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Nachrichten 2009/09

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Berufsfachschule Sulzbach-Rosenberg feierte 25. Geburtstag - Landesmusikademie Niedersachsen in Wolfenbüttel eröffnet - In Duisburg findet die erste stART Conference statt - Beethovenfest diskutiert das Konzertwesen - „Festival vielsaitig“ in Füssen - 217 Teilnehmer beim ARD-Wettbewerb - Rekordbewerbungen für den Violinwettbewerb in Hannover - Schimmel Pianos insolvent - Zink im Mittelpunkt des Instrumentenbau-Symposiums Michaelstein - Saxophonmesse Dresden - Junge Deutsche Philharmonie - musikfest berlin im fünften Jahr - Live bedeutet lebendig: BR gründet eigenes Label

Stütze der regionalen Kultur

Berufsfachschule Sulzbach-Rosenberg feierte 25. Geburtstag

Im Rahmen der Verleihung der Abschlusszeugnisse für 25 Absolventinnen und Absolventen feierte die Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg ihr 25-jähriges Bestehen. In seinem Grußwort erinnerte Bezirkstagspräsident Franz Löffler an die 1970er-Jahre, wo es um die Errichtung einer Berufsfachschule für Musik auch im Bereich der Oberpfalz ging, denn in allen anderen sechs bayerischen Bezirken gab es bereits vergleichbare Einrichtungen. Doch das Sprichwort „Was lange währt, wird endlich gut“ bewahrheitete sich im Fall der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg, die sich heute im vielfältigen Kulturleben der Oberpfalz einen angesehenen Platz erarbeitet habe. Diese positiven Auswirkungen auf das kulturelle Leben seien neben den Schülerinnen und Schülern auch und gerade der engagierten Lehrerschaft und insbesondere dem Schulleiter Benedikt Boßle zu verdanken, so Löffler.

Thomas Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrats, zeigte sich erfreut darüber, dass ein großer Teil der Schüler nach dem Besuch der Berufsfachschule für Musik in der Heimatregion bleibe oder nach einiger Zeit der beruflichen Weiterbildung dorthin zurückkehre, was letztlich unverzichtbar für die Bewahrung der kulturellen Identität unserer Gemeinden sei, so Goppel. www.bfsm-sulzbach.de

Neues Kompetenzzentrum

Landesmusikademie Niedersachsen in Wolfenbüttel eröffnet

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff eröffnete am 15. August zusammen mit dem Landesmusikratspräsidenten Karl-Jürgen Kemmelmeyer und dem Bürgermeister Thomas Pink die neue Landesmusikakademie. In das Haus der Musik mit Übungsräumen und Tonstudio haben Land und Stadt 11,2 Millionen Euro investiert.

Gemeinsam mit der benachbarten Bundesakademie für kulturelle Bildung soll sich die Landesakademie als Ort des Austauschs über aktuelle Fragen der Musikkultur etablieren. Wolfenbüttel habe mit der neuen Akademie die Möglichkeit, so eine Erklärung der niedersächsischen Staatskanzlei, sich als eines der bedeutendsten Kompetenzzentren für musikalische Bildung zu etablieren. Träger der Landesmusikakademie ist der Landesmusikrat, der dafür eine gemeinnützige GmbH gegründet hat. Kommendes Frühjahr soll der Akademiekomplex noch durch die bis dahin sanierte Seeliger Villa ergänzt werden. 

Wie die Kultur ins Netz kommt

In Duisburg findet die erste stART Conference statt

Am 24./25. September findet in der Duisburger Mercatorenhalle mit der stART Conference die erste Konferenz zum Thema Internet und Kultur im deutschsprachigen Raum statt. Dabei können sich Vertreter aus der Kulturwirtschaft in Vorträgen und im persönlichen Gespräch mit Fachleuten und Praktikern aus dem Social Media Bereich über die Möglichkeiten des Schlüsselmediums Internet informieren und das Gelernte schließlich in Workshops praktisch umsetzen. Kulturbetriebe, die sich in der digitalisierten Welt neuen Herausforderungen stellen müssen, sollen das Web 2.0 mit seinen zahlreichen Vernetzungsmöglichkeiten nutzen lernen.

