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Tonbruket: Martin Hederos, Dan Berglund, Johan Lindström und Andreas Werliin (v.l.)
Tonbruket: Martin Hederos, Dan Berglund, Johan Lindström und Andreas Werliin (v.l.)
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Der Rockn´n´Roller ist wieder da - Esbjörn-Svensson-Bassist Dan Berglund auf Tour

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Der 14. Juni ist ein Trauertag in der Jazz-Szene. An diesem Tag verunglückte vor zwei Jahren Esbjörn Svensson bei einem Tauchunfall im Stockholmer Schärenhof, gerade in dem Moment, als er mit seinem Trio e.s.t. weltweit Anerkennung als einer der bedeutendsten Musiker fand. In den folgenden Wochen standen auf allen bedeutenden Festivals Europas große Gedenktafeln für Svensson, besonders auffällig bei der Jazz Baltica in Salzau, zu deren Stammgästen der schwedische Pianist über Jahre hinweg zählte. Besonders getroffen hatte der plötzliche Tod seinen langjährigen Begleiter Dan Berglund.

Drei Wochen später bei der Trauerfeier in Stockholm nahm er noch mal den Bass in die Hand, um dann über ein Jahr lang zu verstummen. „Ich hatte ja nicht nur einen Freund verloren, mit dem ich fast 15 Jahre lang zusammengespielt habe und mit dem ich jedes Mal 100 Tage im Jahr quer durch die Welt unterwegs war“, sagt Berglund heute. „Mein ganzes Leben hatte sich von einem Tag auf den anderen grundlegend verändert. Und zwar zum Negativen. Der Job war weg, das Geld auch. Ich musste mich völlig neu orientieren. Das brauchte seine Zeit. Und viel Zeit habe ich auch mit sinnlosen Grübeleien einfach verschenkt“, so der heute 47 Jahre alte Berglund weiter.

Seine Frau war es schließlich, die ihn aus dem tiefen Loch wieder herausholte und ihn ermutigte, einen musikalischen Neustart zu wagen. Stück für Stück und ganz behutsam. Und seiner alter Freund, der Gitarrist Johan Lindström. Mit dem hatte er schon in den 90er Jahren, also noch vor e.s.t., in verschiedenen Rockbands zusammengespielt. Zunächst ganz sporadisch setzten sich die beiden in den Keller, probten und fingen Feuer. Die Lust am gemeinsamen Spiel wuchs, vor allem, als auch noch der Pianist Martin Hederos und der Schlagzeuger Andreas Werliin hinzukamen. Die neue Band unter Leitung Berglunds war geboren. Der Name war dann schnell gefunden: Tonbruket, was nicht anderes bedeutet als „Klangwerkstatt“. Berglund: „Natürlich ist da immer noch ein Stück e.s.t. dabei. Es ist ja Teil meiner Geschichte, es beeinflusst mein Spiel und mein Komponieren noch heute.“ Aber: Tonbruket ist keine bloße e.s.t.-Kopie. „Der Rock´n´Roller, der ich ja auch bei Svensson immer war, kommt da ganz stark in mir durch“, sagt Berglund. So klingt die erste, bei ACT: erschienene CD, die nur mit Tonbruket betitelt ist, dann stellenweise auch mehr nach Deep Purple, Black Sabbath, Radiohead und vor allem nach Pink Floyd. Ganz besonders das Stück Gi Hop, in dem es von Saitenklängen aller Art nur so wimmelt. Mal klassisch akustisch, mal elektronisch verfremdet. Nur zwei der insgesamt zehn aufgenommenen Titel lassen sich überhaupt noch mit e.s.t. in Verbindung bringen; Der Svensson gewidmete Song For E. und der von klassischen Pianostrukturen durchzogene, fast zehn Minuten lange Sailor Waltz.

Tonbruket ist im Januar zu seiner ersten gemeinsamen Europatournee aufgebrochen. Zunächst quer durch Schweden, anschließend durch Großbritannien. Recht erfolgreich mit Spitzenwerten von 800 Zuschauern. Noch kein Vergleich zum alten Svensson-Trio, zu dem in London 3600 Fans kamen. Aber immerhin: Es war ein deutliches Lebenszeichen vom alten Weggefährten Dan Berglund. Am 16. April begann die erste gemeinsame Deutschland-Tournee.

Dan Berglund, bass
Martin Hederos, piano
Johan Lindström - guitar
Andreas Werliin – drums

Tournee-Daten in Deutschland:
16. 4. München, Muffathalle
18. 4. Koblenz, Cafe Hahn
20. 4. Oldenburg, Kulturetage
22. 4. Darmstadt, Centralstation
23. 4. Mannheim, Alte Feuerwache
26. 4. Nürnberg, Hirsch
27. 4. Berlin, Postbahnhof
28. 4. Hamburg, Fabrik
30. 4. Stuttgart, Theaterhaus
2. 5. Halle, Oper
24. 7. Kassel, Kulturzeit
22. 9. Braunschweig, Kulturzeit
25. 9. Denzlingen, Bürgerhaus
26. 10. Elmau, Schloß Elmau
2. 11. Aschaffenburg, Colos-Saal
 

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