Ferchow vor der Röhre – The Doors live 1968 und „Jim Morrison lebt!“ auf ARTE


(nmz) -
Ein postweihnachtliches Geschenk, das ARTE am dritten inoffiziellen Weihnachtsfeiertag in der Krippe unterbrachte: The Doors live. 60 Minuten Spannung pur. Ein elegisches, ekstatisches, hoch erregendes Konzert. Zum einen, weil die Doors zum Zeitpunkt der Aufnahme (5. Juli 1968) ohne Zweifel am Zenit ihres Schaffens standen. Zum anderen, weil ein Kamerateam so weise war, den Auftritt in der geschätzten „Hollywood Bowl“ nicht nur einfach zu filmen, sondern tatsächlich in unaufdringlicher Weise in Szene zu setzen und so die knisternde Atmosphäre fast verlustfrei an den TV-Zuschauer weiter transportiert.
29.12.2008 - Von Sven Ferchow

Für die ausgehenden 60er eine reife technische wie künstlerische Leistung, die ebenfalls den Ton betrifft. Alles passt zusammen, wenn Songs wie „When the Music Is Over“, „Light My Fire“ oder „The End“  ihren Lauf nehmen. Nebenbei trifft man auf einen glänzende aufgelegten Jim Morrison, der humorvoll sein Publikum unterhält. Der Textzeilen kurzfristig ändert und so für Heiterkeit sorgt. Der aber auch seine anderen Seiten auslebt. Er pendelt mühelos (oder vielleicht sogar berechnend) zwischen Lässigkeit, Nonchalance, Frauenheld, Poet, Dichter, Star, Held, tragischer Figur, Denker und verschmitztem Jugendlichen. Eine großartige Mischung für den Fan, eine tödliche - drei Jahre später am „Cimetière du Père-Lachaise endende“ - für Morrison. Empfehlenswert ist dieser Livemitschnitt nicht für den Langzeitfan. Er regt vielmehr zum Entdecken der Doors an. Spiegelt kurz und knapp, aber in vollem Umfang deren musikalische Hinterlassenschaft. Für den Einsteiger sehr zu empfehlen.

Jim Morrison lebt!

(Deutschland, USA, 2008, 30min, ZDF, Regie: Gerd Zimmermann)
Beseelt vom vorangegangen Doors Konzert war es im Anschluss der 30 minütigen ARTE / ZDF-Dokumentation „Jim Morrison lebt!“ ein Anliegen, die Lebendigkeit und Allgegenwärtigkeit der Doors nachzuweisen. Man folgte den Spuren der Doors-Coverbands „The Lizard Kings“ aus Deutschland und „The Doors Experience“ aus Österreich. Da darf man musikalisch und künstlerisch ausdrücklich geteilter Meinung sein, ob man erstens die Doors nachahmen, imitieren und abbilden sollte und zweitens, ob beide Bands das auch nachvollziehbar und mit Distanz bewerkstelligen. An den knappen Ausschnitten zu urteilen, scheitern beide Bands.

Auf diesem dünnen Acker dann eine Dokumentation zu säen, die zeigen soll, dass Urenkel, Enkel, Opa und Oma, Mama und Papa quer durch alle sozialen Schichten zu den Doors tanzen und ihre Inspiration aus den Doors - Platten tanken, erweist sich als fragiles, instabiles Vorhaben, das letztendlich und bösartig formuliert nur als Werbefilm für beide Coverbands taugt. Selbst wenn Konzerbesucher von Deutschland bis Slowenien zu Wort kommen und auf den Konzerten der Bands erstaunlich viele junge Menschen unter 20 Jahren anzutreffen sind. Vielleicht wäre es ja ein Ansatz gewesen, den Fährten dieser Teenager zu folgen. Keine sehr inspirierende Dokumentation.

The Doors live in der Hollywood Bowl 1968 und Jim Morrison lebt!
ARTE, Samstag, 27. Dezember 2008 um 22.45 Uhr (USA, 60min.)
ARTE, Samstag, 27. Dezember 2008 um 23.45 Uhr (USA, 30min.)

Wiederholungen:
Laut ARTE Videotext werden Konzert und Dokumentation am 5. Januar 2009 wiederholt. Leider ist diese Information auf der Internetseite des Senders noch nicht bestätigt.

Nicht alle über einen kamm scheren.

Es stimmt zwar, dass Lizard Kings eine unwürdige Doors-Tribute-Band sind, aber Doors Experience sind das bei Gott nicht. SIe sind großartig und kommen in dem Film aber leider nur sehr kurz vor.


Doors Cover Bands

Lieber Doorsfan,

da stimme ich dann doch nachträglich zu. Die Ausschnitte der Experience Band aus Österreich waren um Welten besser als die der Lizard Kings. Letztere sind ja fast gespenstisch unterwegs.


Oliver Stones Doors-Kacke und Suche nach älterem Doors-Film

…hab mir grade im Usedomer Urlaub Oliver Stones Doors-Film angetan und fast gekotzt: Val Kilmer als obercharchierender Morrison-Schmink-Topf ohne persönliche Geschichte und mit viel Indianer-Schamanen-Scheißdreck zwischen den Ohren. Es gab doch in den späteren Achtzigern (oder waren es die frühen Neunziger???) einen anderen Doors-Film, erinnere ich mich zwischen Warhol-Verliebtheit, Stechapfel-Tee und Rest- Anpolitisiertheit vage. Wer weiß was???
taumelt hilfesuchend:
Theo Geißler
www.nmz.de


Ferchow vor der Röhre - The Doors - Jim Morrison lebt!

Hier ein Tipp für Theo Geissler:
Der Dokumentarfilm Nico Icon ist auf DVD erhältlich, zeichnet die Geschichte von Andy Warhols legendäre Muse, ihr Gesang prägte den Sound von Velvet Underground. Ihre Schönheit faszinierten u.a. Lou Reed, Jackson Browne, Jim Morrison, und viele andere. Auf ihrem Geburtsschein stand der Name Christa Päffgen, aus Christa wurde Nico…
Im übrigen kommen die Lizard Kings musikalisch in der ZDF-Dokumentation soundtechnisch nicht so rüber, wie sie live tatsächlich klingen können. Ich habe rund ein Dutzend Konzerte der in Mecklenburg ansässigen Band erlebt und einen authentischen Doors-sound in Erinnerung. Natürlich kann weder Benny noch irgenein anderer Jim Morrioson ersetzen. Aber darum geht es auch gar nicht. Die Musik der Doors wird weltweit durch dutzende Coverbands lebendig gehalten. Wer die Originale hören will, bastele gefälligst an einer Zeitmachine. Ich steige gern mit ein, wenn das Ding tatsächlich funktioniert!
Uli Grunert


Naja, Uli. Ich halt’s da

Naja, Uli. Ich halt’s da eher mit Sven. Die Doors Experience kommen wirklich sehr nah ans Original und sind extreme Spitzenklasse, während die LIzard Kings ein sehr müder Abklatsch sindd.


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