Ausgehend von absolutem Grundwissen über das Medium Web werden in den Vorträgen schließlich fachbezogene Schlagwörter wie Aufmerksamkeitsökonomie, User Tail oder Long Generated Content geklärt. Es werden Methoden aufgezeigt, wie Künstler über das Internet Kulturmarketing betreiben und neue Zielgruppen oder mögliche Sponsoren ansprechen können oder welche neuen Finanzierungs- und Geschäftsmodelle mit dem neuen Medium entstanden sind. Außerdem sollen rechtliche Rahmenbedingungen und eventuelle Risiken besprochen werden.

Die Vorträge werden unter anderem vom Leiter des Online Marketing der Merkur FH Karlsruhe, Patrick Breitenbach, dem international renommierten Medienfuturist Gerd Leonhard und dem Rechtsanwalt Henning Krieg gehalten. In den Workshops geht es um Kulturmarketing im Internet und um das Erstellen von Video- und Podcasting oder von Blogs mit kulturellem Inhalt.  www.startconference.org

Beethovenfest diskutiert das Konzertwesen

Im Rahmen des Beethovenfestes Bonn vom 4. September bis 3. Oktober findet am 11. September ein Symposium statt, bei dem neue Organisationsformen und Konzertformate, die Wechselwirkung zwischen Kulturinstitutionen und freier Wirtschaft sowie Faktoren untersucht werden sollen, die in Zukunft das Konzertwesen bestimmen werden. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um das neue Bonner Beethoven Festspielhaus wird ein weiteres wichtiges Thema sein, welche akustischen, architektonischen, funktionalen und ökologischen Kriterien ausschlaggebend für die Konzeption einer neuen Konzerthalle sind.

Geladen sind unter anderen Albert Schmitt, Manager der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Gerald Mertens, Vorsitzender der DOV oder Siegwald Bütow, Manager des WDR Sinfonieorchesters.
Die Teilnahme ist kostenlos. Die Anmeldung erfolgt per Email an
sympoisum [at] beethovenfest.de (sympoisum[at]beethovenfest[dot]de). www.beethovenfest.de

„Festival vielsaitig“ in Füssen

Das Verdi Quartett veranstaltet vom 2. bis 12. September das „Festival vielsaitig“ in Füssen, dieses Jahr unter dem Motto „Aufwind“. Auf dem Programm stehen Komponisten, die mit ihrem Wirken Aufbruchsstimmung verbreiteten wie etwa Joseph Haydn, Johannes Brahms oder Claude Debussy. Informationen unter: www.festival-vielsaitig.fuessen.de

217 Teilnehmer beim ARD-Wettbewerb

Nur knapp die Hälfte der über 400 Bewerbungen aus 44 Ländern hat die anonyme Vorauswahl zur Teilnahme am diesjährigen 58. Internationalen Musikwettbewerb der ARD zugelassen. In den Fächern Gesang, Violine, Kontrabass und Harfe werden sich 217 junge Musikerinnen und Musiker aus 44 Ländern vom 31. August bis 18. September in München den vier Jurygremien zu einer harten Prüfung stellen.

Der ARD-Wettbewerb gehört weltweit zu den renommiertesten und größten Musikwettbewerben seiner Art. Hier wird eine hochprofessionelle Interpretation eines anspruchsvollen Repertoires vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart erwartet, darunter die Uraufführung der vier speziell für diesen Wettbewerb geschriebenen Solowerke, die bei den Komponisten John Woolrich, Poul Ruders, Nicolaus Richter de Vroe und Toshio Hosokawa in Auftrag gegeben wurden. Darüber hinaus liegt dem ARD-Wettbewerb daran, seinen Preisträgern weitere künstlerische und berufliche Entwicklungen und Erfahrungen zu bieten.

Insgesamt können 158.000 Euro Preisgelder und Stipendien vergeben werden. Zum Abschluss präsentieren sich die ausgezeichneten Musiker in drei Konzerten am 16., 17. und 18. September in München, von Bayern 4 Klassik live übertragen, wobei das Orchesterkonzert am 3. Oktober auch vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird.

