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13. 8.: +++ kulturpolitik aktuell +++ kulturpolitik...

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+++ Flierl legt kulturpolitisches Konzept für Berlin vor ...+++...aber: CDU bedauert fehlendes Finanzierungskonzept - FDP sieht Widersprüche +++ DAAD stellt Deutschlands Rolle auf dem "internationalen Bildungsmarkt" zur Diskussion +++ Halles Rainer Schomburg sieht in 3Sat-Kultur-TÜV willkürliches Urteil +++

Flierl legt kulturpolitisches Konzept für Berlin vor
Berlin (ddp-bln). Vor dem Hintergrund der angespannten finanziellen Lage der Bundeshauptstadt fordert Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) weitere Reformen im gesamten Kulturbereich. Ziel müssten auch mehr Planungssicherheit und Staatsferne sein, sagte der Politiker am Freitag bei der Vorstellung eines Kulturpolitischen Konzepts. Für Flierl bildet die Kultur neben der Wissenschaft das «tatsächliche» Zukunftspotenzial der Stadt. Berlin müsse sich daher im globalen Standortwettbewerb noch stärker mit Kulturmetropolen wie London, Paris oder Barcelona messen, sagte der PDS-Politiker.
Die Vorbereitungen für den vom Abgeordnetenhaus angeforderten Bericht hatten zwei Jahre gedauert. Der Senator rechnet aber damit, dass nach einer öffentlichen Debatte die Leitlinien «nicht 1:1» umgesetzt werden. Er habe jedoch Impulse über die Legislaturperiode hinaus gesetzt, betonte Flierl. Dies wolle er auch als ein «Signal» verstanden wissen, sein Amt längerfristig auszuüben.
Im Einzelnen geht Flierl zum Beispiel von einer Reduzierung der Zahl der Konzertorchester in Berlin aus. Die Analyse der Publikumszahlen lasse vermuten, dass «langfristig nicht mit einer angemessenen Nachfrage» gerechnet werden könne. Neben den Philharmonikern sollten daher dauerhaft nicht mehr als zwei hochkarätige, international konkurrenzfähige Konzertorchester in Berlin arbeiten, heißt es in dem Konzept.
Weiterhin sieht der Senat gegenwärtig keine Möglichkeit, der Ballett-Compagnie ein eigenes Domizil für den zeitgenössischen Tanz zu schaffen. Das Ensemble werde auf den Bühnen der Opernhäuser gebraucht. Bei den Theatern fordert der Senator, bei der nächsten Evaluierung der konzeptgeförderten Häuser neben der künstlerischen Qualität verstärkt auf Wirtschaftlichkeit und öffentliche Resonanz zu achten.
Im Museumsbereich beklagt Flierl, dass die originär städtischen Häuser immer stärker hinter den international und national ausgerichteten Museen zurückstehen müssen. Er schlägt darum vor, mehrere städtische Museen zusammenzufassen, damit sie jene «kritische Größe» erhalten, die sie konkurrenzfähig mache. Dabei biete sich vor allem die Zusammenführung der Stiftung Stadtmuseum mit der Berlinischen Galerie und dem Brücke-Museum sowie später mit dem Kolbe-Museum unter dem Dach einer Stiftung Berliner Landesmuseen an.
Weiterhin regt Flierl an, die Gedenkstätte Hohenschönhausen, die ehemalige Stasi-Zentrale, die Mauergedenkstätte Bernauer Straße sowie den Dokumentationsort im ehemaligen Aufnahmelager Marienfelde in einen «institutionellen Zusammenhang» zu bringen. Dadurch könnte die Darstellung der politischen Unterdrückung in der DDR und der Folgen der deutschen Teilung dauerhaft gesichert werden. Seitens der Bundesregierung werde dafür an Konzepten gearbeitet, sagte der Senator. Unbedingt darin eingebunden werden müsse das Haus am Checkpoint Charlie - bei Wahrung der privaten Trägerschaft. Darüber hinaus plädiert der Senator für die Errichtung einer städtischen Berliner Kulturstiftung, der alle Programme der Stipendien- und Projektförderung übertragen werden. Das Land sollte mit der Stiftung mehrjährige Zuschussverträge schließen, sagte Flierl. Dadurch werde größere Planungssicherheit unabhängig von Haushaltslagen gewährleistet.
Außerdem kann sich der Senator die Zusammenfassung des Museumspädagogischen Dienstes und der Berliner Kulturveranstaltungs GmbH zu einem Städtischen Kulturbüro vorstellen. Als «front office» soll es Projekte beraten und begleiten, Veranstaltungen im Auftrag von Senat und Bezirken durchführen, kulturpädagogische Angebote vernetzen und Publikationen herausgeben.
Bei der bereits zu Jahrebeginn vollzogenen Opernstiftung sieht sich Flierl auf einem guten Weg. Die Erarbeitung der Satzung durch den Vorstand und die komplette Besetzung des Stiftungsrates stünden kurz bevor. Auch der fünfjährige Zuschussvertrag sei erarbeitet.

