Da schau her: Den Leitartikel der aktuellen nmz hat der Generalsekretär des Musikrates, Christian Höppner, geschrieben – und gleich wird der Herausgeber hier die Warschauer Aktivitäten der „DMR-Projekt-gGmbH“ preisen. Ist da ein neuer Schmusekurs ausgebrochen? Keineswegs. Als unabhängige Musik-Fachzeitschrift nehmen wir uns nur heraus, die Geschicke des unserer Ansicht nach wichtigsten Dachverbandes für Musikbelange zu beobachten und zu begleiten. Dazu nutzen wir die uns zugänglichen Informationswege und sind betrübt, wenn, wie gerade geschehen, ausgerechnet die offiziellen aus uns unklaren Gründen verstopft werden (siehe Seite 15
Schluss mit traurig. Eine Erfolgsgeschichte ist zu erzählen, nmz-Konventionen zuwiderlaufend mit Namensnennungen, um dem gelungenen „Netzwerk“ das menschliche Gesicht zu geben: Vor fünf Jahren startete Hannelore Thiemer, damals zuständig für alle Belange zeitgenössischer Musik und fürs „Musikforum“, ein deutsch-polnisches Begegnungs-Projekt. Von Beginn an mit dabei: Das Siemens Arts Programm (Michael Roßnagl, Jens Cording) und die GEMA (mit feiner Starthilfe von Reinhold Kreile, dann als Hüter der Kontinuität Hans Herwig Geyer und Rudi Oeller).
Auf drei Ebenen begann eine behutsame Kontakt-Aufnahme. Zunächst im Programm-Bereich durch Kooperationen mit dem gerade wieder sich konsolidierenden Warschauer Herbst. Hier kamen, auch in Form von Kompositionsaufträgen, Medienpartnerschaften zu Deutschland-Funk (Frank Kämpfer) und Deutschland-Radio (Rainer Pöllmann) bestens zur Wirkung. Als Praxis-Feld entstand wenig später die deutsch-polnische Musikwerkstatt, ein bilaterales Spezial-Ensemble für alles Experimentelle, das in eine alljährliche, von Kritikern zunehmend gelobte Qualität fand (siehe Seite 9
Natürlich als härteste Nuß erwies sich der so genannte offizielle Rahmen, die Verlinkung von musikinstitutionellen und kulturpolitischen Playern. Riesengroß die organisatorischen Unterschiede, die Kommunikation stets durch „Lost-in-Translation-Effekte“ bedroht, trotz sorgfältigster Simultanübersetzungen. Es trafen eben auch unterschiedliche Gesprächs-Kulturen aufeinander – politisch-historisch stark vorbelastet. Umso beachtlicher die Ergebnisse der geduldigen Beziehungs-Anbahnung: Im Rahmen des diesjährigen Treffens konnte der Präsident des Bremer Musikrates, Ernst Folz, ein erstes umfassendes Kooperationsabkommen mit seinem Danziger Marschallamts-Partner unterschreiben. Verträge mit weiteren Bundesländern zeichnen sich ab.
Vorausgegangen war ein offener Informationsaustausch, in dessen Rahmen Norbert Pietrangeli (DMR-gGmbH) in seinen Referaten über Verbands-Controlling und -Strukturen ebenso beste Fundamente legte wie Dolf Rabus mit seinem Panorama der deutschen Musikakademie-Landschaft, Matthias Pannes bei seinem Blick auf das Musikschulwesen oder Hans Herwig Geyer in einer Tour d´horizon über europäische Identitäts-Kämpfe und Vernunft-Ehen. Fazit: Ein Musterbeispiel für gelungene Außenpolitik. Danke auch, Hannelore Thiemer.