Der Verein „Jazzit – Jazz im Theater“ existiert schon seit 1981. Nachdem man zwei Dekaden von Bühne zu Bühne zog, fand man Ende 2001 endlich ein festes Domizil in Salzburg. Seither ist im einstigen „Volxheim“ der KPÖ regelmäßig improvisierte Musik zu hören. Das stilistische Spektrum des am Bahnhof gelegenen Clubs reicht von Jazz über Neue Musik und Elektronik bis zur Weltmusik. Jetzt gastierte das fabelhafte amerikanische Quartett „James Farm“ im Jazzit.
Die Sofas an den Seitenwänden sehen aus wie überfüllte Flüchtlingsboote. Zwischen die plüschigen Möbel zwängen sich Karteninhaber und auf manch einem der Plastiksitze in den Stuhlreihen suchen gleich zwei Hinterteile Platz. Das „Jazzit“ in Salzburg hatte hohen Besuch – von einem Allstar-Quartett, das auf den Namen „James Farm“ hört. Keiner in der Band heißt so, aber irgendwie fanden Saxofonist Joshua Redman, Pianist Aaron Parks, der neuseeländische Bassist Matt Penman und der Schlagzeuger Eric Harland, dass sich das cool anhört. Es soll aber tatsächlich aber auch noch eine wirkliche Bedeutungsebene geben – aus der die vier Meister-Instrumentalisten ein Geheimnis machen.
Die Musik von James Farm ist vom Charakter her an klaren Songformen orientiert – dadurch wirkt alles konzentrierter, kompakter, weniger ausschweifend. Imposant ist, welche Dynamik dieser prominent besetzte Vierer aus dem Stand entwickelt, welche Freiräume sich die Musiker innerhalb der Strukturen schaffen. Wie entfesselt spielt „James Farm“ auf. Weil aber ganz unterschiedliche Temperamente in dieser Band walten und schalten, entstehen reizvolle Kontraste. Der quirlige Joshua Redman, der am Tenor manchen wirkungsvollen Schlenker ins Altissimo macht, wechselt sich solistisch mit dem Benjamin der Gruppe ab, dem 29-jährigen Tastenmann Aaron Parks. Der wählt seine Akkorde mit Bedacht und dosiert seine pointierten Läufe effektvoll.
Auch Matt Penman verwirklicht sich regelmäßig – mit geschmackssicheren, fingerfertigen Einlagen und selbst in hohen Registern verblüffend sauberer Intonation. Punktsieger in der Einzelwertung aber ist Schlagzeuger Eric Harland, den manch einer, der sich auskennt, zu den drei, vier wichtigsten Drummern seiner Generation zählt. Im Jazzit zeigte er warum. Dieses eine unbegleitete Solo war wirklich jenseitig. Schon der Aufbau, diese Verdichtung der Figuren und der Akzente ließ einen das Atmen vergessen. Und was Harland dann auf den Rahmen seiner Trommeln veranstaltete, hat man so vielleicht noch von keinem anderen Schlagzeuger gehört.
Als dann die anderen Drei wieder einfallen, zeigt sich eine andere Qualität des Gebieters über die Rhythmen. Er spielt zweckdienlich, ist dabei aber ungemein fordernd. Wie er Komplexes zu Grooves bündelt, wie er mit trockenen Schlägen und kurzen Zwischen-Wirbeln seine Mitmusiker antreibt, ist einmalig.
Trotz der starken Einzelleistungen bleibt James Farm eine wirkliche Band, in der die Aufgaben paritätisch verteilt und die Egos im Zaum gehalten werden. Nicht nur das trug Joshua Redman, Aaron Parks, Matt Penman und Eric Harland Ovationen ein.