Das GrooveLAB an der Musikschule Lahr sorgt seit 2016 für frischen Wind im Musikschulalltag. Weg vom klassischen Einzelunterricht setzt das Konzept auf ein offenes Setting, in dem Kinder früh gemeinsames Musizieren und Bandspiel erleben. Die innovative Verbindung von Montessori-Pädagogik, eigens entwickeltem Unterrichtsmaterial und digitalem Equipment ermöglicht einen altersgerechten und individuellen Unterricht. Das macht das GrooveLAB auch zu einem idealen Angebot an Ganztagesschulen.
Blick in die Fortbildung GrooveLAB mit Andreas Kopfmann (2. v. r.). Foto: Holger Bewersdorf
Neue Wege im Popularbereich
Die Stiftung Schloss Kapfenburg und die Musikschule Lahr schulen Lehrkräfte seit 2022 praxisnah in den pädagogischen und digitalen Aspekten des GrooveLABs. Nach einem Fortbildungswochenende auf dem Schloss hospitieren die Teilnehmenden im GrooveLAB Lahr und erhalten so einen hautnahen Einblick in die neue Form des Musikunterrichts. Ob Aalen, Böblingen oder Calw – neben Lahr gibt es mittlerweile GrooveLABs in vielen anderen Städten, in Berlin ist sogar ein GrooveLAB-Bus unterwegs. Dass sich das Projekt in wenigen Jahren zu einem erfolgreichen pädagogischen Modell entwickelte, ist eng mit der Person von Andreas Kopfmann verbunden.
Verband der Bundes- und Landesmusikakademien: Herr Kopfmann, woher kommt die Idee zum GrooveLAB?
Andreas Kopfmann: Ich hatte schon immer das Gefühl, dass Kinder im klassischen Einzelsetting viel zu spät erleben, wie sich Bandspiel und gemeinsames Musizieren anfühlt. Das wollte ich ändern. Denn da kommt ein neunjähriges Kind, das eine coole Band gesehen hat und deshalb Musik machen will – und dann hört es oft mit dem Musikunterricht auf bevor es jemals gemeinsam mit anderen musiziert hat. Deshalb wollte ich eine pädagogische Struktur gestalten, die alles beinhaltet. Bandspiel, gemeinsames, spontanes Musizieren und natürlich die individuelle Arbeit mit dem Instrument. Alles zusammen soll den gewohnten Einzelunterricht ersetzen.
VBLA: Was passiert pädagogisch im GrooveLAB, was unterscheidet es vom regulären Musikschulunterricht?
Kopfmann: Im Kern geht es darum, Bandspiel und gemeinsames Musizieren früh zu ermöglichen und die Selbstständigkeit zu fördern. Dann sind die Lernwege im GrooveLAB offen angelegt. Im Sinne der Montessori-Pädagogik nutzen wir Freiarbeit und das entwickelte Material, damit die Kinder selbstständig die Grundlagen erschließen können. Die Arbeitsweisen des GrooveLABs sind natürlich unterschiedlich. So ist die Arbeitsweise der Kleinsten von fünf bis acht Jahren oft auf das eigens hergestellte Material fokussiert. Die Arbeitsgrundlage der Älteren sind dann eher digitale Assistenten. Auf unseren iPads befindet sich alles, was sie zum Erlernen des Instrumentes benötigen. Noten, Playbacks, Aufnahme-Apps und die individuelle Dokumentation ihres Lernfortschrittes. Was immer passiert sind Bandspiel und gemeinsames Musizieren: Die GrooveLAB-Struktur ermöglicht an einem Tag, mit den Schüler:innen alles abzudecken, was man in der Einzelunterricht-Struktur nicht schaffen könnte. Da sie viel mehr Zeit im GrooveLAB verbringen, können sie an einem Tag individuell bestimmte Projekte üben und das gleich mit anderen zusammen als Band testen. Ein weiterer Unterschied ist die Teamarbeit.
Wir Lehrkräfte arbeiten oft zu zweit, werfen uns die Bälle zu, beobachten und steuern sehr bewusst. Das macht enorm Spaß und wirkt. Die Kinder erklären sich auch sehr viel gegenseitig, das funktioniert super. Kinder lernen am besten von Kindern.
VBLA: Wie sieht ein Tag im GrooveLAB aus?
Kopfmann: In Lahr sind wir mittlerweile 6 Lehrkräfte, die mit der offenen GrooveLAB-Struktur arbeiten. Die Kinder kommen quasi in Gleitzeit zwischen 15.00 und 18.00 Uhr, die Eltern können das selbst entscheiden. Wir haben offene Türen – Kinder, die im Gesang sind, können auch in die anderen Räume und sich da zum Beispiel Gitarrenspiel aneignen. Im GrooveLAB gibt es eben kein starres Schema, sondern klare Bausteine. Einzelarbeit und Gruppenformate, in denen gemeinsam gespielt wird, Phasen der Freiarbeit mit Material, gezielte Inputs zu Themen wie Rhythmus oder Notenlesen und immer wieder Bandspiel. Wir Lehrkräfte beobachten, steuern und sorgen dafür, dass Kinder schnell das Gefühl von „Band“ erleben, das ist der Motivationsmotor.
VBLA: Was raten Sie Lehrkräften, die neugierig geworden sind?
Kopfmann: Die Fortbildung auf Schloss Kapfenburg zu machen und dann klein anfangen, klar strukturieren, bestehende Ressourcen nutzen. Man muss nicht alles auf einmal haben. Eine minimalistische Ausstattung mit wenigen iPads und den richtigen Apps reicht zu Beginn. Wichtig sind Räume, die das gemeinsame Musizieren ermöglichen, ein Team, das Lust auf Zusammenarbeit hat, und Material, das Freiarbeit unterstützt. Und dann: ausprobieren, evaluieren, nachschärfen – so wie wir es mit unseren Prototypen und unserer Pädagogik tun.
Das ganze Gespräch und mehr Infos gibt‘s auf www.schloss-kapfenburg.de/GrooveLAB
Die nächste „GrooveLAB“-Fortbildung startet am 22. November 2025.
Anmeldung auf www.fit-mit-musik.de
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