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+++ «Gekommen um zu bleiben»? - Wir Sind Helden befürchten öffentlich Misserfolg ihrer neuen CD - Album als medialer Selbsterfahrungs-Trip +++ «Perlenfischer» - Ungewöhnliche Aufführung in Neuköllner Oper +++ Palucca-Schüler wollen Japaner mit Ausdruckstanz betören +++ Uraufführung eines Ballett-Krimis von Edgar Allan Poe in Rostock +++ Echo-Fieber in Berlin - Musikszene trifft sich zur Verleihung des Deutschen Musikpreises +++ Pop-Musik aus Asien für Europa und USA - Multilinguale Künstler hoffen auf Erfolg im goldenen Westen +++
«Gekommen um zu bleiben»? - Wir Sind Helden befürchten öffentlich Misserfolg ihrer neuen CD - Album als medialer Selbsterfahrungs-TripBerlin (ddp). Sie können einem richtig Leid tun: Da haben Wir sind Helden im Sommer 2003 mit «Die Reklamation» eine wunderschöne und erfolgreiche Platte aufgenommen. 500 000 Stück wanderten davon über die Ladentheken. Die Band um Sängerin Judith Holofernes bekam drei Echos und versetzte die krisengeschüttelte Tonträgerbranche in helle Aufregung. Am Montag kommt mit «Von hier an blind» der Helden-Zweitling in die Läden. Und plötzlich hat die Band Angst bekommen. Angst, dass ihr eigenes Pop-Märchen kein Happy End finden könnte.
Man sei «Gekommen um zu bleiben», behauptet der Titel der aktuellen Single. Und damit man möglichst nicht ins Stolpern gerät, haben die Helden das fällige Komma vor dem Nebensatz vorsichtshalber weggelassen. Flüssige Rocksteady-Rhythmen und eine fröhliche Melodie aus der gestopften Trompete verbreiten Zuversicht. Das alles soll selbstbewusst klingen nach dem Motto: Erfolg ist das, was man darunter verstehen will. Allein - es nützt nichts. Zu häufig reden die Helden vom Scheitern.
«Natürlich war ich nervös, ob ich mit dem Schreiben hinterherkommen würde», lässt Judith über die Plattenfirma ausrichten. Jean-Michel Tourette ergänzt: «Natürlich spüren wir den Druck.» Die Mitteilung zur CD überlegt derweil, wie es wohl gewesen wäre, wenn die Band sich «nach dem Überraschungshit aufgelöst und fortan als Legende in Volkshochschulen unterrichtet» hätte.
Stars, die Angst haben, eventuell arbeitslos zu werden - vielleicht ist das in Zeiten von «Hartz IV» ja genau das richtige Werbekonzept. Die Helden, so lautet die Botschaft, sind ganz normale Menschen. Helden des Alltags gewissermaßen - das wirkt sympathisch. Und indem man etwaige Unkenrufe vorsorglich gleich selbst publiziert, stimmt man die Kritiker milde. Welcher Pop-Chronist könnte denn jetzt noch ruhigen Gewissens schreiben, «Von hier an blind» sei ein Album voller ruhigerer Stücke, die den wütenden Drive von «Die Reklamation» vermissen lasse?
Doch die Helden sind vorsichtig. Das Business ist schnelllebig, die Erfolge von gestern können schon heute nichts mehr wert sein. Vielleicht leidet das Quartett aber auch an Verfolgungswahn. In Interviews sprechen sie davon, dass es viele Leute gebe, die sie von der musikalischen Landkarte «wegradieren» wollen. Vielleicht sehnen sie sich aber auch nur zurück in die Zeiten, als sie unbeachtet von der Öffentlichkeit im Berliner Probekeller vor sich hin musizieren konnten. Einfach so, nur zum Spaß.
Ob Wir sind Helden mit ihrem Debütnachfolger nun erfolgreich sein werden oder nicht - mit «Von hier an blind» haben sie schon jetzt ein kleines Stück Musikgeschichte geschrieben. Eine Plattenveröffentlichung als medialer Selbsterfahrungs-Trip - das hat es so zuvor noch nicht gegeben. Fast hat man den Eindruck, sie wollen einem richtig Leid tun.
