Eine der Reaktionen auf den PISA- Schock Anfang des neuen Jahrtausends war, landauf landab, die Kindertagesstätte nicht mehr nur als besseren Aufenthaltsort für Kinder bis zum Eintritt in die Schule, sondern sie als Bildungseinrichtung mit einem völlig neuen Anspruch zu sehen.
Neben Maßnahmen wie etwa dem Führen eines Sprachlerntagebuchs für jedes Kind und den jährlich wiederkehrenden Entwicklungsgesprächen, hat die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Berlin ein Bildungsprogramm für Kitas aufgelegt, in dem sieben Bildungsbereiche verankert sind – Körper, Bewegung, Gesundheit – Bildnerisches Gestalten – Soziale und kulturelle Umwelt – Kommunikation: Sprachen, Schriftkultur und Medien – mathematische Grunderfahrungen – naturwissenschaftliche und technische Grunderfahrungen – und eben auch Musik. Daraus ergibt sich für jede/n Erzieher/-in in der täglichen Arbeit ein neues Anforderungsprofil. Entweder wird er/sie dieser Anforderung auf Grund einer guten – auch musikalischen Ausbildung – mit Leichtigkeit gerecht, oder es ergibt sich ein immenser Fortbildungsbedarf, bei dem dann die Landesmusikakademie ins Spiel kommt.
Seit 2005 hat die Landesmusikakademie Berlin die inhaltliche und organisatorische Verantwortung für rund 30 zwei- bis dreitägige Fortbildungen im musischen Bereich von der „Sozialpädagogischen Fortbildung Jagdschloss Glienicke“ für die Länder Berlin und Brandenburg übernommen. Die Nachfrage ist immens (2005: 880 Teilnehmertage/2007: 1309 Teilnehmertage), die Angebote ließen sich mehrfach überbuchen, mit Sicherheit eine Folgeerscheinung der Aufnahme des Bildungsbereichs Musik in das Berliner Bildungsprogramm.
Im den mannigfaltigen Bedarfslagen auch durch nachhaltige Angebote gerecht zu werden, existieren inzwischen mehrere berufsbegleitende Lehrgänge, die die Zielgruppe der Erzieher/-innen in den Fokus nehmen. Ob „Singen mit Kindern“, „Kreative Bewegung mit Kindern“ oder „Rhythmisch-musikalische Erziehung“ – all diese Angebote erfreuen sich reger Nachfrage, auch wenn damit Verpflichtungen von bis zu 2,5 Jahren einhergehen. Jüngstes Beispiel ist die Initiative von Trägern von Tagesbetreuungseinrichtungen für Kinder, die sich eine vertiefende berufsbegleitende Weiterbildung für Erzieher/-innen im Bereich Musik gewünscht haben, da es hier einen großen Nachholbedarf gibt. Auf Wunsch der Einrichtungen und angeregt durch die Aktivitäten in anderen Bundesländern hat die Landesmusikakademie Berlin in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung eine modifizierte Version von „Kita macht Musik“ aufgelegt – Mitte 2009 startet die dritte Staffel. Aber nicht nur die Multiplikatoren selbst finden den Weg in unser Haus, durch Mitsingkonzerte von Liedermachern, die in speziellen Seminaren mit den Erzieherinnen und Erziehern vorbereitet werden, oder mit besonders auf diese Altersgruppe zugeschnittenen moderierten Konzertangeboten versucht die Landesmusikakademie Berlin, auch die Jüngsten selbst für Musik zu begeistern. Neueste Aktivitäten in Kooperation mit dem Chorverband Berlin brachten zehn Kitas, die mit dem Felix des Chorverbands zertifiziert sind, in die Landesmusikakademie, wo sie ihr Repertoire und Können unter Beweis stellten.
Gern würden sich die Erzieher/-innen nach dem Besuch berufsbegleitender Lehrgänge den Titel „Facherzieher/-in Musik“ verleihen lassen, um sich über diese Spezialisierung bessere berufliche Aufstiegschancen zu sichern. Hierfür gibt es im Land Berlin jedoch keine gesetzlichen Grundlagen, auch wenn einzelne Bildungsträger im Land Berlin etwas leichtfertig mit diesem Titel operieren – einziger gesetzlich verankerter Titel ist der des/der Facherziehers/-in für Integration. Die Anerkennung der berufsbegleitenden Lehrgänge „Kreative Bewegung mit Kindern“ und „Rhythmisch-musikalische Erziehung“ der Landesmusikakademie durch die Fachhochschule für Sozialpädagogik „Alice Salomon“ mit jeweils fünf credit points bei Aufnahme des Studiums „Erziehung und Bildung im Kindesalter“, stellt eine weitere Vernetzung und den Beginn neuer Durchlässigkeiten zwischen unterschiedlichen Bildungsträgern zum Nutzen der Erzieher/-innen dar.
Vor dem Hintergrund der andauernden Präsenz des Themas Bildung in der derzeitigen gesellschaftspolitischen Diskussion ist ein abnehmendes Interesse von Seiten der Erzieher/innen am Gegenstand Musik noch lange nicht absehbar – im Sinne einer intensivierten Musikalisierung unserer Gesellschaft eine überaus erfreuliche Perspektive. Dem wird sich die Landesmusikakademie mit entsprechend passgenauen Fort- und Weiterbildungsangeboten stellen und damit ihren Beitrag zu einer weiteren Qualifizierung der Multiplikatoren/-innen in der Region leisten.