Für die nächsten Jahre scheint der ARD-Wettbewerb finanziell, freilich ohne Zuwachsrate, einigermaßen gesichert zu sein, doch er bangt, ob das 2001 eingerichtete zusätzliche „Festival der ARD-Preisträger“ auch künftig finanzierbar bleibt. In diesem Jahr sind dazu herausragende Teilnehmer aus zurückliegenden Wettbewerbsjahrgängen ins Schloss Elmau eingeladen, um dort kammermusikalische Programme gemeinsam einzustudieren und aufzuführen. Daran schließen sich Konzerte unter anderem in München, Gauting, Landshut und Salzburg an. [Eckart Rohlfs]

Attraktive Preisträgerförderung

Rekordbewerbungen für den Violinwettbewerb in Hannover

Die bisher höchste Bewerberzahl erreichte den 7. Internationalen Joseph-Joachim-Violin-Wettbewerb (vom 26. September bis 10. Oktober 2009 in Hannover). „Alle drei Jahre ausgeschrieben hat er sich unter den weltweit zunehmenden Wettbewerbsangeboten mit seinen hohen Leistungsanforderungen als einer der gefragtesten Violinwettbewerbe etabliert“, resümiert Krzysztof Wegrzyn als künstlerischer Direktor. Begründet sei dies vor allem auch in der ständig erweiterten Preisträgerförderung, die zu einer erhöhten Attraktivität aus Sicht der Bewerber geführt habe, meint Generalsekretär Joachim Werren der – den Wettbewerb tragenden – Stiftung Niedersachsen. Dazu Jurymitglied Boris Kuschnir: „Die Vorauswahl war hochgradig spannend: Mit den ausgewählten Teilnehmern darf die Welt ein Festival musikalischer Spitzenleistungen erwarten.“ Insgesamt sind 35 Geigerinnen und Geiger aus 17 Nationen zugelassen. www.violin-wettbewerb.de

Schimmel Pianos insolvent

Planverfahren soll das Braunschweiger Unternehmen retten

Am 31. Juli meldete die größte Pianofortefabrik Deutschlands, Schimmel, Insolvenz an. Bereits seit 2008 setzt die Weltwirtschaftskrise dem Konzern zu, besonders starke Auftragseinbrüche sind aus den USA zu vermelden. Um den Betrieb zu erhalten, wurde statt eines normalen Insolvenzverfahrens das relativ junge Modell des Planverfahrens eingeleitet. Als Ziel steht bei diesem Verfahren eine nachhaltige Unternehmenssanierung und ein erfolgreicher Neustart des Betriebs im Vordergrund. Die erste Voraussetzung für den Erfolg des Konzepts ist eine positive Fortführungsprognose seitens des Insolvenzverwalters. Diese Hürde hat Schimmel bereits genommen, nach einer ersten Durchsicht der Unterlagen hat der zuständige Insolvenzverwalter eine positive Bilanz gezogen. Ob und in welcher Form die Marke Schimmel bestehen bleibt, ist bisher noch nicht abzusehen. Auf die Belegschaft kann das Traditionsunternehmen in jedem Fall zählen: Nach der Bekanntgabe der Insolvenz bekundeten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer spontanen Unterschriftensammlung ihre Solidarität.

Aus der Geschichte ins Heute

Zink im Mittelpunkt des Instrumentenbau-Symposiums Michaelstein

„Zink – Geschichte, Instrumente und Bauweise“, so der Titel des 30. Instrumentenbau-Symposiums vom 23. bis 25. Oktober 2009 auf Kloster Michaelstein bei Blankenburg. Das heute fast ausgestorbene Instrument steht im Mittelpunkt der Vortragsreihe, die die Geschichte des Zink in Frankreich, Skandinavien und Italien beleuchtet, dessen Bau und Verwendung illustriert und seine akustischen Besonderheiten untersucht. Zudem werden ein Zink und ein Basszink nachgebaut und verschiedene Modelle in der Sonderausstellung „Zinkinstrumente: Originale und Nachbauten“ gezeigt. Klangliche Untermalung findet das Symposium durch ein Konzert mit deutscher und italienischer Musik für Zink-Ensemble am Abend des 24. Oktober. www.kloster-michaelstein.de

Neue Quintenzirkeluhr

Die Quintenzirkeluhr von UvdS-Design gibt es zu ihrem fünften Geburtstag jetzt auch im eckigen Format. „Quartrata“ heißt das neue Modell, das mit seinem besonders großen Format von 50 x 50 cm speziell für große Räume gedacht ist.

