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(nmz-thg) Mit der Rücktritts-Ankündigung des geschäftsführenden Präsidiums endete eine Delegiertenversammlung des BDMV in Jena. Wolfgang Bötsch, Gitta Connemann und weitere Präsidiumsmitglieder einschließlich des Generalsekretärs Stefan Liebing werden sich im kommenden März nicht mehr zur Wahl stellen, die Geschäftsführung aber bis dahin noch interimsmäßig durchführen.
Auslöser des Konfliktes ist eine seit längerem geplante Strukturreform für den Verband, die schon im Vorfeld des Treffens zu erheblichen Verwerfungen geführt hatte. Vordergründig ging es um Finanzierungsfragen vor allem mit Blick auf die Arbeit der Bundesgeschäftsstelle. Wie bei jedem stark föderal gegliederten Verband ist das Verständnis für die Notwendigkeit und den Aufwand einer derartigen Zentrale sehr begrenzt. Vor allem die Landesverbände Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen stemmten sich gegen "Ausgleichszahlungen".Zwar wurde der Leitantrag des BDMV-Präsidiums gegen die Stimmen von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen noch durchgewunken. Allerdings sah das Präsidium aufgrund der knappen Mehrheit keine tragfähige Grundlage für die künftige Arbeit mehr. Vergiftet wurde das Klima durch eine äußerst kleinteilige Kritik am Finanzgebaren der Bundesgeschäftsstelle bis hin an die Grenze persönlicher Verunglimpfung.
Ob die entsprechenden Landesfürsten gut beraten waren, den Konflikt ohne echte personelle Alternativen derart auf die Spitze zu treiben, wird die Zukunft zeigen. Die recht erfolgreiche Arbeit der Bundesgeschäftsstelle im Bereich des Lobbyings in Berlin und gerade bei der Mitgestaltung von Gesetzen zur Stärkung des Umfeldes für bürgerschaftliches Engagement erfährt jedenfalls einen groben Rückschlag. Weitere Erosionserscheinungen - ein starker süddeutscher Verband denkt laut über den Austritt aus dem Bundesverband nach - zeichnen sich ab. Dem deutschen Musikleben im Ganzen betrachtet fügt dieser von außen besehen eher kleinliche Bruderkrieg mit erheblichen Verwundungen auf allen Seiten jedenfalls erheblichen Schaden zu.