Hauptbild
Nachrichten aus dem KIZ. Foto: Hufner
«Musica non grata»: Musik NS-verfolgter Künstler erklingt in Prag. Foto: Hufner
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Gedenkstätte als Bühne: Görlitzer Theater geht über die Grenze

Autor
Publikationsdatum
Body

. Das von einem Wasserschaden betroffene Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz bringt seine nächste Inszenierung in der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec heraus. Die Kammeroper „Simplicius Simplicissimus“ von Karl Amadeus Hartmann hat an diesem Samstag (3. Juni) auf dem Gelände des früheren Kriegsgefangenenlagers Stalag VIIIa Premiere. Das Europäische Zentrum Erinnerung, Bildung, Kultur als Aufführungsort gehe mit dem Werk eine Symbiose ein, sagte der Dramaturg für Musiktheater, André Meyer. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein naiv-unschuldiger Bauernjunge, der in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges gerät.

Das Stammhaus des Görlitzer Theaters ist seit November 2022 nicht bespielbar, nachdem die große Bühne aus bislang ungeklärter Ursache mit mehreren Tausend Litern Wasser geflutet worden war. 

Alternative Spielstätten zu erschließen, habe sich durchaus gelohnt. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“, sagte Meyer. Schon bei Inszenierungen im Kulturforum Görlitzer Synagoge oder im leerstehenden Kaufhaus der Neißestadt zeigte sich, „wie reizvoll es auch für das Publikum ist, wenn man Aufführungsort und Stück zusammendenkt“.

Die Oper von Hartmann (1905-1963) basiert auf dem Roman „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Bei der Görlitzer Inszenierung am geschichtsträchtigen Ort führt Meyer selbst Regie. Nach seiner Ansicht steigert das Wissen um das frühere Lager die ohnehin emotionale Wirkung von Hartmanns Musik. Der französische Komponist Olivier Messiaen (1908-1992) hatte 1941 sein „Quartett auf das Ende der Zeit“ im Lager Stalag VIIIa fertiggestellt und mit drei Mitgefangenen uraufgeführt. Laut Meyer standen Hartmann und Messiaen nach dem Zweiten Weltkrieg miteinander in engem Austausch.

Ort
Autor