(Tourdaten: 21. April Rostock, Scandlines Arena; 22. April Hannover, Capitol; 24./25. April Hamburg, Große Freiheit 36; 26. April Dortmund, Soundgarden; 28. April Offenbach, Stadthalle; 03. Mai Stuttgart, Liederhalle; 05. Mai Erlangen, Heinrich-Lades-Halle; 06. Mai München, Tonhalle; 07. Mai Köln, Palladium; 08. Mai Leipzig, Haus Auensee.)
«Perlenfischer» - Ungewöhnliche Aufführung in Neuköllner Oper
Berlin (ddp-bln). Georges Bizets weitgehend unbekannte Oper «Die Perlenfischer» wird derzeit auf ungewöhnliche Weise in der Neuköllner Oper in Berlin präsentiert. Als «BizetLounge» verschmelzen Arien, Duette und Quartette aus der 1863 in Paris uraufgeführten Oper mit Jazz und werden in eine Gegenwarts-Handlung inmitten eines Ballsaals mit Bar eingebettet. Auch der Barkeeper singt gelegentlich.
Zur Premiere am Freitagabend gab es viel Beifall - vor allem für die vier Sängerdarsteller und das kommentierende Sänger-Quartett, darunter Sopranistin Madelaine Vogt-Kruschel als Leila und den gelegentlich sich auf der Gitarre begleitenden Tenor Ilja Martin Schwärsky als Nadir. Mancher Premierenbesucher zeigte sich jedoch auch von der ungewöhnlichen Darbietungsform befremdet.
Diese Fassung von Regisseur Rainer Holzapfel, der an diesem Haus nach Arbeiten in Bremen, Freiburg und Hamburg debütiert, und Haus-Dramaturg und -Direktoriums-Mitglied Bernhard Glocksin lebt vorwiegend von Parodie. Andrew Hannan, erfahrener Komponist der Neuköllner Oper, leitet vom Klavier aus das Musiker-Quartett, zu dem zur Begleitung des Vokal-Quartetts noch ein Akkordeonist hinzu kommt. Bis zum 15. Mai gibt es 22 Reprisen dieser ungewöhnlichen Aufführung.
Palucca-Schüler wollen Japaner mit Ausdruckstanz betören
Dresden (ddp-lsc). Während einer Japan-Reise im Mai wollen Studenten der Palucca Schule Dresden das «Land der aufgehenden Sonne» mit deutschem Ausdruckstanz bezaubern. Sie werden vom 11. bis 26. Mai im Rahmen des «Deutschlandjahres 2005/2006 in Japan» die Dresdner Tanztradition vorstelle, wie die Palucca Schule am Freitag mitteilte. Aufgeführt werden unter anderem Paluccas «Serenate», der «Hexentanz» und Hanne Wandtkes «König und Volk». Vorstellungen sind im Metropolitan Art Space in Tokio und in der University of Art and Design in Kyoto geplant. Den Angaben zufolge studierte der japanische Tänzer Takaya Eguchi 1922 den Ausdruckstanz bei Mary Wigman (1886-1973) in Dresden. Eguchi ist einer der späteren Gründerväter des asiatischen Butoh-Tanzes. Das Prinzip des freien Tanzes und das Aufzeigen von Wandel und Wechsel als Inhalt der Darbietungen seien Gemeinsamkeiten zwischen dem deutschen Ausdruckstanz und dem japanischen Butoh.
