Hauptbild
Fit gemacht für digitale Themen. Foto: Akademie der Kulturellen Bildung
Fit gemacht für digitale Themen. Foto: Akademie der Kulturellen Bildung
Banner Full-Size

Pädagogen am Puls der digitalen Zeit

Untertitel
„Musik & Medien mit Jugendlichen“ in der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und NRW
Publikationsdatum
Body

Kinder und Jugendliche befinden sich oft auf der medialen Überholspur. Mit Leichtigkeit finden sie Zugang zu Software und Apps, mit denen sie Musik produzieren oder als DJ auflegen können. Was Pädagoginnen und Pädagogen vor die ängstliche Frage stellt: Bin ich fit genug in Musik und Medien?

An dieser Stelle setzt die Qualifizierung „Musik & Medien mit Jugendlichen“ an, die die Akademie der Kulturellen Bildung in einem neuen Durchlauf ab Januar 2017 anbietet. Sie packt das Unwohlsein vieler Musik- und Medienpädagoginnen und -pädagogen beim Schopf und setzt ihm grundlegende Kompetenzen entgegen. In einem modularen Bausteinsystem macht sie Musikpädagoginnen und -pädagogen fit für digitale Themen und Medien rund um Musik, während sie Medienpädagoginnen und -pädagogen an musikalische Techniken vom Songwriting bis DJing heranführt.

Wichtiger aber ist der Ansatz, den die berufsbegleitende Weiterbildung „Musik & Medien mit Jugendlichen“ vermittelt. Was hip ist, welche App gerade angesagt ist, wissen die jungen Digital Natives oft früher. Dieses Rennen können Pädagoginnen und Pädagogen kaum gewinnen. Auch den grundlegenden Umgang mit neuen Medien lernen Jugendliche meist in kürzester Zeit. Doch nimmt die Weiterbildung den Multiplikatoren die Angst, dass ihnen die Jugend zu weit voraus ist. Zentrales Ziel ist, die Scheu bei Pädagoginnen und Pädagogen davor abzubauen, in der musikalischen Arbeit mit Jugendlichen digitale Medien einzusetzen.

Damit sich die Multiplikatoren auf dem Feld von Musik und Medien zu Hause fühlen, sind nicht nur Software- und Musikkompetenzen gefragt. Im Umgang mit den Jugendlichen müssen sie auch ein neues pädagogisches Selbstverständnis und Selbstbewusstsein entwickeln. Statt wie so oft in der Kinder- und Jugendarbeit üblich, sind die Pädagoginnen und Pädagogen nicht mehr in der Rolle der Anleiter.

Stattdessen lernen sie, als Begleiter mit den Jugendlichen im Kontext von Medien und Musik zu arbeiten.
„Die Bandbreite der Qualifizierung erstreckt sich über ein großes Feld aus musikalischen und medialen Themen. Die Teilnehmeenden können daraus einzelne Module innerhalb ihres eigenen zeitlichen Rahmens wählen“, erklärt Herbert Fiedler, Leiter des Fachbereichs Musik. Für die gemeinsame Weiterbildung der Fachbereiche Musik und Medien hat er mit Medienpädagoge Horst Pohlmann eine Auswahl an aktuellen musikalischen und medialen Themen zusammengestellt. Am Ende der Qualifizierung steht ein offizieller Abschluss.

Im Kurs „Beatboxing“ mit dem renommierten Vokalkünstler Indra Tedjasukmana können die Teilnehmenden die Grundlagen der Vocal Percussion erlernen. Vera Borngässer, DJ, Sozialarbeiterin und Musikveranstalterin, schult sie in „Gut aufgelegt“ im Umgang mit DJ-Software. „stomp2gether“ führt hinter die Kulissen der Percussion-Show – einer explosiven Mischung aus Rhythmik, Musik, Tanz, Theater und Komik.

„Good App oder Bad App?“ fragt ein Kurs aus dem Fachbereich Medien, der sich den pädagogischen Aspekten von Smartphone- und Tablet-Nutzung widmet. Die „Hörspiel- und Geräusche-Werkstatt“ zeigt, wie man Jugendliche dabei unterstützt, eigene Geschichten aufzunehmen und sie mit Geräuschen und Musik zu unterlegen. Die Pädagoginnen und Pädagogen werden zu kundigen Begleitern im Kreativprozess.

Ein ganz besonderer Kurs ist „Musik – Sport – Grenzen“. Musik meets Sportwissenschaft lautet das Motto. Interdisziplinär erkundet er die sportlichen Themenfelder, die in den Musikbereich hineinwirken. Neben Beweglichkeit, Schnelligkeit, Koordinationsvermögen, Kraft und mentaler Fitness ist es vor allem die Erfahrung durch Grenzüberschreitungen, die in beiden Feldern von großer Bedeutung ist.
Die Teilnehmenden spüren nach, was Grenzerfahrungen für die Musik, für die Bühne, den Auftritt oder Wettbewerbe bedeuten. Wie sie in die Auseinandersetzung mit dem Instrument eingebaut werden können. Grenzen kennenzulernen, sie zu akzeptieren und auszuhalten, ist das Lernziel. Aber auch die Fähigkeit, sie zu überwinden.

„Jugendliche gehen im Sport an ihre Grenzen, zum Beispiel beim Klettern“, so Herbert Fiedler. „Manchmal wachsen sie über sich hinaus, manchmal misslingt es ihnen. Beim Klettern sind sie mit einem Seil gesichert. Wenn sie fallen, werden sie gehalten und lernen, mit dem Scheitern zu leben und daraus neue Kraft zu schöpfen. Dieser Lernprozess spiegelt sich bei der Bühnenerfahrung oder beim Spielen eines Instruments. Wenn dort einmal etwas nicht funktioniert, kann man aus der Grenz­erfahrung lernen und sie gleichzeitig als Motivationsfaktor nutzen. Das ist wichtig, um auf der Bühne gesund zu bleiben.“

Die Grenzerfahrungen wirken sich ebenso auf den Umgang mit dem Ins­trument aus, verändern die Art, wie man übt und die Sicht auf die Musik. Genauso wie die Kursteilnehmenden nach Abschluss der gesamten Qualifizierung einen neuen Blick auf das Zusammenspiel von Musik und Medien haben. Sie sehen sich weniger als Getriebene einer digitalen Entwicklung, mit der kaum Schritt zu halten ist. Viel mehr sind sie kompetente Begleiter in einem medialen Dschungel der Möglichkeiten, in dem sie nahe an der Lebenswelt der Jugendlichen musikpädagogische Angebote kreativ gestalten können.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!