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Gibt es morgen noch ein Theater- und Orchesterpublikum?

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Kulturelle Bildung ist der Schlüssel zur Nutzung von Kulturangeboten
Berlin, den 28.02.2006. In der aktuellen Beilage "Kultur Kompetenz Bildung" zur Zeitung des Deutschen Kulturrates politik und kultur (März/April 2006) stellen Claudia Hampe, Susanne Keuchel, Gerald Mertens und Birgit Mandel Studien zum Publikum von Theatern und Orchestern vor.

Das jüngere Publikum bildet zunehmend eine Minderheit unter den Besucherinnen und Besuchern von Theater- und Konzertveranstaltungen, dieses unterstreichen die genannten vier Autoren. Nachdenklich stimmt dabei vor allem, dass als im Jahr 1993/1994 eine vergleichbare Untersuchung zur Nutzung der Theater- und Konzertveranstaltungen durchgeführt wurde, mehr jüngere Menschen diese Angebote nutzten.

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass das Angebot an Freizeitaktivitäten heute weit gefächert ist und die Theater und Orchester um die knappe Freizeit mit anderen Angeboten konkurrieren müssen. Dieses allein ist aber kein Grund für den Rückgang an jüngeren Besuchern, denn andere künstlerische Sparten wie z.B. die Bildende Kunst sind, wie Studien belegen, eindeutig in der Gunst beim jungen Publikum gestiegen.

Wesentlich scheint viel mehr zu sein, dass Schwellenängste vor dem Besuch von Theater- und Konzertveranstaltungen bestehen und dass viele Menschen an die Angebote nicht herangeführt werden. Diese Ängste zu nehmen bzw. sie gar nicht erst aufkommen zu lassen, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Kulturelle Bildung ist dabei der Schlüssel. Kulturelle Bildung in Kindertagesstätten, in der Schule, in der außerschulischen Bildung und in der Familienbildung schafft Zugangsmöglichkeiten. Kulturelle Bildung macht mit der Sprache der Musik, des Theaters und des Tanzes vertraut. Viele Theater und Orchester bieten bereits spezielle Programme für Familien, für Kinder und Jugendliche an. Ebenso bestehen Kooperationen mit Kindertagesstätten, Schulen und Einrichtungen der außerschulischen kulturellen Bildung, diese gilt es zu verstärken und auszubauen.

Bemerkenswert ist, dass auch diejenigen, die die Kultureinrichtungen nicht nutzen, sie für unverzichtbar halten. Hier besteht also noch ein Potenzial an Besucherinnen und Besuchern, das gezielt erschlossen werden muss.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Sollen die Schauspieler, die Musiker und die Sänger nicht in einigen Jahrzehnten vor leeren Rängen spielen, muss jetzt in die kulturelle Bildung investiert werden. Kulturelle Bildung eröffnet Zugangschancen zu Kunst und Kultur. Sie bietet gerade jenen, die keinen unmittelbaren Zugang zu Kultureinrichtungen haben, eine Brücke, die Angebote zu nutzen. Die Studien zum Kulturpublikum sind eine Warnung, dass ein „Weiter so" zu einem stetigen Publikumsverlust führen kann. Jetzt müssen Maßnahmen ergriffen werden, um junge Menschen für Kunst und Kultur und speziell für das Theater und das Orchester zu begeistern, damit auch morgen noch ein Publikum für Theater- und Konzertveranstaltungen vorhanden ist."


Die Beilage "Kultur Kompetenz Bildung" aus politik und kultur (März/April 2006) mit den Beiträgen:
Junge Nichtbesucher von Claudia Hampe,
Gibt es 2050 noch ein Opernpublikum? von Susanne Keuchel,
Zukunftssicherung durch Kulturvermittlung? von Gerald Mertens und
Einstellungen zu Kultur von Birgit Mandel
kann unter der nachfolgenden Adresse aus dem Internet als .pdf-Datei geladen werden: http://www.kulturrat.de/dokumente/kkb/kkb-3.pdf (240 KB)