„Eltern, die sich im Interesse ihrer Kinder für die Belange von Musikschulen engagieren, können mitunter Berge versetzen“. Diese Erfahrung, wie sie Ulrich Mahlert zur „Elternarbeit an Musikschulen“ beschreibt („Üben & Musizieren“ 6/05), kann von all den Musikschulen bestätigt werden, die eine aktive Elternvertretung „ihr Eigen“ nennen.
Doch was heißt das, was können Eltern wirklich bewegen? Kürzungen und Einsparungen der Kommunen machen schon seit einigen Jahren auch vor Musikschulen keinen Halt mehr. Die Sparschraube wird dann – zu – oft auch an diesen Bildungseinrichtungen angesetzt, begründet in ihrer Stellung als so genannte „freiwillige Leistungen“. Gerade in einer solchen Situation sind Eltern eine der wichtigsten Stützen für die Musikschule: als Bürger der Kommune, als Steuerzahler und nicht zuletzt als Wähler.
Über eine Million Schülerinnen und Schüler erhalten an den 920 öffentlichen Musikschulen, die an bundesweit rund 4.000 Standorten vertreten sind, Musikunterricht von der Musikalischen Früherziehung und weiteren Angeboten ab dem frühesten Kindesalter bis hin zur Studienvorbereitenden Ausbildung. Den Eltern dieser Schüler kommt eine wichtige Rolle zu: Sie vertreten die Interessen ihrer Kinder und helfen durch ihr Engagement, Bildungs- und präventive Jugendarbeit zu leisten. Sie tragen damit zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Musikschulen und ihres vollständigen Bildungsangebots bei. In Elternvertretungen und Fördervereinen unterstützen sie bei Veranstaltungen die Musikschule, knüpfen vielfältige Kontakte zu Trägern und Politik und leisten wertvolle Lobbyarbeit. Hilfe durch die Eltern kann dabei sehr vielfältig aussehen: So ermöglichte etwa der persönliche Kontakt eines Fördervereinsvorsitzenden zu örtlichen Politikern die Nutzung des Marktplatzes für Musikschulauftritte während des Deutschen Musikschultages, ebenso wie ein drohender Stellenabbau an anderen Musikschulen aufgrund der Wachsamkeit und der Proteste der Eltern verhindert bzw. gemildert werden konnte.
Damit Elternvertretungen aber auch in Krisensituationen wertvolle Partner sind – und sein können -, ist eines unerlässlich: Der kontinuierliche Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Musikschulleitung und Eltern als Basis für eine langfristige wirkungsvolle Elternarbeit. Denn um im Falle einer Notsituation rechtzeitig (re)agieren zu können, müssen Elternvertreter kontinuierlich und dauerhaft über relevante Musikschulbelange informiert sein. Beispiele für einen solchen Informationsaustausch sind auch Einladungen von Elternvertretern zu Musikschulkonferenzen oder Vorstandssitzungen zu relevanten Themen und aktuellen Musikschulgeschehnissen. Um die Arbeit der Elternvertretungen dann ihrerseits transparent zu machen und darüber hinaus auch weitere Eltern für dieses Engagement zu gewinnen, bieten sich unter anderem eigene Informationsstände beim „Tag der offenen Tür“ der Musikschule oder beim Deutschen Musikschultag an.
Aber nicht nur die Kommunikation zwischen Musikschule und Elternvertretung ist von großer Bedeutung, auch der Austausch und der Beistand durch den Landesverband des jeweiligen Bundeslandes stärken die ehrenamtliche Elternarbeit an Musikschulen. So beraten Landes-Eltern-Vertretungen (LEV) die örtlichen Elternvertretungen und Fördervereine bei der Gründung oder in schwierigen Situationen. Sie fördern den Austausch untereinander und vertreten die Interessen der Musikschulen gegenüber den Landesregierungen und Landesparlamenten. Unterstützung kann auch durch Fortbildungsmöglichkeiten erfolgen, wie sie etwa der Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs seinen Elternvertretern bietet: Um noch sicherer gegenüber der Politik auftreten zu können, finanzierte er Elternvertretern ein Rhetorik-Seminar. Die Landes-Eltern-Vertretung in Mecklenburg-Vorpommern lud, um ein anderes Beispiel zu nennen, zu einer Gesprächsrunde mit Landtagsabgeordneten ein, die zeigte, wie ernst Elternvertreter als Gesprächspartner genommen werden. Krisensituationen wiederum können in der Zusammenarbeit von Musikschule, Eltern und Landesverband frühzeitig erkannt werden und durch ein gemeinsames Reagieren das Ziel unterstützen, die öffentliche Musikschule zu erhalten.
Auf Bundesebene ist es die Bundes-Eltern-Vertretung (BEV), die als Zusammenschluss aller bestehenden Landes-Eltern-Vertretungen die Interessen der Elternorganisationen gegenüber politischen Instanzen auf Bundesebene vertritt. Ebenso pflegt sie den Kontakt zum Verband deutscher Musikschulen und strebt Netzwerke innerhalb Europas zur Förderung des Musikschulgedankens und des musikalischen Austauschs an.
Eltern können mitunter Berge versetzen: Solches Engagement kann und sollte durchaus immer wieder anerkannt und gewürdigt werden, sei es bei Musikschulveranstaltungen, durch die Nennung auf den Internetseiten der Musikschule, die Würdigung in der örtlichen Presse bis hin zur Ehrung in den Gemeinden, Städten und auch auf Landesebene. So erhielt Anfang 2009 der Vorsitzende der BEV, Walter Kuhn, den Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Kurz zuvor war im Herbst 2008 der stellvertretende Vorsitzende der BEV, Dieter Fröhling, mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet worden. Auch in anderen Bundesländern werden Elternvertreter für ihr Ehrenamt gewürdigt.
Die steigende Zahl der Elternvertretungen und Fördervereine (an 370 bzw. 545 Musikschulen) zeigt zum einen, dass sich immer mehr Eltern für die Musikschule engagieren, und zum anderen, dass sich an den Musikschulen die Erkenntnis durchsetzt, wie wichtig Eltern für ihre Einrichtung sind. Um auch hier noch einmal Ulrich Mahlert zu zitieren: „Eine tatkräftige Elternvertretung darf als ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer Musikschule gelten“.