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Seconda la musica?

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Der Streit über den Vorrang von Literatur oder Musik ist so alt wie die Gattungen, die beide Künste verbinden und den Konflikt mal zu Gunsten der einen oder anderen entschieden. Nach lange dominierendem Hang der Neuen Musik zu möglichst radikaler Autonomie suchen seit einigen Jahren immer mehr Komponisten Sinn und Halt außerhalb von Musik in Bildern, Szenen, Sujets, Literatur, Religion, Philosophie, Naturwissenschaft … Diese Entwicklung greift selbst bei Avantgarde-Festivals für Instrumentalmusik. Die letzten Donaueschinger Musiktage boten mehrere Novitäten über die großen Menschheitsthemen Glaube, Liebe, Hoffnung, Leben und Tod, Krieg und Frieden. Und bei den diesjährigen Wittener Tagen für neue Kammermusik werden fast die Hälfte aller Uraufführungen auch Singstimmen und Texte enthalten. Eines der Zugpferde dieses Trends ist die ungebrochen anhaltende Produktion von Opern.

Den Anfang macht Altmeister Giselher Klebe, dessen „Chlestakows Rückkehr“ auf ein eigenes Libretto nach Gogols „Der Revisor“ am 11. April anlässlich seines 80. Geburtstages erstmals über die Bretter des Landestheaters seiner Heimatstadt Detmold geht. Am 15. April folgt die Premiere von Harrison Birtwistles „The Minotaur“ am Royal Opera House Covent Garden in London. Nach Beginn der Vorstellung in der Kassenhalle der Württembergischen Staatsoper findet die eigentliche Uraufführung von Daniel Otts „Zeitoper V – Paulinenbrücke“ am 25. April unter besagter Hauptverkehrs-Trasse im Stuttgarter Süden zwischen Tankstelle und Parkplatz statt. Erneut bei den Schwetzinger Festspielen vertreten ist Adriana Hölszky, deren „Niobe II“ zusammen mit Agostino Steffanis 1688 uraufgeführter Oper „Niobe, regina di tebe“ am 25. April erstmals zu erleben ist. Christian Josts Oper „Die arabische Nacht“ auf ein eigenes Libretto nach dem gleichnamigen Schauspiel von Roland Schimmelpfennig wird erstmals am 26. April im Grillo-Theater Essen gezeigt.

Allein die Münchner Biennale bietet unter dem Motto „Fremde Nähe“ vier neue Musiktheaterwerke. Zur Eröffnung am 17. April präsentiert das Internationale Festival für neues Musiktheater Enno Poppes „Arbeit Nahrung Wohnung“ auf einen Text von Marcel Beyer in der Regie von Anna Viebrock. Tags darauf folgt die Premiere der nach einem japanischen Theaterstück konzipierten Gemeinschaftsproduktion „architektur des regens“ des Komponisten Klaus Lang und der Regisseurin Claudia Doderer. Wege abseits epischen Musiktheaters beschreitet am 23. April ohne Libretto Carola Bauckholts „hellhörig“ in Regie, Bühnenbild und Kostümen von Georges Delnon, Roland Aeschlimann und Marie Thérèse Jossen.

Am 30. April schließlich erfolgt die Uraufführung von Jens Joneleits „Piero – Ende der Nacht“ auf ein Libretto von Michael Herrschel nach einem Roman von Alfred Andersch.

Außerdem uraufgeführt werden im Rahmen der Biennale im Münchner Gasteig am 24. April Helmut Lachenmanns „Lied“ für Sopran und Klavier sowie am 25. April Brian Ferneyhoughs „Chronos-Aios“ für Ensemble und Claus-Steffen Mahnkopfs „3. Kammersinfonie“.

Weitere Uraufführungen
3.4.: Nicolaus A. Huber, fingerca-priccio für zwei Schlagzeuger, Lugano
4.–6.4: Forum neuer Musik des Deutschlandfunks Köln unter dem Motto „humanity & composition“ mit neuen Werken von Christoph Horn, Jakob Ullmann, Jin-Ah Ahn, Charlotte Seither, Samir Odeh-Tamimi, Joane Hétu und Jean Derome
4.4.: York Höller, Sphären für Orchester, Kölner Philharmonie, und Peter Ruzicka, Maelstrom für Orchester, Tonhalle Düsseldorf
16.4.: Gerald Resch, Fenster für Streichorchester, Musikverein Wien
17.4.: Miroslav Srnka, Klavierquintett Pouhou vlnou, Pinakothek der Moderne München
22.4.: Frank Zabel, Walpurgisnacht für Chor und Orchester, Theater Solingen
23.4.: Alvin Curran und Wanda Golonka, Weil die Erde in meinem Körper war für Tänzer und drei Ensemblegruppen, Positionen Frankfurter Schauspiel
25.4.: Oliver Schneller, Klaus Ospald, neue Orchesterwerke, attacca Theaterhaus Stuttgart, und Kunsu Shim, Gerhard Stäbler, neue Orchesterwerke, WDR Musikfest Kraftzentrale Landschaftspark Duisburg Nord
25.–27.4.: Wittener Tage für neue Kammermusik mit neuen Werken
von Andres Bosshard, Georg Nussbaumer, Erin Gee, Stefano Gervasoni, Johannes Kalitzke, Olga Rayeva, Jorge Sánchez-Chiong, Matthias Pintscher, Johannes Kretz, Wolfgang Rihm, Rebecca Saunders, Isabeella Beumer, Brian Ferneyhough, Jay Schwartz, Nigel Osborne, Harrison Birtwistle, Mark Andre und Brice Pauset
29.4.: Charlotte Seither, Essay on Shadow and Truth für Orchester,
Krefeld

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