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Stefan Conradi (links) und Bernd Gehlen beim Spinnerei-Festival in Leipzig. Foto: Anja-Christin Winkler
Stefan Conradi (links) und Bernd Gehlen beim Spinnerei-Festival in Leipzig. Foto: Anja-Christin Winkler
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Spinnerei V – Das Festival Zeitgenössischer Musik in Leipzig

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Alte Werksmauern und neue Musik – das passt ganz trefflich zusammen. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Baumwollspinnerei im Leipziger Westen heißt es seit einigen Jahren „from cotton to culture“, haben sich Galerien, Ateliers und Läden angesiedelt wie die Dependance des Klavierhauses Michael Fiech – die wurde am vergangenen Wochenende zur Heimstatt des vom Musik Projekt Sachsen e. V. veranstalteten Festivals „Spinnerei V – Festival für zeitgenössische Musik“ und damit zum Mekka der Fans neuer (Kammer-)Musik.

Vier Konzerte an drei Tagen: Gut besucht waren sie alle, denn die Programme zielten mit insgesamt vier Uraufführungen im Beisein der Komponisten (Federico Troncatti: „Konfettirausch“ für Klavier vierhändig, Peter Nelson: „Dissolve“ für zwei Violinen, Giorgos Kyriakakis: „Nollendorfstraße Variationen“ für zwei Violinen, Steffen Reinhold: „arco“ für zwei Gitarren) und ergänzenden Werken tonschöpfender Zeitgenossen auf die Entdeckerlust der Zuhörer mit unbedingter Breitenwirkung. Schließlich hieß es vor den Konzerten, dazwischen und danach immer: Gespräche mit den anwesenden Künstlern und Komponisten ausdrücklich erwünscht. Eine wunderbare Gelegenheit für das zahlreiche Fachpublikum zum anregenden Gedankenaustausch sowie für die einfach nur neugierigen Laien, Berührungsängste abzubauen und in der fast intimen Atmosphäre der Klavierhaus-Geschäftsräume auf „Tuchfühlung“ zu gehen. Ein Konzept, das schon am Freitag Abend zum Eröffnungskonzert mit dem Klavierduo Paola Rocca/Luca Marchetti und dem anschließenden Spätkonzert mit dem Violinduo „Flamma“ (Andreas und Mechthild Winkler) aufging. Theoretische Schützenhilfe zum Verständnis zeitgenössischer Musik, ihrer Ambitionen und Mittel leisteten nicht nur die kurzen Werkeinführungen in allen Konzerten, sondern vor allem das von Dr. Ulrike Liedtke moderierte Podiumsgespräch am Samstag Abend nach dem Konzert mit dem ensemble leipzig 21: Hier diskutierten Manfred Trojahn, Georg Katzer, Helmut Zapf, Steffen Reinhold und Christian FP Kram über eigene Kompositionen zu Musikerjubiläen wie heuer dem Mendelssohnjahr, über das „Bürsten wider den Strich“, über das Neue an neuer Musik…

Ansonsten muss Musik aber vor allem eins: klingen. Wie flirrende, sich letztendlich zusammenballende Papierfetzchen wie in Troncattis „Konfettirausch“. Oder feinsinnig hinterfragend wie Nelsons Betrachtungen zur Grinsekatze aus Carrolls „Alice im Wunderland“, (n)ostalgisch-tiefgründig gar bei Kyriakakis’ Variationen. Oder auch neue Klangerfahrungen bieten wie Reinholds „arco“, wenn die Gitarren mit einem Bogen gestrichen werden. Und: Zeitgenössische Musik kann richtig Spaß machen. So bescherte das Abschlusskonzert am Sonntag Abend mit dem Gitarrenduo Stefan Conradi/Bernd Gehlen dem Publikum vergnügliche Unterhaltung mit John Cages herrlich zelebrierten „Sounds of Venice“ ebenso wie mit ihrer amüsanten Inszenierung von Mauricio Kagels „Montage à titre de spectacle“.

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