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Elegant, fast majestätisch: Mathias Eick beim BMW Welt Jazz Award. Foto: Ssirus W. Pakzad
Elegant, fast majestätisch: Mathias Eick beim BMW Welt Jazz Award. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Prima Klimax: Mathias Eick präsentiert beim BMW Welt Jazz Award schlichte Melodien mit viel Wirkung

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Mathias Eicks letztes Münchner Konzert im Mai 2011wäre vom Veranstalter fast abgesagt worden. Trotz großer Vorberichte in der lokalen Tagespresse war gerade mal eine Handvoll Karten im Vorverkauf weggegangen. Aber der große Blonde aus Oslo wollte unbedingt auf die Bühne. Vor ein paar Dutzend Zuhörern legte er sich im Ampere des Muffatwerks schließlich ins Zeug. Ein ganz anderes Bild erwartete den Nordmann mit deutschen Wurzeln, als er jetzt beim BMW Welt Jazz Award seinen Wettbewerbsbeitrag spielte und sein Oslo vertrat – die Reihe ist diesmal „Jazz And The City“ überschrieben. Hundertschaften bereiteten dem Trompeter Ovationen.

Ein üppiger Bühnenaufbau: Keyboards, Effektgeräte, Sampler, zwei große Schlagzeugsets, Bassgitarre, Trompete. Bedient werden diese Instrumente von Musikern, die sonst auch ganz anders können: in diversen Formationen geben sie sich gern wild, ungezähmt, derb, lärmig, experimentell und zerstören mit Vorliebe das einstige Image des schwebenden, atmosphärischen skandinavischen Fjord-Jazz. Bei Mathias Eick sind sie brav. Er lässt seine Mitstreiter in geordneten Verhältnissen miteinander kommunizieren. Beim „BMW Welt Jazz Award“ spielen er und die vier anderen letztendlich instrumentale Popmusik – mit klarer, griffiger Struktur, schnörkellos, schön, fast etwas simpel. Verblüffend ist es allerdings, welchen Zug seine kompakten, knappen Stücke entwickeln. Die beiden Drummer, die fast unisono gezielte Schläge setzen, verstehen viel von den Möglichkeiten der Verdichtung und treiben jede Nummer gekonnt der Klimax entgegen.

Und Mathias Eicks Trompete fliegt elegant, fast majestätisch über das, was ihm seine Leute klanglich aufbereiten. Luftig ist sein vollendeter Ton, aber nicht so ätherisch wie der eines Arve Henriksen und seiner Nachahmer. Bei Eick ist einfach mehr Druck dahinter, und so zeigen seine schlichten Melodien viel Wirkung. Das Problem: sowohl die Themen, als auch die Verläufe der einzelnen Stücke ähneln sich doch sehr. Am Ende des Konzerts konnte man die Nummern kaum mehr auseinander halten.

Auf der aktuellen CD setzte Eick verschiedene Instrumentierungen ein – so ergab sich ein differenzierteres Klangbild. Für seine Bühnenauftritte muss er sich etwas einfallen lassen, auch wenn der Sound seiner Band einen hohen Wiedererkennungswert besitzt – denn sonst ist sein Konzept schnell ausgereizt.

Am kommenden Sonntag repräsentiert der österreichische Gitarrist Wolfgang Muthspiel mit dem „Drumfree Trio“ (Andy Scherrer, Dieter Ilg) beim Matineekonzert im Doppelkegel (11 Uhr) seine Wahlheimat Wien und setzt mit subtilen Mitteln alles auf die Finalteilnahme beim BMW Welt Jazz Award.

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