Die Palucca Schule in Dresden wurde 1925 von der weltbekannten Ausdruckstänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin Gret Palucca (1902-1993) gegründet. Zur Ausbildung gehört aber nicht nur klassisches Ballett, sondern fast jede Form des zeitgemäßen Bühnentanzes. Seitdem die Schule 1993 zur Hochschule ernannt wurde, schließen die Absolventen den Studiengang «Bühnentanz» mit einem Diplom ab, der auch als Zugangsberechtigung für ein Zweitstudium an deutschen Hochschulen gilt. Derzeit werden an der Palucca Schule 199 Studenten aus aller Welt unterrichtet. http://www.palucca-schule-dresden.de
Uraufführung eines Ballett-Krimis von Edgar Allan Poe in Rostock
Rostock (ddp-nrd). Einen Ballett-Krimi verspricht das Rostocker Volkstheater am Samstag mit der Uraufführung einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe. «Die Maske des roten Todes» basiert auf einer Erzählung zu Zeiten der Pest in einer mittelalterlichen Stadt, wie die Bühne mitteilte. Während der «Rote Tod» das Land entvölkert, feiert Fürst Prospero ein zügelloses Maskenfest. Plötzlich steht er einem uneingeladenen Gast gegenüber.
Wladimir Fedianin bringt die düstere Geschichte im Kontext einer zweiten, lebensfrohen Episode auf die Bühne, bei der sich junge Leute zur Kaffeehaus-Musik von Schostakowitsch amüsieren.
Echo-Fieber in Berlin - Musikszene trifft sich zur Verleihung des Deutschen Musikpreises
Berlin (ddp-bln). Berlin ist wieder das Mekka der Musikszene. Zur Verleihung des Deutschen Musikpreises Echo 2005 wurden am Samstag rund 4000 Gäste erwartet, darunter viel Prominenz aus der Musik- und Entertainmentbranche. Rund 2000 Karten für die Gala im Estrel Convention Center waren in den freien Verkauf gegangen. Zahlreiche Fans dürften sich auch wieder am roten Teppich tummeln.
Nach der Preisverleihung in 25 Kategorien sollte noch eine große After-Show-Party steigen. Die Auszeichnungen beruhen zum größten Teil auf den Platzierungen in den Charts. Zu den Nominierten gehörten Robbie Williams, Adam Green, U2, Gentleman, Söhne Mannheims und Annett Louisan. Großer Favorit war die Band Silbermond aus dem sächsischen Bautzen mit vier Nominierungen.
Als Showacts waren unter anderen Anastacia, Mariah Carey, Die Fantastischen Vier, Wir sind Helden, Nena und Rammstein angekündigt. Nach Informationen der «Bild»-Zeitung sind sich Anastacia und Carey nicht gerade grün. Dem Blatt zufolge mussten die Garderoben auf Wunsch der beiden Sängerinnen möglichst weit - nämlich 100 Meter - auseinander gelegt werden. Auch habe Carey darauf bestanden, in einem anderen Hotel zu nächtigen.
Für die Lichttechnik des Gala-Abends wurden den Angaben zufolge 35 Kilometer Kabel verlegt, was 90 Runden im Olympiastadium entspreche. Für die Bühnenkonstruktion wurden 200 000 Schrauben und 600 Podeste benutzt. 40 Sattelschlepper und Lkw waren für die Veranstaltung nötig.
Die ersten Echos wurden bereits am Freitag vergeben: TV-Moderator Stefan Raab konnte gleich zwei der begehrten Trophäen mit nach Hause nehmen. Bei der Vorabverleihung wurde er als erfolgreichster Musikproduzent des Jahres und als Medienpartner des Jahres ausgezeichnet. Der Titel beste Musik-DVD-Produktion ging an Die Ärzte für die Produktion «Die Band, die sie Pferd nannten». Den Preis für die erfolgreichste Jazz-Produktion erhielt die kanadische Sängerin und Pianistin Diana Krall («The Girl In The Other Room»). Den Echo für den Handelspartner des Jahres bekam das Pressezentrum Lübeck.
Der Echo wird seit 1992 von der Deutschen Phono-Akademie als dem Kulturinstitut der Musikwirtschaft verliehen. Er gilt neben dem amerikanischen Grammy und dem Brit Award als einer der wichtigsten Musikpreise der Welt. RTL zeigt die Echo-Verleihung am Samstagabend zeitversetzt ab 21.15 Uhr.