Die Quintenzirkeluhr hat seit ihrem ersten öffentlichen Auftritt auf dem Musikschulkongress in Essen 2005 in viele Musikschulen und sonstige musikalische Einrichtungen Einzug gehalten. Laut Musikpädagogen regt sie das fotografische Gedächtnis an und dient so mit ihrem pädagogischen Nebeneffekt auch als anschauliches Hilfsmittel für den Musikunterricht. Doch auch außerschulisch sprechen die Musik-Accessoires der Firma UvdS-Design viele Musikliebhaber an: Außer der Uhr gibt es auch Taschen, Tassen, Postkarten und viele andere Produkte im musikalischen Look.

Saxophonmesse Dresden

Die X. Dresdner Saxophonmesse vom 23. bis 25. Oktober bietet in ihrer Jubiläumsausgabe ein Programm, das den persönlichen Kontakt zwischen Publikum und Musiker in einem kleinen, konzentrierten Rahmen möglich machen soll. Programmgestalter sind wieder der Instrumentenbaumeister Norbert Walsch, der Jazzclub „Neue Tonne“ und die Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden. Die Saxophonausbildung steht auch in diesem Jahr mit einem Schnupperkurs, einem ganztägigen Workshop sowie einem Meisterkurs im Mittelpunkt der Messe. Eine Instrumentenausstellung verschafft einen Überblick über die derzeitige Produktlandschaft und in der Sonderschau „Schellack – Schallplatten – CDs“ werden Cover gezeigt, auf denen das Saxophon eine besondere Rolle spielt. Das Konzertprogramm bietet unter anderem Uraufführungen von Kompositionen für Saxophonquartett und originale Grammophonaufnahmen im Rahmen der Veranstaltung „Saxophonartisten der goldenen zwanziger Jahre“. www.dresdner-saxophonmesse.de

Junge Deutsche Philharmonie

Die Junge Deutsche Philharmonie begibt sich vom 12. bis 21. September auf Sommertournee. Das Programm stellt mit Werken von Haydn, Zimmermann, Ravel, Boulez, Schostakowitsch und Hindemith einen Querschnitt durch die Epochen dar. Höhepunkt des Programms ist eine Uraufführung: das Auftragswerk der Jungen Deutschen Philharmonie „Markt“ des in Berlin lebenden Komponisten Enno Poppe. „Dynamisch, manchmal unvorhersehbar, immer von allem zu viel.“ So beurteilt der Komponist selbst sein Werk. Die Finnin Susanne Mälkki, Musikdirektorin des Ensemble Intercontemporain, übernimmt die Leitung der Sommertournee. Mit dabei sind außerdem der Trompeter Marco Blaauw
und Klarinettist Alain Damiens.

Blaauw hat schon intensiv mit Karlheinz Stockhausen zusammengearbeitet und war an zahlreichen Uraufführungen innerhalb des Opernyklus‘ „Licht“ beteiligt. Komponisten wie Peter Eötvös oder Richard Ayres haben Werke für den Trompeter komponiert. Auch Damiens hat sich in der Szene der zeitgenössischen Musik einen Namen gemacht, als er Werke von Pierre Boulez oder Elliott Carter zur Uraufführung brachte. Abgeschlossen wird die Tournee am 21. September mit einem Konzert im Konzerthaus Berlin, bei dem noch einmal ein Programm des Gleichzeitigen im Ungleichzeitigen präsentiert wird. www.jdph.de

musikfest berlin im fünften Jahr

28 Solisten, 3 Chöre, 4 Ensembles und 14 Orchester; 24 Veranstaltungen mit 50 Werken von 26 Komponisten: So liest sich das Programm des diesjährigen musikfestes berlin, das unter dem Dach der Berliner Festspiele vom 3. bis 21. September stattfindet. Neben den Orchestern Berlins treten unter anderem das Chicago Symphony Orchestra oder Orchester aus London auf. Außerdem werden Künstler aus Amsterdam, Bamberg, Birmingham, Freiburg, Riga und Wien zu hören sein. Pünktlich zum fünfjährigen Jubiläum des musikfestes berlin und zum 20-jährigen Jubiläum des Falls der Mauer will das Programm einen Querschnitt durch die Musik des 20. Jahrhunderts präsentieren. So spiegeln sich in vielen Werken die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Konflikte des letzten Jahrhunderts: Schostakowitschs Leningrader Symphonie, die Orchesterwerke Iannis Xenakis’, die als musikalisches Äquivalent zu Elias Canettis Studie „Masse und Macht“ gelesen werden können, Hanns Eislers „Deutsche Sinfonie“, die unter dem Arbeitstitel „Konzentrationslagersinfonie“ entstand, oder Stockhausens elektronische Komposition „Hymnen“. Das musikfest berlin wird in Kooperation mit den Berliner Festspielen und der Stiftung Berliner Philharmoniker veranstaltet.
www.berlinerfestspiele.de

