nmz-Pop-Inventur 2008 – Was bleibt vom Pop des gehenden Jahres?


(nmz) -
Auch 2008 wurden in der Printausgabe der nmz reichlich Popplatten vorgestellt, besprochen, gelobt und sogar verrissen. Letzteres natürlich stets zu Unrecht und aus Unkenntnis gepaart mit völliger Inkompetenz des Rezensenten. Es ist ein enger Korridor, in dem man sich bei Plattenbesprechungen bewegt. Subjektivität darf, Objektivität muss sein.
19.12.2008 - Von Sven Ferchow

Dabei liegt der Fokus der Vorstellungen weniger auf den kommerzialisierten, beworbenen und offensichtlichen Veröffentlichungen. Vielmehr dient die Rubrik der Findung von Perlen, der Aufdeckung unbekannter Künstler, viel zu selten sogar der Förderung des Nachwuchses. Das Popspektrum erstreckte sich 2008 von klassischem gut gemachtem Popgedudel über Jazz, Elektropop bis hin zu feinfühligen SongwriterInnen und dem bluesigen Hardrock von AC/DC. Zusammenfassend sollen wie folgt noch einmal erwähnenswerte, streitbare und diskutable Alben beleuchtet werden.

Ohne Zweifel sorgten Guns n’ Roses mit ihrem Comeback „Chinese Democracy“ für den größten Wirbel. Aber ebenso für journalistische Streitkultur. Die emotionale Debatte geriet dabei oft aus den Fugen und ging am prinzipiellen Ziel der Plattenkritik vorbei. Die Prämisse 17 Jahre an einem Album zu arbeiten, evozierte doch zu kolossale Hoffnungen, die allesamt in der einschlägigen Besprechungspresse durch teils bösartige Kritiken zertrampelt wurden.

In wundervoller Erinnerung und nach vielen Monaten immer noch empfehlenswert bleiben die Alben von k.d. lang, Seth Walker, Babybird, Hubert von Goisern, Rabih Abou-Khalil, Brendan Canning, Wilson jr., Nils Wülker, Sebastian Schunke, Q-Tip oder Helen Schneider. Künstler und Bands, denen Musik, Leben, Kultur und Unterhaltung ein Anliegen ist. Auch weil deren Musik abseits des Radios stattfindet. Oder stattfinden muss.

Bewundern muss man ferner die Rentner von AC/DC. Ein astreines Album, das nun keinen vom Hocker reißt, aber für Qualität bürgt. Wenn man exakt jene verlangt. Und immerhin. Die eine oder andere Radiostation spielt den rauchigen Bluesrock der Australier bereits vor 18.00 Uhr. Ein Jahr älter ließ es sich zudem mit den Alben von Johnny Hallyday oder Tracy Chapman werden. Auch bei ihnen bekam man das Erwartete.

Ungemütliche Zuschriften gab es zum Verriss der Nickelback Platte „Dark Horse“. Hauptcredo: Eine erfolgreiche Band (gemessen an der Anzahl der verkauften Platten) dürfe man nicht verreißen, zudem erfuhren die scheinbar literarischen Texte der Kanadier keine ausreichend Würdigung. Zugegeben. Nicht immer ist auf fünf bis sechs Zeilen Platz für eine fundierte Auseinandersetzung. Aber eine erfolgreiche, also Platten verkaufende Band, ist auch Scooter, das stumpfen Technotrio aus Hamburg. Muss man die dann auch mit Samthandschuhen anfassen und loben? Verkaufszahlen sagen freilich wenig über Qualität aus (siehe Modern Talking, Paul Potts).

Und was die nickelback’schen Texte angeht, sei erwähnt, dass die Band vor ein paar Wochen höchstpersönlich den Song „Put Something In Your Mouth“ aus den englischen Radiostationen verbannte, weil sie ihn für zu doppeldeutig hielten. (Textzitat: I love the way you dance with anybody and tease them all by sucking on your thumb / You’re so much cooler when you never pull it out, ‘cause you look so much cuter with something in your mouth!“). Große literarische Kunst kann das also nicht sein. Aber die Jungs stehen wie echte Rocker zu ihren Texten und ersetzen für den Radioerfolg die Stromgitarren auf Anfrage gerne durch Holzgitarren. Das klingt dann massenkompatibler. Und irgendwann schreibt man die Songs eben gleich mit der Akustikgitarre. Und das fällt eben im Vergleich zu früheren Alben auf.

Aber damit ist bewiesen. Musik taugt immer nur für ehrliche Streit- und Auseinandersetzungskultur. Meinungen prallen aufeinander, Kompetenzen werden abgesprochen, Köpfe werden geschüttelt. Dramatisch formuliert: Musik ist Leben. Hoffentlich auch 2009.

