Was in Frankfurts Musikmesse nicht recht gelingen mag, hier sind ohne Konkurrenzneid auf Tuchfühlung nicht nur Verleger und Notenhändler und nicht nur der Piano-Salon. Auch die übrigen Instrumentengruppen sind übersichtlich, gut vergleichbar sortiert, die Orgelfabrikanten, das Cembalo-Angebot, die Gitarren- und Streichinstrumentenbauer, darunter die Geigenbauschule von Mirecourt. Da das Angebot für anspruchsvolle Blockflötenfanatiker, dort für Gitarre. Die übliche Hauptanimation galt dem Akkordeon in seiner musikalischen wie populären Vielseitigkeit. Auch die Amateurmusiker der im Lande reichen Blasmusikszene hatten keine weiten Wege, um Instrumente auszuprobieren und zu vergleichen. Die führende Amateurvereinigung, die CFM, nutzte das Ambiente: Sie hatte ihre Delegierten zu Generalversammlung und Fachseminar eingeladen. So ist Musicora zugleich Treffpunkt zahlreicher Vereinigungen, Gelegenheit für pausenlose Demonstrationen und Produkt-Information. Ungezählte Veranstalter werben für ihre Festivals in allen Regionen: Einladungen zu Bourgogne-Wein und feuriger Musik. Nie darf Musik fehlen, nicht beim Wandern, Baden, Sporttraining. Besser lassen sich Kunst erleben oder Essensfreuden genießen.
Musicora – was heißt das nur? „Musicor“, Musik verbindet zum Herzen? Oder alias „Musicoram“, das heißt Musik öffentlich machen, und „Music ora“, meint vielleicht unser Musik-Land. „Music-(h)ora“, gleich Stunde der Musik, mahnt an, Zeit für Musik zu haben? Was nun immer sich die Initiatoren von „Musicora“ bei dieser Namenswahl für ihre einladende Präsentation von Musik in der Cité de la Musique im Nordosten der Pariser City gedacht haben mögen – alle diese Interpretationen treffen irgendwie zu. Denn „Musicora“, vor zehn Jahren einmal begonnen als Ausstellung alter Musik, ist ebenso Messe wie Ausstellung und vor allem attraktives Einkaufsangebot in allen Sachen rund um Musik. Am wenigsten wird es wohl von Händlern genutzt, eher sympathisch serviert für Musiker und Musikfreunde der Großregion Paris und manche weit Angereiste. Räumlich sympathisch gegliedert, akustisch tolerabel, weil sauber getrennt: Klassik in der ehemaligen Schlachterhalle, gegenüber im Zelt das Fan-Eldorado für Pop und Techno. Was in Frankfurts Musikmesse nicht recht gelingen mag, hier sind ohne Konkurrenzneid auf Tuchfühlung nicht nur Verleger und Notenhändler und nicht nur der Piano-Salon. Auch die übrigen Instrumentengruppen sind übersichtlich, gut vergleichbar sortiert, die Orgelfabrikanten, das Cembalo-Angebot, die Gitarren- und Streichinstrumentenbauer, darunter die Geigenbauschule von Mirecourt. Da das Angebot für anspruchsvolle Blockflötenfanatiker, dort für Gitarre. Die übliche Hauptanimation galt dem Akkordeon in seiner musikalischen wie populären Vielseitigkeit. Auch die Amateurmusiker der im Lande reichen Blasmusikszene hatten keine weiten Wege, um Instrumente auszuprobieren und zu vergleichen. Die führende Amateurvereinigung, die CFM, nutzte das Ambiente: Sie hatte ihre Delegierten zu Generalversammlung und Fachseminar eingeladen. So ist Musicora zugleich Treffpunkt zahlreicher Vereinigungen, Gelegenheit für pausenlose Demonstrationen und Produkt-Information. Ungezählte Veranstalter werben für ihre Festivals in allen Regionen: Einladungen zu Bourgogne-Wein und feuriger Musik. Nie darf Musik fehlen, nicht beim Wandern, Baden, Sporttraining. Besser lassen sich Kunst erleben oder Essensfreuden genießen. class="bild">Dazu dienen Stages, Workshops, Masterclasses, Wettbewerbe und festliche Begegnungen in und durch Musik, bei Euro-Chor, Kammermusik und Orchesterspiel für Jung und Alt. Die schönsten Schlösser und Landhäuser zwischen Flandern und Baskenland laden musikalisch, theatralisch ein. Vornehm konkurrieren Frankreichs Regionen dabei, aber das meiste geht nur, weil dahinter private Initiativen und noch mehr Sponsoreneinsatz stecken. Ein eigener Dachverband französischer Festspiele wirbt neben der Europäischen Festivalvereinigung. Und wem das Sammeln und Sortieren der vielen farbigen Broschüren, Programme und CD-Lockungen für die Ferien- oder nächste Konzertsaison nicht ausreicht, für den hält die Cité de la Musique ihren Guide des Stages bereit: 3.001 Fortbildungs- und Ferienangebote, gut sortiert nach Musiksparten und Tanz, zwischen Atlantik, Mittelmeer und Rhein, aber auch aus anderen Ländern, dick wie ein Telefonbuch für 150 Francs, aber auch inzwischen im Internet abfragbar (www.cite-musique.fr). Führende Berufs-, Fach- und Amateur-Verbände nutzen Musicora als Dialog- und Gesprächsforum. Gleich der erste Tag galt den Profis und der Insider-Szene, um Informationen, Sorgen und Wünsche zur Rolle der Musik im europäischen Bildungsangebot auszutauschen.
