Leipzig - Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) will für die ARD einen trimedialen Jugendkanal entwickeln. "Wir wollen den Privaten nicht das junge Publikum überlassen. Ein Jugendkanal könnte ein Weg sein, die Lücke zwischen Kinderkanal und unseren anderen Kanälen zu schließen", wird MDR-Intendantin Karola Wille in einem Bericht des "Handelsblatts" (Montagausgabe) zitiert, den der MDR auf dapd-Anfrage bestätigte.
Der Jugendkanal solle vom Südwestrundfunk und Bayerischen Rundfunk medienpolitisch unterstützt werden. "Dem MDR, aber auch der ARD droht ein Generationenabriss. Wir brauchen dringend mehr Innovation im Programm", sagte MDR-Intendantin Karola Wille dem Blatt. Der Jugendkanal soll als Fernsehsender, Radiokanal und im Internet agieren.
Junge Union kritisiert MDR-Vorhaben
Die Junge Union Thüringen kritisierte das Vorhaben des MDR. Landesvorsitzender Stefan Gruhner wandte sich gegen "einen zusätzlichen Sender, der neue Kosten verursacht und für ein paar Fernsehfunktionäre neue Posten bringt". Es habe keinen Sinn, "Seniorenfernsehen und Jugend-TV parallel zu etablieren". Gruhner forderte vom MDR "ein Hauptprogramm, bei dem sich alle wiederfinden können". Allerdings zielt der vom MDR geplante Jugendkanal im Unterschied zum MDR-Fernsehen nicht auf das Verbreitungsgebiet in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, sondern soll für die gesamte ARD produziert werden.
Hintergrund der Kritik Gruhners sind Bestrebungen der CDU, das Programmangebot der öffentlich-rechtlichen Anstalten einzuschränken. Die sächsische Staatskanzlei etwa fordert seit längerem von ARD und ZDF, ihre sechs Digitalkanäle wieder einzustellen. Dieser Forderung schloss sich Gruhner an, indem er verlangte, die Kanäle zu überprüfen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte sich in der vergangenen Woche für den Verzicht auf einzelne Kanäle ausgesprochen.