Pop-Musik aus Asien für Europa und USA - Multilinguale Künstler hoffen auf Erfolg im goldenen Westen
New York (pte/02.04.2005/10:00) - Asiatische Pop-Sternchen wollen die Musik-Märkte der westlichen Hemisphäre erobern. Versuche in der Vergangenheit waren laut Wall Street Journal http://www.wsj.com nur von geringem Erfolg geprägt und hatten meist auch mit sprachlichen Barrieren zu kämpfen. Die neuen Bands am asiatischen Pop-Himmel wie Ms. Young, Hikaru Utada und BoA präsentieren sich nun multilingual und geben sich auch dementsprechend. Platten-Unternehmen setzen auf diese neuen Künstler und deren "Cross-Cultural"-Groove. Inhaltlich bewegen sich die Asiaten nicht weit entfernt von den Vorgaben aus dem Westen. In der Vergangenheit wurde ihnen das oft zum Verhängnis. Und der bloße Unterschied in der Ethnie verkauft in den USA nun mal nicht viele Platten.
Die neue Generation der asiatischen Künstler setzt auf die englische Sprache als Ausdrucksform. Songs mit Titeln wie "Sex, Naughty, Bitch" und Texten wie "Can´t change the way I am, sexy, naughty, bitchy me" von Tata Young (Bild) sollen die breiten Zuhörerschichten im Westen erschließen.
Im Jahr 2003 wurde der asiatische Musikmarkt auf 5,8 Mrd. Dollar geschätzt noch hinter Europa mit 11,8 Mrd. Dollar und Nordamerika mit 12,5 Mrd. Dollar. Der Großteil der in Asien erzielten Umsätze entfällt auf Japan. Ohne Japan kommt der asiatische Markt gerade einmal auf 900 Mio. Dollar, da viele CDs durch Musik-Piraterie ihre Verbreitung finden. Die asiatischen Künstler selbst bemühen sich mittlerweile auch um einen kulturübergreifenden Anspruch. Koreanische Performer setzen sich mit Mandarin und der japanischen Sprache ebenso auseinander wie mit Englisch.
Asiatische Musik-Promotoren glauben an ihre Produkte und dem Erfolg im Westen. Ihre Künstler haben durchaus musikalisch zu den Kollegen aus Europa und den Vereinigten Staaten aufgeschlossen. Internationale Produzenten und Video-Regisseure haben den asiatischen Acts zusätzlich zu einem gewissen Niveau verholfen. Dazu kommt die weltweit zunehmende Bedeutung asiatischer Kultur. Marketingverantwortliche erkennen dieses Potenzial und setzen auch immer mehr auf diesen Kultur-Appeal für den Verkauf ihrer Produkte.
Ausschlaggebend für einen möglichen Erfolg im Westen ist jedenfalls auch der richtige Beat. Damit der "Western Style" in Fleisch und Blut übergeht, wird hierfür eifrig im Ausland direkt vor Ort gelernt. So geschehen auch bei der thailändischen Sängerin Ms. Young, die in den vergangenen beiden Jahren mit Pop-Produzenten in Schweden gearbeitet hat.
Was den asiatischen Künstlern im Ausland nach wie vor fehlt ist eine breite, ethnische Fangemeinde, die lateinamerikanischen Künstlern den Weg zu einem breiteren Publikum ermöglicht hat. Die asiatische Community in den USA ist für ein solches Phänomen noch nicht groß genug.
Als Motor für die Musikindustrie in China werden die Olympischen Spiele in Peking 2008 gesehen. Einige hoffen, dass nach den Spielen der chinesische Markt zu den weltweit Top-Five-Märkten zählen wird. Die Zahlen der vergangenen Jahre prophezeien China jedoch noch einen weiten Weg. Der Musikmarkt in China hatte im Jahr 2003 erst einen Wert von 198 Mio. Dollar. Im Vergleich zu den USA erscheint das doch etwas wenig, wo im selben Jahr 11,85 Mrd. Dollar erwirtschaftet wurden.