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«20 Feet from Stardom» - Doku beleuchtet die Sänger im Hintergrund
«20 Feet from Stardom» - Doku beleuchtet die Sänger im Hintergrund
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«20 Feet from Stardom» - Doku beleuchtet die Sänger im Hintergrund

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Berlin - Ob Rock oder Pop, bei vielen Bands kennt jeder den Sänger, schon weil er auf der Bühne meistens ganz vorne steht. Aber was ist seinen Kollegen, die am Rand bleiben müssen oder in einem Backgroundchor untertauchen? Um sie geht es in der Doku «20 Feet from Stardom» auf Arte an diesem Mittwoch (20.15 Uhr).

Ein Backgroundsänger wird kaum wahrgenommen. Er befindet sich auf der Bühne stets im Schatten des Stars, der im Rampenlicht steht - obwohl die Sänger im Hintergrund oft mehr Leben in das Geschehen auf der Bühne bringen. Sie verzichten auf die große Karriere als Solokünstler. Manchmal ist es ihnen zu anstrengend, manchmal ist ihnen wichtiger, sich unauffällig und harmonisch in das Team einzufügen und mit anderen Stimmen zu verschmelzen.

Das ist für die meisten von ihnen völlig okay, weil sie kein allzu großes Ego an den Tag legen. Aber für manche ist es auf die Dauer ganz schön bitter, weil sie einfach einen richtig guten Job machen, ohne dass er entsprechend gewürdigt würde. Doch der eine oder andere arbeitet sich im Laufe der Zeit nach vorne, bis hin zum Leadsänger. Das aber kann ein sehr weiter Weg sein.

Wie die Doku an eindrucksvollen Beispielen zeigt, begann der Weg vieler Backgroundsänger fast immer schon früh: Sie fingen an zu singen, als sie noch Kinder waren, oft im Kirchenchor. Viele waren schwarz und wollten einfach nur Musik machen, auch als Zeichen für ihren Aktivismus in Sachen Bürgerrechte für Schwarze - und natürlich auch deshalb, weil sie einfach unfassbar gut waren und sind. Einige von ihnen erzählen endlich ihre lustigen und traurigen Geschichten und davon, auf was alles sie in ihrem Leben mehr oder weniger freiwillig verzichtet haben - nur wenige Meter vom Ruhm entfernt.

Zu den im Film porträtierten Backgroundsängern gehören Lynn Mabry (58; sie sang für Talking Heads, Bette Midler), David Lesley (68; Aretha Franklin, Dusty Springfield), Dr. Mable John (85, Ray Charles), Darlene Love (75; Sonny & Cher, Tom Jones), Patti Austin (66; Paul Simon, Cat Stevens), Susaye Greene (66; The Supremes, Stevie Wonder), Lisa Fischer (57; Rolling Stones, Tina Turner) und die unvergleichliche Táta Vega (64; Elton John, Patti La Belle), die einer Sängerin wie Aretha Franklin alle Ehre gemacht hätte und im Film sagt: «Ich liebe Melodien, den Klang, die Schwingungen. Es ist vertraut und doch immer wieder neu».

Filmautor Morgan Neville (48, «The Music of Strangers») hat mit vielen Beteiligten gesprochen, darunter mit Produzenten, Musikbiografen und Musikhistorikern - und natürlich auch mit großen Künstlern wie Bette Midler, Sting oder Mick Jagger, die sich sehr respektvoll über ihre Backgroundsänger äußern. Der anrührende, faszinierende und - völlig zu recht - oscarprämierte Dokumentarfilm holt diese großartigen Sänger endlich aus dem Schatten des Rampenlichts heraus und schafft so ein Filmdokument, das nachdenklich stimmt und ganz nebenbei für ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit sorgt.

Der unvergleichliche «Motown-Sound» wird sofort lebendig, und hinzu kommt ein geradezu fabelhafter Soundtrack mit Hits wie «Gimme Shelter», «Sweet Home Alabama» oder «Walk on the Wild Side» - so manchem Zuschauer fährt diese Musik bestimmt sofort in die Beine. Schade nur, dass man vor dem Fernseher kaum zum Tanzen kommt, denn dafür sind die Musikeinblendungen viel zu kurz. Aber man könnte ja mal wieder die «Supremes» auflegen.

 

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