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02.04.: film und medien - aktuell +++ film und medien...

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+++ Kurzfilmfestival lädt zur Internet-Wahl der besten Musik-Video-Clips +++ Die Liebe überdeckt auch Rechtschreibschwächen - Til Schweiger feierte in Essen mit neuem Film «barfuss» Premiere +++ Ironisches Filmspiel mit Klischees - Hannes Stöhrs tragikomische Europa-Episoden-Etüde «One Day in Europe» +++ Afrikanische Tragödie - Völkermord in Ruanda vor zehn Jahren als Filmthema - «Hotel Ruanda» +++ Tödliche Kinderspiele - Hollywoods Kinderstar Dakota Fanning brilliert neben Robert De Niro in packendem Thriller +++

Kurzfilmfestival lädt zur Internet-Wahl der besten Musik-Video-Clips Oberhausen (ddp-nrw). Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen laden ab Freitag zum Internet-Voting für die besten deutschen Musik-Video-Clips ein. Wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten, können Internet-Nutzer bis zum 6. Mai unter zwölf Kandidaten wählen und ihren Favoriten bei der Wahl zum 7. MuVi-Preis der Kurzfilmtage nominieren. Die Abstimmung ist über die Homepages
http://www.kurzfilmtage.de und http://www.intro.de
möglich.
Der Sieger des Publikumspreises wird am 7. Mai in Oberhausen mit 500 Euro ausgezeichnet. Zudem wird eine international besetzte Jury die besten MuVi-Clips küren. Für die ersten drei Beiträge werden Preisgelder von insgesamt 5000 Euro vergeben.

Die Liebe überdeckt auch Rechtschreibschwächen - Til Schweiger feierte in Essen mit neuem Film «barfuss» Premiere
Essen (ddp). Es war ein kleines bisschen, als wäre Essen nicht Essen, sondern Hollywood. Wenn auch ohne «amerikanische Zutaten» - sieht man von Dana, der Gattin von Til Schweiger, ab. Im Minutentakt flanierten am Mittwochabend Kino- und TV-Stars über den roten Teppich, der vor der Lichtburg, dem Kino in der Essener Innenstadt, auch die weniger prominenten Gäste bei der Weltpremiere von «barfuss», dem neuen Film von und mit Til Schweiger, ins rechte Licht setzte.
In edlen amerikanischen Limousinen wurden die Vertreter des Showgeschäfts vorgefahren. Kein schlechter Ort für eine Premiere. «Vor gut 50 Jahren wurden alle unsere Filme hier uraufgeführt», verrät Nadja Tiller, die Schweigers Film-Mutter spielt. An diese Zeiten hat man sich zurück erinnert und vor einiger Zeit bereits das wunderschöne Kino aufwändig renoviert. Und wer nicht schon durch die umfassende PR-Kampagne Til Schweigers von dem Promi-Auflauf in der Ruhrgebietsmetropole erfahren hatte, der kam beim frühabendlichen Einkaufsbummel in der City gar nicht umhin, einen Blick auf die Schönen und Bekannten und die Armee der Unwichtigen zu werfen.
Dicht gedrängt stehen schon Stunden vor dem Promi-Aufmarsch die ersten Autogrammjäger und Schaulustigen an der Absperrung. Als es endlich losgeht, schreien sich Jessica und Yvonne die Kehlen heiser. Sie kennen Axel Stein, Ole Tillmann und Collien Fernandes, haben sogar schon mal Roberto Blanco im Fernsehen gesehen. Nur wer Günther Lamprecht oder Nadja Tiller sind, das wissen sie nicht. Und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück steht auch nicht auf der Favoritenliste der 17-jährigen Schülerinnen. Und darf sich folglich auch nicht im Poesie-Album der jungen Damen verewigen. Gut gelaunt und auch bekannt zeigt sich Steffen Wink (spielt Schweigers karrieresüchtigen Bruder), der - ganz originell - barfuß kommt.
Schweiger erzählt in seinem Film die Geschichte des Versagers Nick Keller und der Psychiatrie-Patientin Leila. Das ungleiche Paar verliebt sich zwischen München und Hamburg ineinander, es wird sowohl im Publikum als auch auf der Leinwand gelacht und geweint. Die Geschichte ist schön und ergreifend, und deckt den immer ansprechenden Mantel der wahren und reinen Liebe über Schwachstellen. Johanna Wokalek glänzt als Anstaltsinsassin, Schweiger - obwohl eigentlich nie der große Mime - liefert durchaus gute Leistung ab. Michael Mendl ist als Stiefvater ebenso gut besetzt wie Jürgen Vogel, Armin Rohde und Mark Keller in ihren Kurzauftritten.
