Vor 100 Jahren: Die Neue Musik-Zeitung im 4. Jahrzehnt (1910–1919) +++ Vor 50 Jahren: Joe Viera und die Jazz-Initiativen 1967 +++
Vor 100 Jahren
Die Neue Musik-Zeitung im 4. Jahrzehnt (1910–1919): Mit den Kriegsjahren und der anschließenden Wirtschaftkrise wandelte sich das Bild der 1880 in Leipzig gegründeten „Neuen Musik-Zeitung“, wechselte der Verleger-Name, zum siebten Male die Redaktion und dank inhaltlicher Erweiterung und verändertem Erscheinungsbild, erhöhte sich der Bezugspreis pro Quartal stufenweise von 1 Mark bis auf 3,50 Mark. In dieser Zeit, als das Konzertwesen im ständigen Wachsen begriffen war und immer mehr Laien sich in ihrer Freizeit der Musik widmeten, setzte sich die NMZ das Ziel, das musikalisch interessierte, aber nicht ausreichend orientierte Publikum durch leicht verständliche Informationen wie biografische Skizzen und Porträts anzusprechen, die die zeitgenössischen und klassischen Musiker den Lesern nahebringen sollten. Ferner durch Konzertberichte, Berichte von Musikinstituten und sonstigen musikalischen Aktivitäten verschiedener Städte, die von den Korrespondenten eingesandt wurden, durch Abhandlungen zur Musikgeschichte, Stil-und Werkanalyse, pädagogische Winke, persönliche Eindrücke und Meinungsäußerungen über musikalische Zeitfragen. Der markanteste Unterschied des Blattes zu anderen Musikzeitschriften war die enge Leser-Blatt-Bindung …
Rika Shishido, Die NMZ (1880–1928), Zusammenfassung (2004)
Vor 50 Jahren
Joe Viera und die Jazz-Initiativen 1967: Jazz könne man nicht lehren – das ist die Ansicht vieler hierzulande. Damit entzieht sich diese Musik jeder Objektivierung, was ihren geringen Wert hinlänglich beweist. Joe Viera entgegnet dieser aktuellen Frage: Was lernbar ist, ist auch lehrbar; man muss nur die richtigen Methoden suchen und finden. Diese simple Erkenntnis setzt sich im Jazz immer mehr durch. Als Vorbild wird vielfach die ganzjährig arbeitende „Berklee School of Music“ in Boston angesehen, die auch Fernkurse durchführt und einiges Unterrichtsmaterial veröffentlicht hat. Unter den kurzzeitigen Kursen dürfte heute der der Musischen Bildungsstätte Remscheid wenigstens in Europa seinesgleichen suchen. Auch in diesem Jahr stellten sich wieder Fragen, und diesmal um so nachdrücklicher, als sie schon im vergangenen Jahr aktuell waren, aber nicht beantwortet wurden:
1. Warum ignoriert die „offizielle“ Musikpolitik in Deutschland, allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz, den Jazz, immer noch weitgehend? Dass man nichts gegen ihn habe, ist bestenfalls als höfliche Geste zu werten. Die wahre Einstellung wird dann deutlich, wenn es darum geht, Opfer zu bringen, etwa finanzieller Art. Doch davon ist kaum etwas zu spüren. Sonst müsste es nämlich statt dieses einen Kurses deren zehn in der Bundesrepublik geben, mit Stipendien für die jeweils besten Teilnehmer.
2. Warum findet sich in der ganzen Bundesrepublik kein Verleger, der daran geht, das in Remscheid von den Dozenten erarbeitete Unterrichtsmaterial zu veröffentlichen?
Was in Remscheid geschieht, ist nichts weniger als eine kleine Vorschau auf die allgemeine Musikerziehung von Morgen, für die Musik ein breites Feld ist, das nur mit allgemeingültigen Mitteln bearbeitet werden kann.
Musikalische Jugend, XIV. Jahrg. 1967, H. 5 (Okt./Nov.), S. 14