierenden eingegangen werden kann, ist es möglich, das Arrangement des ausgesuchten Songs differenziert anzupassen, ohne auf ein attraktives Musizierergebnis verzichten zu müssen.

Dank des rotierenden Prinzips wird es außerdem jedem Bandmitglied gleichermaßen auferlegt wie ermöglicht, sich nicht nur am „Lieblingsinstrument“, sondern auch an den jeweils anderen Bandinstrumenten weiterzuentwickeln. Zudem werden spezifische Interaktionsmuster zwischen Mitgliedern einer Band trainiert und der gemeinsame fachliche Austausch gefördert. Längerfristig gesehen tragen der Kurs und die dabei gewonnenen Erfahrungen im Umgang mit Bandtechnik auch dazu bei, dass das uniinterne Rock-Pop-Equipment geschont wird und weniger häufig repariert oder ersetzt werden muss.

Mittels einer kursinternen Evaluation zum Ende des Wintersemesters 2016/17 wurde auch durch die Studierenden bestätigt, dass das neu entwickelte Kurskonzept sich hinsichtlich des praktischen Bandmusizierens „auszahle“. Die Mehrzahl der Teilnehmenden stufte die Kombination aus Seminar und Workshop als besonders effizient ein und gab an, von der detaillierten Arbeit und dem konstruktiven Feedback zu profitieren. Neben dem Lernzuwachs beim Einblick in Bandtechnik und den Erfahrungen an verschiedenen Bandinstrumenten wurde aber auch erwähnt, dass der Kurs, insbesondere das gemeinsame Musizieren, den Studierenden Spaß bereitet habe.

Im Sinne einer Qualitätsoptimierung des Studienangebots wurden außerdem auch Verbesserungsvorschläge der Studierenden erfragt und das Lehrangebot dementsprechend angepasst.

Aufgrund des positiven Feedbacks und der hohen Nachfrage von Seiten der Studierenden wurde der Kurs „Praxis populärer Musik“ im Sommersemester 2017 fortgeführt und soll auch zukünftig fester Bestandteil des Lehrangebots sein. Nicht zuletzt soll dadurch – neben einer fundierten Ausbildung der zukünftigen Musiklehrkräfte im praktischen Bandmusizieren – eine sich mittlerweile entwickelnde Band-„Kultur“ an der Universität Augs­burg gefördert und weiter ausgebaut werden.

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