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Dominoeffekt im Osten verhindern

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Deutscher Kulturrat fordert den Bundesbauminister auf, das Dach und Fach-Programm zu retten

Berlin, den 23.07.2003. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, bedauert, dass die Kulturstaatsministerin Christina Weiss nicht nur das Investitionsprogramm „Kultur in den neuen Ländern“ zum Jahresende auslaufen lassen will, sondern auch das Denkmalschutzprogramm „Dach und Fach“ einstellen wird. Mitschuld an dieser Entwicklung ist der schleichende Kompetenzverlust der Kulturstaatsministerin für die Kulturförderung in den neuen Bundesländern durch den Solidarpakt II.

Das Dach und Fach-Programm als „kleines“ Denkmalschutzprogramm mit einem Volumen von 6,1 Millionen Euro jährlich hat einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt des kulturellen Erbes in den neuen Ländern geleistet. Mit Hilfe des Dach und Fach-Programms konnten zahlreiche Dorfkirchen vor dem Verfall gerettet, schimmelige Wände in Schlössern trockengelegt oder auch Kirchtürme vor dem Einsturz bewahrt werden. Jeder Euro, der vom Bund in das Programm investiert wurde, vervielfachte sich. Die Länder mussten ihrerseits Mittel für das jeweilige Restaurierungsvorhaben bereitstellen, zusätzlich haben die Eigentümer der Gebäude Eigenmittel aufgebracht und zu einem nicht unerheblichen Teil haben die Bürgerinnen und Bürger durch Spenden zum Erhalt von lokalen Kulturgütern beigetragen.

Mit Hilfe des Dach und Fach-Programms wurden eben nicht die großen öffentlichkeitswirksamen Denkmäler restauriert, für deren Restaurierung auch mit Glück Sponsoren gewonnen werden können. Das Dach und Fach-Programm zielte gerade darauf ab, in den Dörfern und kleineren Städten kostbare Bausubstanz und Kristallisationspunkte des kulturellen Lebens vor Ort zu erhalten. Das Dach und Fach-Programm hat damit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der kulturellen Substanz geleistet. Regionen, die von Abwanderung bedroht sind, wie es in Ostdeutschland vielfach der Fall ist, brauchen kulturelle Orte der Identifikation.

Der ersatzlose Wegfall des Dach und Fach-Programm ab 2004 wird dazu führen, dass zahlreiche Baudenkmäler dem Verfall preisgegeben werden. Darüber hinaus werden viele Arbeitsplätze in kleineren und mittleren Handwerksbetrieben vernichtet. Ein Effekt, der sich gerade in strukturschwachen Regionen in Ostdeutschland verheerend auswirken wird. Es entsteht ein Dominoeffekt, in dem immer mehr an kultureller Substanz verloren geht.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Es ist bedauerlich, dass die Kulturstaatsministerin ihre Kräfte in den neuen Bundesländern auf Grund des Solidarpaktes II immer deutlicher auf die kulturellen Leuchttürme konzentriert. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass aus den Solidarpakt II-Mitteln die nun gerissene Finanzierungslücke im Denkmalschutzprogramm geschlossen wird. Wir fordern deshalb den Bundesbauminister und Beauftragten für den Aufbau Ost, Manfred Stolpe, auf, das Dach und Fach-Programm zu retten und in seiner Regie fortzusetzen.“