Diskographie der NMZ Popplatten 2008:

Aidan John Moffat – I can hear your heart (01.02.08, Chemikal Underground)

k.d. lang – Watershed (Warner, Januar 2008)

Grayson Capps – Songbones (Hyena, 25.01.2008)

Seth Walker - Seth Walker (Hyena, 25.01.2008)

Jerry Gonzales - Rumba Para Munk (Sunnyside, 11.01.2008)

Global.Kryner – Weg (Lawine, 18.01.2008)

Johnny Hallyday - Le Coeur d’un Homme (28.3.2008, Warner)

The Reason - Things couldn’t be better (28.3.2008, Smallman Records)

Anacaona - The Buena Vista Sisiter’s Club (22.2.2008, pa’ti pa’mi)

Babybird - Between My Ears There’s Nothing But Music (Februar 2008, popup-records)

Chris Walla – Field Manual (22.2.2008, Barsuk Records)

Was (Not Was) – Boo! (25.04.2008 Ryko)

Mêlée – Devils & Angels (April 2008, Warner)

James Last - James Last in Los Angeles (04.04.2008, Universal)

The Sons of Buena Vista – Con un poco de ayuda (25.04.2008, Connector)

Christina Stürmer – laut-Los  (04.04.2008, Polydor)

3 Doors Down – 3 Doors Down (16.05.2008, Universal)

Hubert von Goisern – S’Nix (23.05.2008, Lawine/Blanko Musik)

Rabih Abou-Khalil - Em Portugues (13.06.2008, Enja Records)

The Roots – Rising Down (25.04.2008, Connector)

Porky Belly Futures – Way Past Midnight (30.05.2008, Wildflower)

Chicago – Stone of Sisyphus XXXII (27.06.2008, Warner)

V.A.– Earthgrooves 2 (23.05.2008, Alive)

John Mayer – Where the light is (4.7.2008, SonyBMG)

Strings of Consciousness – Fantomastique Acoustica (20.06.2008, Stilll/Off)

Ry Cooder – I, Flathead (27.06.2008, Warner)

Nils Wülker – Turning the page (22.08.2008, Ear Treat)

Philipp van Endert Trio – Ballads & Chills (29.08.2008, Jazz Sick Records)

Alice sings the Petterson Songbook - Alice sings the Petterson Songbook (22.08.2008, Divine Records)

Dirty Pretty Things - Romance At Short Notice (22.08.2008, Universal)

Wilson jr. – Messer.Seele.Liebe.Licht (15.08.2008, Consolidate Records)

Helen Schneider - Dream a little dream (31.10.2008, Edel Records)

Sebastian Schunke - Back in New York (24.10.2008, Connector)

caracho - Lass uns Bambi spielen (02.10.2008, One Eyed Charlie)

Huecco – Assalto (12.09.2008, Warner)

Brendan Canning – Something for us all (12.09.2008, Arts-Crafts)

AC/DC – Black Ice (17.10.2008, SonyBMG)

Oasis – Dig out your soul (06.10.2008, Verstärker)

Lindsey Buckingham – Gift of Screws (26.09.2008, Warner)

Tracy Chapman – Our bright future (07.11.2008, Warner)

Miriam Aida – Come on Home (03.10.2008, Connective Records)

Robert Edwin – Messy Waves (10.10.2008, Stilll / Off)

The Killers - Day & Age (21.11.2008, Island)

Nickelback – Dark Horse (31.10.2008, Universal)

Q-Tip  – The Renaissance (07.11.2008, Stilll/Offf)

Colorlist - Photographs (07.11.2008, Warner)

Mudvayne - The News Game (14.11.2008, SonyBMG)

Guns n’ Roses – Chinese Democracy (21.11.2008, Geffen)

Gerüchten zufolge ist Roses

Gerüchten zufolge ist Roses Verschwinden nicht zwangsläufig die Folge einer akuten Werbeunlust, sondern hat angeblich mit der Wiederauferstehung der Band in Originalbesetzung zu tun. Der ehemalige Gitarrist und Songwriter Izzy Stradlin war bereits in den Jahren 2004 und 2006 als Stargast mit Guns N’ Roses aufgetreten, Ex-Leadgitarrist Slash hatte erklärt, ihm gefalle das neue Album gut.


Mh…ist ja alles schön und

Mh…ist ja alles schön und gut. Und keiner behauptet, die Jungs von Nickelback würden hochliterarische Texte verfassen. Muss ja auch nicht sein, denn so versteht man wenigstens das, worüber sie singen. Nur ist es Fakt, dass sich viele Menschen mit mit diesen Liedern identifizieren können…gerade bei den ruhigeren Stücken sagt man sich oftmals: “Hey, sowas ähnliches ist mir auch passiert!”
Und etwas zu verreißen, an dem Nickelback hart gearbeitet haben und das viele Menschen super finden, ist schon irgendwie armeselig…

Außerdem heißt das Lied nur “Something in your mouth”. Danke. Wenn schon, dann bitte richtig recherchieren!


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