Zwar nicht überschwänglich, aber dennoch: Stehende Ovationen für die Schauspieler gab es auch. Die rührten Schweiger, dem eine Last von den Schultern fiel, schließlich zu Tränen. Als Hauptdarsteller, Regisseur, Co-Drehbuchautor, Produzent und Co-Cutter in Personalunion versuchte er zwei Stunden zuvor noch, mit Zigarette im Mundwinkel Autogramme schreibend, betont lässig die Anspannung zu verbergen.
Kurz und knapp erklärt Elke Heidenreich später auf der Premierenfeier in einer Nobeldisco den Film: «Ein wunderschönes Liebesmärchen.» Dass der Filmtitel falsch geschrieben ist («barfuß» müsste er richtig lauten), stört die Schriftstellerin nicht so sehr. «Wenn da doch jetzt statt Doppel-S so ein großes ß wäre», sagt sie und zeigt lächelnd auf das Kinoplakat, «das sähe doch scheiße aus.» «barfuss» läuft seit Donnerstag in den Kinos.

Ironisches Filmspiel mit Klischees - Hannes Stöhrs tragikomische Europa-Episoden-Etüde «One Day in Europe»
ddp). Der leichtfüßig inszenierte Episodenfilm «One Day in Europe» von Hannes Stöhr ist ein Filmtrip in vier europäische Städte, die im Fußballfieber stecken. Er erzählt von Reisenden, die Opfer von Diebstählen werden oder diese selbst inszenieren. Wie Stöhr mit schmalen Storys und vielen Einfällen die wechselseitigen Klischee-Vorstellungen von Europäern auf die Schippe nimmt, das lässt selbst strenge Filmkritiker schmunzeln.
In Moskau stehen sich die Fußballmannschaften von Galatasaray Istanbul und Deportivo La Coruna in einem (fiktiven) Champions-League-Finale gegenüber. Zur gleichen Zeit werden in Moskau, Istanbul, Berlin und der spanischen Pilgerstadt Santiago de Compostela ausländische Besucher Opfer von Diebstählen oder geben wenigstens vor, das zu sein. Es handelt sich um eine englische Geschäftsfrau, einen Berliner Rucksacktouristen, einen ungarischen Pilger und ein französisches Artistenpärchen. Während sie alle unter Verständigungsproblemen leiden und bei der Polizei in der Regel vergeblich Hilfe suchen, verfolgen die Fans umso begeisterter das Fußballspiel auf den TV-Monitoren.
«One Day of Europe» lief als einer drei deutschen Beiträge im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale, wo er freundliche Aufnahme fand. Stöhr nennt seinen dritten langen Film eine «burleske Komödie», die ein heiteres «Spiel mit Autoritäten» betreibe. «Ich wollte mit Klischees spielen und sie zugleich in Frage stellen», sagt der 1970 in Stuttgart geborene Regisseur, der 2001 mit seinem Debütfilm «Berlin is in Germany» etliche Preise gewann, darunter den Panorama-Publikumspreis der Berlinale.
Einfallsreich analysiert Stöhr mit Hilfe einer internationalen Besetzung die Missverständnisse und Vorurteile, die nicht zuletzt durch die Sprachenvielfalt in Europa entstehen, und plädiert ohne didaktischen Zeigefinger für mehr Toleranz und Verständigung zwischen den Völkern. Seine hintergründigen Episoden, die hübsche Animationssequenzen miteinander verbinden, sollen signalisieren, dass die Europäer nicht erst seit der EU-Osterweiterung «nach einem European Way of Life suchen». Dies deutet auch der Filmtitel an, der sich als «Ein Tag in Europa» und «Eines Tages in Europa» übersetzen lässt und damit gleichermaßen auf Gegenwart und Zukunft verweist.
Wie die meisten Episodenfilme kommt auch «One Day in Europe» bei den Variationen des Konflikts zwischen bürgerlicher Hilfsbereitschaft und behördlicher Ignoranz um gelegentliche Wiederholungen und manche Längen nicht herum. Dafür entschädigen aber humoristische Highlights wie zum Beispiel das kriminalistische Hilfsangebot von Erdal Yildiz, der in Istanbul als türkischer Taxifahrer mit langer Deutschlanderfahrung im Dialog mit einem trickreichen Berliner Techno-Touristen (Florian Lukas) so wunderbar schwäbeln kann.
