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Vor 50 und vor 100 Jahren in der musikzeitung
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Diskussion zur Frage der Schutzfristverlängerung (von 30 auf 50 Jahre nach dem Tode des Komponisten) *** Hermann Hesse in seinem „Der Trauermarsch“ *** „Wandlung eines Idols“ überschrieben ist Alphons Silbermanns Beitrag „zu einem neuen Chopin-Charakterbild“ *** Claus-Henning Bachmann stellt die Erstaufführung der mit dem Slogan „Weltraumoper“ apostrophierten „Aniara“ des Schweden Karl-Birger Blomdahl in Hamburg vor.

Vor 100 Jahren

Diskussion zur Frage der Schutzfristverlängerung (von 30 auf 50 Jahre nach dem Tode des Komponisten): „Da sich der Reichstag mit einem Antrag auf Verlängerung der Schutzfrist für geistige Werke zu befassen haben wird, ist die Frage akut geworden, auf wie viele Jahre ein Kunstwerk zur materiellen Verwertung seinem Urheber und dessen geschäftlichem Vertreter zukommt, bevor es in den Allgemeinbesitz übergeht. Tatsächlich ist der Komponist durchaus nicht der einzig Interessierte an seinem Werke. Es kommen vielmehr drei Gruppen in Frage, die Rechte daran besitzen: Komponist, Verleger und Allgemeinheit. Zum Teil decken sich die Interessen, zum Teil gehen sie wesentlich auseinander, je nachdem das rein künstlerische Moment im Verhältnis zum Materiellen gewertet wird. Denn rein künstlerisch genommen sind alle drei Gruppen in genau derselben Richtung interessiert, dem Kunstwerk in umfänglichem Maße die Möglichkeit zu der vom Urheber beabsichtigten Wirkung zu geben. Eines staatlichen Schutzes bedürfte nur in beschränktem Umfang, soweit er sich nämlich gegen eine Veränderung oder Verstümmelung richtet, [...] In künstlerischer Hinsicht ist also ein umfassender Schutz undenkbar, und jeder andere liegt zunächst nicht im Interesse des Kunstwerkes und seiner Verbreitung. Den Hauptvorteil von einer Erweiterung der Schutzdauer hätten die Verleger ...“

Neue Musik-Zeitung, 13/1910, S. 273f.

Vor 50 Jahren

Hermann Hesse in seinem „Der Trauermarsch“ – mit Genehmigung des Autors komplett abgedruckt: „Chopins Trauermarsch gehört für mich zu den Stücken, mit denen assoziativ ein Erlebnis verknüpft ist, das durch all die Jahrzehnte hin unfehlbar bei jedem Wiederhören aufersteht ...“, nämlich die Erinnerung an den Trauerzug eines verstorbenen Studienkollegen: „Im friedlichen Tübingen war in jener Zeit, am Ende des vorigen Jahrhunderts, ein Studentenbegräbnis ein seltenes von der ganzen Stadt beachtetes Ereignis, in pompösem Zug die Chargierten der Korps im Wichs mit Stürmern, Binden, hohen Stulpenstiefeln und gesenktem Degen, und ebenso die Burschenschaften, und dann die anderen Studentenverbindungen, die Stadtmusik inmitten, ein langer prächtiger farbiger Zug, über dem wie eine Trauerfahne die schwermütige punktvoll trauernde Chopin-Musik wehte und wogte, diese pathetischen Marschtakte, die ich noch viele Male in meinem Leben, und nie mehr ohne die schmerzliche aufbrechende Erinnerung an diese Stunde, hören sollte.“
„Wandlung eines Idols“ überschrieben ist Alphons Silbermanns Beitrag „zu einem neuen Chopin-Charakterbild“, vorgetragen beim großen Chopin-Kongress in Warschau, „in dem er neue sozialpsychologische Aspekte eröffnete“.

Claus-Henning Bachmann stellt die Erstaufführung der mit dem Slogan „Weltraumoper“ apostrophierten „Aniara“ des Schweden Karl-Birger Blomdahl in Hamburg vor. Blomdahls Musik „findet mit bewundernswerter Treffsicherheit stets den rechten Ton, ob es sich um dramatisch bewegte Klage, hektisch überschärften Jazz, eine ironisierte Nationalhymne, laszive Couplets oder Lyrismen von berückender Schönheit handelt“.

IX. Jahrgang, Nr. 2, April/Mai 1960, S. 2 und 3

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