Live bedeutet lebendig: BR gründet eigenes Label

Lang schon stöhnt die CD-Branche unter Umsatzrückgängen und stetig abnehmender Gewinnspanne. 2005 verkündete das Traditionslabel EMI sogar, Placido Domingos „Tristan“ wäre die letzte große Studioaufnahme einer Oper, die man noch produzieren würde und prophezeite das Ende einer Ära. Ein Statement, dem man inzwischen zum Glück selbst wieder untreu geworden ist. Und mit einer „Madama Butterfly“, die immerhin das verkaufsträchtige Duo Angela Gheorghiu/Jonas Kaufmann aufbieten kann, gelang auch prompt wieder der Sprung in die Klassik-Charts. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass die Arbeit im Tonstudio heute für die meisten Klassik-Künstler längst zur Ausnahme geworden ist, wenn sie nicht gerade Lang Lang heißen. Stattdessen finden zunehmend live produzierte Radioaufnahmen ihren kostengünstigeren Weg auf die kleinen runden Silberscheiben. Da wundert es eigentlich nicht großartig, dass in letzter Zeit auch immer mehr Rundfunkanstalten und Orchester bei der Vermarktung ihrer Aufnahmen zur Selbsthilfe greifen, um ein möglichst großes Stück vom Kuchen zu ergattern. Jüngstes Beispiel ist der Bayerische Rundfunk, der im September mit seinem eigenen Label „BR-Klassik“ und einem ersten Paket von acht prominent besetzten Tonträgern an den Start geht. Neben seltenen akustischen Dokumenten aus dem schier unerschöpflichen Archiv des Senders steht dabei natürlich vor allem die aktuelle Arbeit der hauseigenen Klangkörper und deren Chefdirigenten, Mariss Jansons und Ulf Schirmer, im Mittelpunkt – für das optimale Klangerlebnis teilweise sogar als Hybrid-SACD, was im Zuge der Surround-Sound-Offensive im Radioprogramm Bayern 4 Klassik nur eine logische Fortsetzung ist und mit der richtigen Stereo-Anlage selbst eingefleischte Vinyl-Liebhaber vielleicht doch zur Anschaffung der einen oder anderen Aufnahme überzeugen könnte.

International vorgemacht haben den Schritt in die Unabhängigkeit unter anderem das Chicago Symphony Orchestra oder das London Symphony Orchestra, bei denen Projekte wie der Berlioz-Zyklus von Sir Colin Davis oder die kompletten Mahler-Sinfonien unter Valery Gergiev für großes Aufsehen gesorgt haben und dank immer besser werdender Übertragungstechnik auch in klanglicher Hinsicht mancher Studioproduktion Konkurrenz machen. Als erste deutsche Rundfunkanstalt hatte bereits 2000 der SWR seine eigene CD-Reihe beim Label Hänssler ins Leben gerufen, die sich seither in unseren Breiten fest etabliert hat und inzwischen sogar auf dem amerikanischen und asiatischen Markt präsent ist. Aktiv geworden sind darüber hinaus auch der MDR oder die Kollegen des Hessischen Rundfunks, deren CD-Produktionen ebenfalls mehr sind als bloße Souvenirs für regelmäßige Konzertbesucher. Denn eines haben fast alle dieser live mitgeschnittenen Momentaufnahmen ihren makellos blankpolierten Kontrahenten aus dem Studio voraus. Sie alle dokumentieren lebendiges Musizieren. Vielleicht nicht immer perfekt, interessant und spannend aber in jedem Fall. [Tobias Hell]

 

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