(«One Day in Europe», Deutschland/Spanien 2005, Episodenfilm, Länge: 100 Minuten, FSK: o.Al., Regie: Hannes Stöhr, Darsteller: Florian Lukas, Erdan Yildiz, Rachida Brakni, Boris Arquier, Megan Gay, Luidmila Tsvetkova, Andrej Sokolov, u. a.) Kinostart: 7. April 2005

Afrikanische Tragödie - Völkermord in Ruanda vor zehn Jahren als Filmthema - «Hotel Ruanda»
Berlin (ddp). Wie konnte das geschehen vor den Augen der ganzen Welt? Es ist gerade einmal zehn Jahre her, dass im afrikanischen Ruanda binnen 100 Tagen eine Million Tutsi von der Mehrheit der Hutu umgebracht wurde. Erstmals erzählt jetzt ein Kinofilm von dieser grausamen Wirklichkeit. Eine Antwort, warum die Welt dies geschehen ließ, kann der Film «Hotel Ruanda» des irischen Regisseurs Terry George nicht geben. Doch er führt drastisch vor Augen, dass Wegschauen der falsche Weg war. Doch leider verzichtet der Film nicht auf einen allzu versöhnlichen Hollywood-Schluss, wo doch auch heute ähnlich Grausames auf dem afrikanischen Kontinent passiert: im Kongo und auch im Sudan.
«Hotel Ruanda» spielt im gleichen Hotel, das auch das Erfolgsbuch des Schriftstellers Gil Courtemanche unter dem Titel «Ein Sonntag am Pool in Kigali» im vergangenen Jahr zum Mittelpunkt machte. Wer sich nicht nur intellektuell, sondern auch emotional mit dem Völkermord in Ruanda auseinander setzen wollte, hatte hier zum ersten Mal Gelegenheit dazu.
«Hotel Ruanda» ist vor allem die Geschichte von Paul Rusesabagina (oscarnominiert: Don Cheadle), dem Manager eines belgischen Luxushotels in Kigali, der Hauptstadt Ruandas. In dem Haus verkehren die wichtigsten politischen und militärischen Führer seines Heimatlandes ebenso wie die im Land stationierten UN-Blauhelmsoldaten und jede Menge internationale Journalisten.
In dem seit vielen Jahren schwelenden Konflikt zwischen den Hutu und den politisch wie auch wirtschaftlich dominierenden Tutsi kommt es zu einem Attentat mit schwerwiegenden Folgen. 1994 wird das Flugzeug des Präsidenten beim Landeanflug auf den Flughafen von Kigali abgeschossen. Wer dafür verantwortlich war, wurde nie geklärt.
Schon am nächsten Tag beginnt in der Hauptstadt eine Mordwelle. Marodierende Hutu-Banden ziehen mit Macheten und Knüppeln los und erschlagen die verhassten Tutsi. Die im Land stationierten Blauhelme erweisen sich als ebenso hilflos wie die westlichen Staaten. Die Weißen, die im Lande leben, bringt man schnell außer Landes und überlasst Ruanda dann sich selbst.
Rusesabagina brachte den Mut, viel Verhandlungsgeschick und Bestechungsgeschenke auf, um nicht nur seine Familie, sondern 1000 weitere Menschen vor den mordenden Hutu zu bewahren. «Ich hatte mich nicht entschlossen, den Menschen Schutz zu geben, ich war durch meinen Beruf einfach in der Lage dazu», sagte er bei der Vorstellung des Films.
Regisseur George findet eindrucksvolle, subtile Bilder, um das Grauen in dem Land Mitte der 90er Jahre dem Zuschauer näher zu bringen. So etwa fängt der Van von Manager Paul auf einer kleinen Straße am Fluss plötzlich an, wild von rechts nach links zu schaukeln. Als er im Morgengrauen anhält und aussteigt sieht er, dass er über Leichenberge gefahren ist.