CDU bedauert fehlendes Finanzierungskonzept - FDP sieht Widersprüche
Berlin (ddp-bln). Das von Kultursenator Thomas Flierl (PDS) vorgelegte kulturpolitische Konzept für Berlin ist bei der Opposition teilweise auf Kritik gestoßen. Flierl bleibe über weite Strecken theoretisch und mache keine Finanzierungsvorschläge, sagte am Freitag die kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Monika Grütters. FDP-Kulturexpertin Sibylle Meister betonte, in dem Papier fänden sich etliche Widersprüche.
Das größte Problem von Flierl sei, dass er «über keinerlei Rückhalt im Senat, beim Regierenden Bürgermeister und in der Koalition, vor allem in der SPD, verfügt», sagte Grütters. Es sei bezeichnend für den rot-roten Senat, dass die Kultur in Berlin auf ein Konzept zweieinhalb Jahre lang warten musste. Flierl werde daran gemessen, ob er wenigstens in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode «aus Hohlformeln und Abbruchszenarien noch eine konstruktive Kulturpolitik aus eigener Kraft» zustande bringt.
Gerade die kleinen Spezialmuseen wie das Brücke-Museum unter das Dach einer großen Landesstiftung einzugliedern, sei angesichts der erfolgreichen Arbeit der kleinen Museen eine zu hinterfragende Entscheidung Flierls, betonte Meister. Ebenso fragwürdig sei, dass Flierl von den Theatern verlange, mehr auf Wirtschaftlichkeit und Resonanz zu achten. Im Fall des noch amtierenden Intendanten des Maxim Gorki Theaters, Volker Hesse, sei dies nicht berücksichtigt worden, obwohl das Haus erfolgreich sei. Flierl hatte den Vertrag mit Hesse nicht verlängert, weil es einen Dissens über die künstlerische Perspektive des Hauses und ökonomisch-administrative Fragen gibt.

DAAD stellt Deutschlands Rolle auf dem "internationalen Bildungsmarkt" zur Diskussion
Mit einem Aktionsprogramm zur Internationalisierung der Hochschulen will der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) die deutschen Hochschulen im internationalen Wettbewerb um die klugen Köpfe unterstützen. Der Entwurf enthält konkrete Vorschläge für weltweit attraktive Studien- und Forschungsangebote, für mehr internationale Qualifizierung des deutschen Nachwuchses, für die Schaffung professioneller Strukturen an den Hochschulen und für das internationale Hochschulmarketing. Insgesamt gehe es nach beachtlichen quantitativen Erfolgen nun um eine Phase der qualitativen Verbesserungen, zum Beispiel bei der Auswahl und Betreuung der ausländischen Studierenden, der Überwindung sprachlicher Barrieren und der Erhöhung der Erfolgsquoten. Auch müsse das Angebot international ausgerichteter, englischsprachiger Studiengänge an deutschen Hochschulen deutlich ausgeweitet sowie der Ausbau internationaler Promotionsprogramme vorangetrieben werden. Um den deutschen Nachwuchs international zu qualifizieren, soll bis zum Jahr 2010 wenigstens die Hälfte der Hochschulabsolventen einen mehrmonatigen studien-, praxis- oder forschungsbezogenen Auslandsaufenthalt realisiert haben. Dafür müssten nicht zuletzt Zahl und Dotierung der Stipendien verbessert werden. Daneben sollte die Umstellung zur neuen, zweistufigen Studienstruktur zur gleichzeitigen Internationalisierung der Curricula genutzt werden, indem Studien- und Praxisphasen im Ausland möglichst auch obligatorisch integriert werden; andernfalls bestehe Gefahr, dass die verkürzte und stärker verschulte Ausbildung keinen Spielraum mehr für Auslandsengagement lasse. In einem zweiten Teil des Aktionsprogramms werden Optionen für Deutschlands künftige Rolle auf dem internationalen Bildungsmarkt zur Diskussion gestellt. ... weiter zum vollständigen Artikel unter
http://www.kulturportal-deutschland.de/kp/artikel.html?artikelid=1335

Halles Rainer Schomburg sieht in 3Sat-Kultur-TÜV willkürliches Urteil
Halle (ddp-lsa). Als «subjektiven Eindruck einer Kulturredaktion» hat der kulturpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Reiner Schomburg, den für Halle negativ ausgefallenen Kultur-TÜV der 3sat-Sendung «Kulturzeit» bezeichnet. «Es stellt sich die Frage, welche Befähigung bringen die 3sat-Redakteure mit, um einen TÜV durchzuführen,» erklärte Schomburg am Freitag. Der Begriff wecke mit Blick auf den TÜV bei Fahrzeugen hohe Erwartungen und verlange von den Kfz-TÜV-Prüfern bestimmte Voraussetzungen, ein Kultur-TÜV im Fernsehen könne dagegen sehr willkürlich sein.
Beim so genannten Kultur-TÜV, dem der Sender alle Bewerbern um die Europäische Kulturhauptstadt 2010 unterzieht, war Halle in dieser Woche durchgefallen. Aus Schomburgs Sicht ist «Halle ein starkes Pfund, mit dem Sachsen-Anhalt wuchern kann». Die Stadt Händels liege um Herzen Europas und war wichtiger Impulsgeber für die Kultur im gesamten deutschen Sprachraum, wie der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion feststellte. Den Kulturredakteuren empfahl er, sich intensiver mit dem Potenzial Halles auseinander zu setzen. Die Konzepte Halles zur Kultur in einer schrumpfenden Stadt seien wegweisend für die Herausforderungen der Zukunft.
Mit der seit 1985 alljährlichen Berufung einer europäischen Kulturhauptstadt sollen Reichtum, Vielfalt und Gemeinsamkeiten der europäischen Kulturen herausgestellt und ein Beitrag zur besseren Verständigung der Europäer geleistet werden. Deutsche Städte können sich für das Jahr 2010 bewerben. Das Auswärtige Amt bittet den Bundesrat, bis zum Juni 2005 seine Entscheidung mitzuteilen. http://www.halle.de
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