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Rheingauer Festivalleiter warnt vor Finanzierungsloch

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Wiesbaden (ddp-swe). Der künstlerische Leiter des Rheingau Musik Festivals, Michael Herrmann, warnt vor einer «Zersplitterung» von Sponsorengeldern im kulturellen Bereich. Durch die große Zunahme kleinerer Kulturveranstaltungen in der Rhein-Main-Region bestehe die Gefahr, dass kein Festival mehr wirtschaftlich arbeiten könne, sagte Herrmann am Donnerstag in Wiesbaden.

Seinen Angaben zufolge gingen auch bei den Rheingauern die Sponsorengelder im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent zurück. Dem Festival fehlen damit in diesem Jahr zwischen 700 000 und 800 000 Mark.
Herrmann betonte: «Auch wir haben eine Delle bei den Sponsorengeldern in Kauf nehmen müssen.» Neben einigen Großsponsoren wie der Lufthansa seien auch mehrere kleine Veranstaltungssponsoren aus dem IT-Bereich weggefallen - zum Teil wegen Insolvenz.
Herrmann appellierte an die Unternehmen, sich auch weiterhin für die Attraktivität der Region zu engagieren. Er fügte hinzu: «Ich hoffe noch auf den einen oder anderen Gewinn, um auch in diesem Jahr wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können.» Notfalls werde man auf Rücklagen des Fördervereins zurückgreifen und das hauseigene Weingut beleihen müssen.
Der Festivalleiter verwies darauf, dass die Rheingauer Macher nicht in großem Umfang auf staatliche Fördergelder zurückgreifen können. Er betonte: «Wir sind stolz darauf, dass wir von Anfang an ein Festival gemacht haben, dass unabhängig von der staatlichen Hand ist.» Wenn sich die Lage nun «dramatisch» ändere, werde man aber mit dem Staat reden müssen.
Das Land Hessen unterstützt das Rheingau Musik Festival derzeit mit 25 000 Euro pro Jahr. Der Gesamtetat des Festivals liegt in dieser Saison bei rund 6,5 Millionen Euro. Betrug der Anteil an Sponsorengeldern 1999 noch 49 Prozent, so übernehmen die Förderer derzeit noch 42 Prozent der Ausgaben. 152 Unternehmen und Förderer unterstützen das renommierte Kultur-Event in seinem 15. Jahr. Der Etat des RMF sank 2002 im Vergleich zum Vorjahr von rund 13 Millionen Mark auf 12,5 Millionen Mark oder 6,4 Millionen Euro. Das Land Hessen unterstützt das Festival jährlich mit 25 000 Euro, das entspricht einer Förderung durch die öffentliche Hand von 0,4 Prozent. Hauptsponsor ist die Unternehmensberatung «Accenture».
150 000 Euro muss das Festival jedoch an die öffentlichen Haushalte wieder für Mieten von Konzertsälen zahlen. Für Catering bei den Veranstaltungen zahlt das RMF selbst 100 000 Euro, weitere 230 000 Euro kostet die Konzerttechnik. Das RMF beschäftigt derzeit 12 fest angestellte Mitarbeiter und 8 Praktikanten pro Jahr. Dazu kommen 28 freie Mitarbeiter und rund 100 Helfer bei den Veranstaltungen.
Insgesamt trägt das Festival den Angaben zufolge einen Umsatz von 10,55 Millionen Mark jährlich in die Region. Besucherbefragungen zufolge nahmen im Vorjahr 77,4 Prozent aller Besucher gastronomische Leistungen im Umfeld im Wert von 5,85 Millionen Euro in Anspruch. 32,8 Prozent nutzten die Gelegenheit zum Weineinkauf im Wert von 2,25 Millionen Mark. 15,6 Prozent blieben über Nacht vor Ort und gaben dabei 1,55 Millionen Mark aus.

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