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Musikrat: Weihnachts-Amok in Bonn - Westrick kündigt Rietschel fristlos

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(nmz) Die Krise des Deutschen Musikrates (DMR) nimmt immer bizarrere Formen an. Nachdem noch am Freitag die Konferenz der Landesmusikräte in Weimar dem Generalsekretär des DMR, Thomas Rietschel, ihr volles Vertrauen ausgesprochen hatte, erreichte Rietschel am Samstag Abend – wie aus zuverlässigen Musikrats-Kreisen verlautete - per E-Mail die fristlose Kündigung durch Insolvenzverwalter Ludger Westrick. Als Interims-Generalsekretärin wurde die Geschäftsführerin des Musikinformationszentrums, Margot Wallscheid bestimmt.

Über die Rechtmäßigkeit dieser Kündigung werden sicher Gerichte zu entscheiden haben. Über die Form braucht man nicht lange zu diskutieren. Sie ist kulturlos. Fest steht also: das Verhältnis zwischen Westrick und Rietschel ist zerrüttet und zumindest temporär sitzt Westrick bei der Abwicklung des „alten Musikrates“ am längeren Hebel. Hatte sich Westrick noch jüngst in einem nmz-Interview als Abwickler mit konstruktiver Grundhaltung geriert, so wurde in den letzten zwei Wochen doch deutlich, dass sich Westricks Kompetenz – für einen Insolvenzverwalter keine Schande - auf Zahlensteuerung reduziert. Die kultur- und gesellschaftspolitische Dimension des Musikrates mit all seinem versammelten Fachwissen, mit seinen Netzwerken getragen durch bürgerschaftliches Engagement blieb dem Insolvenzverwalter Westrick gewiss weitgehend verschlossen. Dass der Musikrat als gesellschaftliche Kraft mit demokratischer Legitimation ausgestattet sicherlich anders zu behandeln ist als eine übliche GmbH oder AG im Konkursfall, scheint jenseits Westrickscher Abwicklungsroutinen angesiedelt. Sein Kündigungs-Akt ist als Schlag ins Gesicht aller Mitgliedsverbände und Organe des Musikrates zu verstehen, deren Vertrauen Thomas Rietschel erklärtermaßen genießt. Gefordert ist jetzt die Politik, gefordert sind die Mitglieder, handeln können vor allem die geldgebenden Ministerien in ihrer Gläubigerfunktion. Die Zerschlagung notwendiger Organisationsformen unseres Musiklebens als kulturpolitisch wirksame Struktur auf lange Sicht – mit allen erdenklichen Beschädigungen der Projekte – ist in greifbare Nähe gerückt.
Das Musikmagazin „taktlos“ von Bayern2Radio und nmz wird sich am 10. Januar um 20.05 Uhr in einer Live-Runde, die bundesweit über das Internet gestreamt empfangbar ist, mit dieser Thematik beschäftigen. Eingeladen ist auch Insolvenzverwalter Ludger Westrick.
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