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Und schon wieder: Musikrats-Wiedervereinigung

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Berlin, Bonn - (nmz, thg) Arbeitsgruppe "Wiedervereinigung" personell bestückt - Erste Zweifel, vorsichtige Fragen, Perspektiv-Spekulationen und ein wenig Hintergrund.

Der Beschluss der Präsidiums des Deutschen Musikrates (DMR), die bisher vor allem von der finanzierenden Politik gewünschte Spaltung des Rates in eine gGmbH und einen Vereinsteil - zu heilen und eine Wiedervereinigung zu vollziehen, stieß unter den Mitgliedsverbänden des DMR nach nmz-Recherche auf eine überwiegend positive Resonanz.
Inzwischen ist auch die Besetzung des Verschmelzungs-Kommitees bekannt: Neben DMR-Vizepräsident Hans Bäßler werden dem Gremium die Mitglieder des erweiterten Präsidiums Karl-Jürgen Kemmelmeyer, Uli Kostenbader, für die Landesmusikräte Professor Kapitän Ernst Folz, der Geschäftsführer der gGmbH Norbert Pietrangeli und - für den Verein - Generalsekretär Christian Höppner angehören. Auf die Einigungsformel dieser höchst heterogen interessengelagerten Kommission darf man gespannt sein.
Musikratspräsident Martin Maria Krüger ist unterdessen angeblich schon wieder nach China unterwegs, wo er sich offensichtlich bedeutsame Impulse für das deutsche Musikleben erhofft, die zwischenzeitlich ohne bislang wirklich erkennbare Ergebnisse vom Musikrat durch Zuwendungen an mutmaßlich wichtige chinesische Persönlichkeiten euro-fünfstellig schon mal vorfinanziert wurden - von Reisekosten ganz zu schweigen.
In der Fusionsdiskussion hatte sich Krüger kaum positioniert. Vizepräsident Udo Dahmen wies nach Auskunft einiger Präsidiumsmitglieder vor allem auf die persönlichen Risiken für Präsidiumsmitglieder im Bereich persönlicher Haftung hin - mancher gibt anderen gern den Rat, den er selbst braucht.
Aus der Bonner gGmbH-Zentrale ist der Wunsch zu vernehmen, die Geschäfte wirtschaftlich verantwortbar und transparent zu halten. In Berlin wird darüber spekuliert, dass sich die ministeriellen Geldgeber angesichts der Bonner Kunsthallen-Malaise (dort wurden Geschäftsführer beurlaubt - eine Schlamm-Schlacht läuft) aus jeder materiell belasteten Kultur-Finanzierungs-Verantwortung liebend gern zurückzögen. Dies sei das Motiv, einer Rückführung in vereinsähnliche Zustände für den DMR zuzustimmen, nicht etwa der Wunsch, zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken. Alles weitere wird sich vielleicht auch noch mal klären - wir berichten dann.

Nachfolgend und ergänzend unsere gestrige Meldung:
Berlin, Bonn (nmz, thg) Bei seiner Sitzung am Dienstag hat das Präsidium des Deutschen Musikrates mit deutlicher Mehrheit beschlossen, die notwendigen Maßnahmen für eine Zusammenführung des in Berlin ansässigen Vereines mit der in Bonn angesiedelten gemeinnützigen GmbH einzuleiten.

Mit einer solchen Wiedervereinigung würden die offensichtlich gewordenen Kommunikations- und Kompetenz-Problematiken zwischen den beiden Organschaften des Musikrates möglicherweise einer Lösung näher gebracht. Die Aufteilung in einen Vereinsteil und eine gGmbh zur Bewirtschaftung der Projekte (z. B.: Bundesjugendorchester, Jugend musiziert, Musik-Informationszentrum) war als Folge der Insolvenz des Rates vor drei Jahren vor allem auf Druck der geldgebenden Ministerien vollzogen worden.
Zwar kann die Geschäftsführung der gGmbh durch Norbert Pietrangeli in bekannt schwierigen Zeiten als über weite Strecken höchst erfolgreich gewertet werden. Allerdings litt der Kompetenz-Transfer aus dem großen Reservoir des bürgerschaftlichen Vereinsteiles hinein in die Bonner Projekt-Realität immer wieder unter dem Splitting.
Dem Präsidiumsbeschluss vorausgegangen war nach unseren Informationen eine enge Abstimmung mit politischen Entscheidungsträgern. Insofern kann dieser Anlauf zur Verschmelzung auch als politische Meinungsäußerung zur Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements interpretiert werden.
Zur Klärung der komplizierten notwendigen Massnahmen für eine "Wiedervereinigung" hat das Präsidium des Musikrates eine Arbeitsgruppe gebildet. Sicherlich wird die geplante Neuorientierung auch Gegenstand der Generalversammlung des Musikrates im Oktober sein. Wir halten Sie über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden.
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