Zusammenschlüsse von Kulturschaffenden geraten leicht in drei Geruchsnischen. Entweder nehmen sie den Duft von Orchideen-Treibhäusern an – abgehoben, elitär, inzestuös. Oder sie müffeln nach Karnickelstall und fordern die Gründung eines Vereins mit entsprechender Geisteshaltung heraus. Oder sie riechen nach dem Sandalenschweiß von Kreuzrittern, wobei es bekanntlich keinen Unterschied macht, ob die Unschuld der holden Muse, ob die gerechte Entlohnung des geistigen Eigentums das Kampfmotiv bilden. Gelegentlich mischen sich diese olfaktorischen Reize natürlich, was stark zur Unübersichtlichkeit beiträgt. Zumindest für den vernünftigen, objektiven Schnüffler von außen. Zu diesem Menschentypus zählen ohne Frage Politiker, Entscheidungsträger in der Wirtschaft ebenso wie der Kultur nahe stehende Persönlichkeiten: Kardinäle, Landwirte, Wirte, Professoren oder Gebrauchtwagenhändler zum Beispiel. Um in unserer Gesellschaft überhaupt eine Rolle zu spielen, ist es unbedingt erforderlich, zu diesen Peer-Groups Kontakt aufzunehmen, Kontakt zu halten. Andererseits hält sich jede der genannten Berufsgruppen aus gutem Grund selbst für so wichtig, dass eine Begegnung mit Nischen-Bewohnern wenig attraktiv wirkt.
Zusammenschlüsse von Kulturschaffenden geraten leicht in drei Geruchsnischen. Entweder nehmen sie den Duft von Orchideen-Treibhäusern an – abgehoben, elitär, inzestuös. Oder sie müffeln nach Karnickelstall und fordern die Gründung eines Vereins mit entsprechender Geisteshaltung heraus. Oder sie riechen nach dem Sandalenschweiß von Kreuzrittern, wobei es bekanntlich keinen Unterschied macht, ob die Unschuld der holden Muse, ob die gerechte Entlohnung des geistigen Eigentums das Kampfmotiv bilden. Gelegentlich mischen sich diese olfaktorischen Reize natürlich, was stark zur Unübersichtlichkeit beiträgt. Zumindest für den vernünftigen, objektiven Schnüffler von außen. Zu diesem Menschentypus zählen ohne Frage Politiker, Entscheidungsträger in der Wirtschaft ebenso wie der Kultur nahe stehende Persönlichkeiten: Kardinäle, Landwirte, Wirte, Professoren oder Gebrauchtwagenhändler zum Beispiel. Um in unserer Gesellschaft überhaupt eine Rolle zu spielen, ist es unbedingt erforderlich, zu diesen Peer-Groups Kontakt aufzunehmen, Kontakt zu halten. Andererseits hält sich jede der genannten Berufsgruppen aus gutem Grund selbst für so wichtig, dass eine Begegnung mit Nischen-Bewohnern wenig attraktiv wirkt.Was tun für die Kulturschaffenden?“ – mag sich Andreas Johannes Wiesand vor zwanzig Jahren gefragt haben – aber nur kurz, denn die Antwort lag auf der Hand: Man gründete den Deutschen Kulturrat, einen Zusammenschluss aller Kultur-Zusammenschlüsse, der in seiner Zusammensetzung so heterogen, in seiner Interessenlage so widersprüchlich ist, dass ihn zunächst niemand bemerkte. Denn öffentliche Aufmerksamkeit macht bekanntlich erst Sinn, wenn man selber einen weiterzugeben hat.Zur gründlichen Tarnung hüllte sich der Rat erst mal in einen mächtigen Stapel selbstproduzierten Papieres: Denn Kultur ist immer auch Kulturgeschichte und Geschichte wird nun mal geschrieben: Resolutionen, Petitionen, Brandreden, Ansprachen und Absprachen.
Wie ein Bunker wölbte sich ein kilometerdickes Archiv über dem Rat – eine komplette Sammlung aller zeitgeschichtlichen kulturpolitischen Äußerungen. Wie ein Bunker? Es hieße, knapp hundert Prozent der Kulturbeflissenen gründlich unterschätzen, glaubte man, sie griffen auf so plumpes Material wie Stahlbeton zurück. Natürlich handelte es sich um eine gewaltige Verpuppungs-Aktion, um einen gigantischen Kokon, in dem sich die einst antagonistischen Grundsubstanzen der Vereinigung aller Kulturschaffenden ungestört zu einer Lobby formen konnte, die seit einigen Jahren kontinuierlich an politischem Gewicht gewinnt. Wonach das riecht? Nach Erfolg natürlich. Und den wünscht man in diesen kulturfeindlichen Zeiten dem Kulturrat auch die nächsten paar hundert Jahre.