Früher bezeichnete das französische Wort „massacre” den Hackklotz des Fleischhauers. Als dann im August 1572 in Paris Tausende von Hugenotten dem Blutrausch Pariser Katholiken zum Opfer fielen, erhielt der Begriff „massacre” die Bedeutung, die er auch heutzutage noch hat: ein sinnloses Gemetzel.
Die so genannte Bartholomäusnacht von 1572 regte Künstler zu dramatischen Schöpfungen an: Marlowe schrieb schon 1592 eine Tragödie, Meyerbeer komponierte im 19. Jahrhundert eine große Oper, Chéreau drehte einen Film. Jetzt nahm sich der Österreicher Wolfgang Mitterer den Stoff vor, um aus ihm ein Musik-Theater zum Thema „Gewalt” zu filtern. Zwischen hohen brennenden Kerzen jagt eine dekadente Sozietät dem eigenen Wahnsinn nach. Mitterers Musik aus Elektronik, verstärkten Instrumentalklängen und Singstimmen öffnet raffiniert die Tiefenschichten, aus denen solcher Wahnwitz sich speist. Die Uraufführung bei den Wiener Festwochen hinterließ einen starken Eindruck. „Massacre” darf zu den interessantesten Projekten eines neuen Musik-Theaters gezählt werden. Unser Bild zeigt eine Szene aus der Aufführung (Bericht Seite 35