Leider hat der unversöhnlichere und deutlichere Film über das Grauen in Ruanda im Jahr 1994, der auch bei der Berlinale gezeigte Streifen «Sometimes in April», in Deutschland noch keinen Verleih gefunden. («Hotel Ruanda», Großbritannien/Südafrika/Italien 2004, Drama, Länge: 121 Minuten, FSK: ab 6 J., Regie: Terry George, Darsteller: Don Cheadle, Sophie Okonedo, Joaquin Phoenix, Desmond Dube, Nick Nolte u. a.) Kinostart: 7. April 2005

Tödliche Kinderspiele - Hollywoods Kinderstar Dakota Fanning brilliert neben Robert De Niro in packendem Thriller
Berlin (ddp). Verstecken ist das Lieblingsspiel der neunjährigen Emily Callaway (Dakota Fanning). Jeden Abend spielt sie es mit ihrer Mutter Alison (Amy Irving) vor dem Schlafen. So auch am Neujahrstag, dem letzten Tag, an dem die Familie komplett ist. Beim Gute-Nacht-Kuss versichert die Mutter ihrer kleinen Tochter, wie sehr sie sie liebt. Kurze Zeit später wacht Emily auf und muss mit ansehen, wie ihr Vater David (Robert De Niro) sie blutüberströmt und mit aufgeschnittenen Pulsadern tot in der Badewanne vorfindet. Für Emily ist dies der Beginn eines Martyriums, das tödliche Ausmaße erreichen wird. Für das Kinopublikum ist es der Auftakt zu einer spannungsgeladenen Mystery-Tour, auf die Regisseur John Polson («Swimfan») seine Zuschauer mit dem Thriller «Hide and Seek - Du kannst Dich nicht verstecken» schickt.
Emily ist nach diesem Erlebnis traumatisiert. Sie kapselt sich von ihrer Umwelt ab und lässt weder ihren Vater noch Freunde an sich heran. Vater David ist ein angesehener Psychiater und glaubt, dass eine Luftveränderung seiner Tochter gut tun würde. Gegen den Rat seiner Kollegin Katherine (Framke Janssen), einer der wenigen Vertrauten von Emily, mietet er ein Haus in einer von Wald und Seen umgebenen Kleinstadt. Die Leute scheinen freundlich und das neue Zuhause abgeschieden genug, um Vater und Tochter wieder einander näher zu bringen. Doch Davids Bemühungen bleiben erfolglos. Die auf den ersten Blick so netten Nachbarn erweisen sich als gar nicht so freundlich und verbergen Geheimnisse. Auch Emily entwickelt ein gefährliches Eigenleben. Sie hat einen neuen Spielkameraden, der ihre Leidenschaft für das Versteckspielen teilt. Charly nennt sie ihren imaginären Freund. Dieser gewinnt beunruhigende Macht über das Mädchen. Immer seltsamere Dinge geschehen, und Emily reagiert auf ihre Umwelt böse und zerstörerisch. Über kaputte Puppen und rebellisches Benehmen kann David noch hinwegsehen, doch als er die Hauskatze in der Badewanne tot vorfindet, geht ihm das Spiel seiner Tochter zu weit. Emily leugnet alles und bezichtigt ihren unsichtbaren Freund.
Lange Zeit besticht der konventionelle und nach allen Regeln des Suspense inszenierte Thriller durch eine überzeugende Grusel-Atmosphäre und sich kontinuierlich steigernde Spannung. Die dabei verwendeten Mittel sind nicht neu, doch knarrende Türen, beunruhigende Kamerafahrten durch alte Häuser und dubiose Nachbarn sind immer wieder Garanten für Hochspannung. Die souveräne Kameraarbeit von Dariusz Wolski ist es auch, die dem Zuschauer die Präsenz einer möglicherweisen unsichtbaren oder nicht existierenden Figur suggeriert und für eine Atmosphäre der Angst sorgt.
Bisweilen übertreiben John Polson und Drehbuchautor Ari Schlossberg mit den zahlreichen, dubiosen Figuren und falschen Fährten, doch man wird nie wirklich vom Hauptstrang der Handlung abgelenkt. Dass sie dennoch spannend bleibt, ist auch dem faszinierenden Spiel von Hollywoods neuem Kinderstar Dakota Fanning zu verdanken, die neben dem routinierten Auftritt Robert De Niros eine packende Darstellung der kleinen Emily liefert. Über ihre großen Kinderaugen blickt der Zuschauer in die Abgründe einer Kinderseele, die zu ergründen einem Gänsehaut über den Rücken jagt. Da sieht man dann gerne über den abstrusen Schluss und die fehlende Logik in der Geschichte hinweg. Doch Logik ist laut Alfred Hitchcock ohnehin der ärgste Feind des Suspense. (
«Hide and Seek - Du kannst Dich nicht verstecken», Thriller, USA 2005, 101 Minuten, FSK: ab 16 Jahre, Regie: John Polson, Darsteller: Dakota Fanning, Robert De Niro, Elizabeth Shue, Amy Irving, Famke Janssen, u.a.) Kinostart: 07. April 2005
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