Dresden. Mit Walter Gieseking, dem stärksten Musikgenie unter den neuzeitlichen Pianisten, brachte Generalmusikdirektor Fritz Busch im letzten Symphoniekonzert der Dresdner Staatsoper das Klavierkonzert in Es-Dur von Pfitzner zur glänzend-erfolgreichen Uraufführung. Das Soloinstrument tritt nicht im üblichen Sinne „konzertierend“ hervor, es gilt hier mehr als obligater Teil des Orchesters. Daran vermögen auch die beiden unbegleiteten Stellen (Kadenzen) nichts zu ändern.
Der Tondichter gliedert diese seine erste symphonische Arbeit in vier Sätze, von denen 1 und 2 wie 3 und 4 zu je einer organischen Einheit verbunden sind. Mit Kraft und Schwung setzt das heldische Hauptthema ein. Tiefgründige Gefühlssprache wechselt mit heiteren Abschnitten […], schwärmerische Versonnenheit, die sich zu großer Leidenschaftlichkeit und Feierlichkeit steigert, mit dionysischer Freude und Lebensbejahung. Man darf Pfitzner zu dieser Schöpfung beglückwünschen, die kaum irgendwo Längen zeigt und ein Stück von seinem Künstlerherzen gibt, das endlich befreit ist von der „Palme der Erfolglosigkeit“. […] H. Pl.
Düsseldorf. Hans Gáls musikalisches Bühnenwerk „Die heilige Ente“, ein Spiel mit Göttern und Menschen, wurde als Uraufführung mit großem Beifall aufgenommen. Der exotische, im Grundcharakter heiter-groteske Stoff hat von Levetzow und Feld eine recht brauchbare, bühnengemäße Verarbeitung gefunden, zu der Gál eine Musik geschrieben, die unproblematisch, im Ausdruck Natürlichkeit und sinngemäße Gestaltung des Vorwurfs mit Erfolg anstrebt. Sie ist nicht durchaus originell, aber geschickt instrumentiert und sonderlich in ihren parodistischen Episoden wirksam. Intendant Dr. Becker hatte sich der Aufführung mit viel Hingabe angenommen. […] Kapellmeister George Szell vermittelte, mit der Partitur wohlvertraut, das klangliche Bild. Der Beifall rief Autor und Mitwirkende wiederholt an die Rampe. E. S.
Neue Musik-Zeitung, 44. Jg., 1. Juni 1923