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Herrenchiemsee Festspiele 2012. Foto: Franz-Josef Fischer
Herrenchiemsee Festspiele 2012. Foto: Franz-Josef Fischer
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Zukunft gesichert – vorerst: Die Herrenchiemsee Festspiele werden erstmals staatlich gefördert

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Hinterher ist man meistens schlauer. Dass er sich auf einen einzigen Sponsor verlassen und sich dafür von anderen privaten Geldgebern getrennt habe, nennt Enoch zu Guttenberg heute einen Fehler. Er habe nicht gewusst, dass ein Wechsel im Vorstand eines Unternehmens auch dazu führen könne, dass das kulturelle Engagement überdacht werde.

Damit meint der Dirigent, Chorleiter und Vater des früheren deutschen Verteidigungsministers die Herrenchiemsee Festspiele, die er vor dreizehn Jahren gegründet hatte. Nach dem Wechsel im Vorstand ist die Deutsche Bank als exklusiver Hauptsponsor abgesprungen, weshalb das Sommerfestival im oberbayerischen Chiemgau in Existenznöte trudelte.

Das drohende Aus wurde nun abgewendet. Wie der bayerische Kunstminister Wolfgang Heubisch und der bayerische Finanzminister Markus Söder am 22. Februar in München auf einer Pressekonferenz mit Guttenberg erklärten, werde der Freistaat Bayern einspringen und die Herrenchiemsee Festspiele für die nächsten zwei Jahre mit einer Summe in Höhe von insgesamt 1,6 Millionen Euro fördern. Damit wird das Festival nun erstmals staatlich unterstützt. Diese Förderung greift im Rahmen des Bayerischen Kulturkonzepts, womit nun auch die Herrenchiemsee Festspiele als „Leuchtturmprojekt“ gelten.

Zwischen Salzburg und München gelegen, seien die Herrenchiemsee Festspiele ein „besonderes Juwel in der bayerischen Festspiellandschaft“, das alljährlich im Juli auch zahlreiche Besucher aus dem Ausland anlocke, hieß es. Deswegen habe man sich entschieden, das Festival nicht „sanft entschlafen“ lassen, so Heubisch. Dass die Herrenchiemsee Festspiele in der Region eigene Akzente setzen, steht außer Zweifel fest – dennoch bleiben offene Fragen, auch weil eine öffentliche Unterstützung programmatische Konsequenzen haben sollte.

Dabei geht es nicht so sehr darum, dass Guttenberg auch seine Ehefrau Ljubka Biagioni regelmäßig einbindet – zumal sie fraglos eine bemerkenswerte Dirigentin ist. Wichtiger ist die Frage nach der förderungsbedürftigen neuen Musik: Zwar sind die Programme bei den Herrenchiemsee Festspielen dramaturgisch stets sinnstiftend und konzis durchdacht, allerdings werden bislang das späte 20. und 21. Jahrhundert gänzlich ausgespart. Hier sind die benachbarten Traunsteiner Sommerkonzerte sehr viel weiter und mutiger. Dafür aber hat Guttenberg nun angekündigt, dass er noch in diesem Jahr mithilfe seiner Kulturstiftung eine Akademie gründen und erstmals durchführen wolle, die das Festival begleiten soll.

Konkret sollen Studenten die Möglichkeit erhalten, bei Musikern und Sängern, die beim Festival mitwirken und Professuren innehaben, Workshops zu besuchen. Zudem sollen die Proben für das Publikum geöffnet werden. Wie es indes nach der jetzigen staatlichen Förderung weitergeht, bleibt vorerst offen. Zwar wurde ein weiteres Engagement bis 2017 in Aussicht gestellt, allerdings müssten die diesjährigen Landtagswahlen in Bayern und der gegenwärtige Doppelhaushalt 2013/14 abgewartet werden Das diesjährige Festival wird zwischen dem 16. bis zum 28. Juli veranstaltet.

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