Aber Konkretes wusste nur die Generalsekretärin des Europäischen Musikrates, Marlene Wartenberg, zu offerieren, so die jetzt alarmierenden Test-Erkenntnise bei Berliner Grundschulkindern von H.G. Bastian, wie sich frühe und beständige elementare musikalische Betreuung auf Physis und Psyche, auf Haltung und Intelligenz auswirken könnte. Die 1.000 hier versammelten Vermarkter, Labels und Serviceanbieter verraten Einfall und Zuversicht. Durchstreift man diesen Musiksalon, wird klar wie vielschichtig und für den Außenstehenden auch unübersichtlich sich in Frankreich musikalische Ausbildung, Amateur- und berufliche Spielpraxis präsentieren und wie und wo das Hörerpublikum zu finden, zu gewinnen ist. Ein gelungenes und ersehntes Porträt von allem, was Musik und musikalisches Tun im Lande ausmacht, was für und von Musikbildung und Konsum lebt, findet sich in einer brandneuen Publikation, im „Guide des métiers de la musique“, ein 450-Seiten-Kompendium über Frankreichs Musikleben und seine Struktur, von der Dokumentationsabteilung der Cité de la musique erstellt und für 25 Euro zu haben.
Erst schrittweise findet Musicora zur europäischen oder gar weltweiten Dimension. Nur 18 Länder nutzten die Gelegenheit, Kontakte zu Frankreichs Musikszene aufzubauen, darunter Dänemark mit Musikverlagen und seinem Info-Zentrum zeitgenössischer Musik, Belgien mit Festivals, Kanada mit dem Collectif des Editeurs, Artisten und Fachverbänden, Spanien zur Promotion iberischer Autoren, Italien mit seinen Instrumentenbauern, aus der Schweiz übergreifend agierend SUISA-Stiftung neben Montreux-Festival, Faksimile-Edition Minkoff und der Basler Repräsentanz von Bärenreiter. Verleger aus Deutschland stellten teils eigenständig aus, so zum Beispiel Carus, Henle, Moeck, Zimmermann und Lienau oder waren bei ihren französischen Repräsentanten vertreten, Österreich durch seine Universal-Edition. Bayerns Wirtschaftsförderung hatte die gute Idee, bayerische Instrumentenbauer erstmals zu einem Gemeinschaftsstand einzuladen, der aber ein wenig glücklos in der Ecke auf Zuspruch wartete. Ausländische Musikzeitschriften versuchten im hartnäckig französischsprachig orientierten Ambiente Aufmerksamkeit zu erzielen, – die neue musikzeitung ebenso dabei wie Giornale della Musica aus Turin oder Strad aus England. Doch last not least viel umlagert waren die attraktiven Terminal Stations von net4music als Partner für alle, die übers Internet weltweite Musikkontakte und Austausch suchen und pflegen. Konzipiert als Angriff aufs wilde Kopieren versteht sich das Internet-Angebot von net4music, gegen Vergütung natürlich lizensierte Noten des Weltrepertoires kurzerhand auf den eigenen Drucker zu holen.
Neben diesem Sechstage-Schauen, -Staunen, -Probieren und -Reden sind Demonstration und Zu-Hören keinesfalls Nebensache: Im Stundentakt lösten sich rund um die Ausstellungshalle und im benachbarten Conservatoire musikalische Demonstrationen, Vorführungen, Recitals, populäre Meetings, technische und künstlerische Rendezvous und Projektionen mit Künstlern aller Genres, Spezies und Couleurs ab, und das eine oder andere befördert France musique life in die weitere Öffentlichkeit. Wenn man den Besucherstrom misst, verschafft Musicora der Sache Musik günstige Stunden, und wer ein Herz für Musik hat, fühlt sich hier intensiv angesprochen und bedient. Jedes Jahr wieder zur Frühlingszeit, nur zeitlich, so bitten die Aussteller, sollte es nicht zu dicht an Frankfurts Musikmesse liegen.