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Essen ist eine Runde weiter im Rennen um den Titel "Kulturhauptstadt 2010". Die Ruhrmetropole tritt nun stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet gegen das sächsische Görlitz im Wettbewerb um den begehrten Titel an.
Die deutsche Experten-Jury hat am Donnerstag entschieden: Essen und Görlitz gehen ins Rennen um den Titel "Kulturhauptstadt 2010". Das wurde am Rande einer Tagung der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin bekannt gegeben. Damit ist Essen nun eine Runde weiter im Wettbewerb um den begehrten Titel - aber noch lange nicht am Ziel. Denn die endgültige Entscheidung fällt voraussichtlich Anfang 2006 auf europäischer Ebene.NRW-Kulturminister Michael Vesper zeigte sich am Donnerstagabend sehr zufrieden mit der Wahl der Experten-Jury. "Unser Konzept geht auf", freute sich Vesper. "Die Landesregierung wird nun alle Kontakte nutzen, um Essen jetzt ins Ziel zu bringen", so Vesper. Und auch NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück bezeichnete die Entscheidung der Experten-Jury als "großartigen Etappensieg". Jetzt wolle er auch den Gesamtsieg.
NRW freut sich
Natürlich knallten auch in Essen direkt nach der Entscheidung die Sektkorken. Die Stadt hatte extra zu einer "Wahl-Party" auf die Zeche Zollverein geladen. Dort freuten sich nicht nur die anwesenden Künstler und Bürger über die Entscheidung. "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es nur noch einen Mitbewerber gibt", jubelte Essens Kulturdezernent Oliver Scheytt. "Allerdings ist Görlitz mit seiner Grenzlage zu Polen und seiner grandiosen Altstadt eine starke Konkurrenz." Und auch in Bochum freute man sich über die Entscheidung für die Ruhrgebiets-Stadt. "Das ist ein Riesenschub, nicht nur für die Kultur, sondern für die gesamte Zusammenarbeit der Städte im Ruhrgebiet", erklärte der Bochumer Kulturdezernent Hans-Georg Küppers.
Neben Deutschland wird 2010 auch Ungarn eine Kulturhauptstadt stellen. Denn von 2009 bis 2019 wird es jeweils zwei Titelträger geben, jeweils aus einem alten und einem neuen EU-Mitgliedsstaat. In Deutschland trugen zuletzt Berlin (1988) und Weimar (1999) den begehrten Titel. In diesem Jahr ist das irische Cork die Kulturhauptstadt, 2006 ist Patras in Griechenland an der Reihe.
Insgesamt hatten sich zehn Städte und Regionen in Deutschland um den Titel "Kulturhauptstadt 2010" beworben - darunter Braunschweig, Bremen, Görlitz, Halle/Saale, Karlsruhe, Kassel, Lübeck, Potsdam, Regensburg. Essen hatte sich erst im vergangenen Jahr auf Landesebene gegen Münster und Köln durchgesetzt.
Ausschlaggebend für die Entscheidung war auch die Präsentation der Städte, die Ende Februar stattgefunden hatte. Jede Stadt hatte die Möglichkeit, die Jury während eines dreistündigen Besuchs von ihren Vorzügen zu überzeugen. So auch in Essen: Empfangen wurde die Jury an der Bochumer Jahrhunderthalle von 20 Stadtoberhäuptern und Landräten des Ruhrgebietes mit einem zünftigen "Glückauf". Die Essener Schauspielerin Anja Schiffel führte die Experten weiter zur Zeche Zollverein. In der Essener Philharmonie sangen vierhundert Kinder aus dem Revier.